Ein Minus von 52,6 Millionen Euro, ein Umsatzeinbruch von 100 Millionen, Verbindlichkeiten von 217 Millionen: Die Geschäftszahlen, die Bundesliga-Schlusslicht Schalke 04 für das Jahr 2020 vorlegte, sind alarmierend. Der bevorstehende Abstieg in die zweite Liga verschärft die Krise - der Traditionsklub muss seine Ausgaben radikal zusammenstreichen.
"Wir geben nur das Geld aus, das wir haben, und nicht das, das wir hoffen, in Zukunft zu haben", sagte Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers bei der Vorstellung des Konzerngeschäftsberichts am Dienstag. Das heißt: Für das Unterhaus plant der einstige Champions-League-Stammgast nur noch mit einem Drittel seines Spieleretats und stoppt den Umbau seines Vereinsgeländes.
"Das ganze Jahr ist durch Corona beeinflusst worden, Einnahmen in Höhe von 70 Millionen Euro sind durch die Pandemie weggebrochen", erläuterte Rühl-Hamers. Der Finanzplan für den Abstieg: möglichst viele Spieler möglichst teuer verkaufen, und dann mit einem "Zweitliga-Etat, der in der Spitzengruppe liegt", den Wiederaufstieg anstreben.
2020 betrug der Personaletat noch 102 Millionen Euro, etwa 80 Prozent davon für die Gehälter der Profiabteilung. Damit lag Schalke, das nur eines der letzten 43 Bundesligaspiele gewann, im oberen Drittel der Liga. Auf eine konkrete Zahl für das Unterhaus wollte sich Rühl-Hamers "auf keinen Fall" festlegen - "aus Wettbewerbsgründen".
Schalke 04: "Werden unsere Spieler nicht verramschen"
Laut DFL-Wirtschaftsreport lag der Personaletat Spielbetrieb im oberen Drittel der zweiten Liga im Schnitt bei 22 Millionen Euro. Ob Schalke tatsächlich eine derart radikale Reduzierung gelingen kann, hängt auch davon ab, welche Spieler verkauft werden können. Hochdotierte Profis wie Amine Harit, Mark Uth, Salif Sane oder Suat Serdar stehen auch in der nächsten Saison noch unter Vertrag.
"Wir werden unsere Spieler nicht verramschen", stellte Rühl-Hamers klar, betonte aber auch, dass Transfererlöse nicht automatisch den geplanten Zweitliga-Etat erhöhen: "Es kann nicht sein, dass jeder zusätzliche Euro in die Mannschaft fließt." Nur bei der "Knappenschmiede", der Schalker Nachwuchsabteilung, soll der Rotstift nicht angesetzt werden.
Gestoppt wird sofort das Projekt "Berger Feld", der 100 Millionen teure Umbau des Vereinsgeländes. "Durch Corona haben sich die Rahmenbedingungen entscheidend verändert", erläuterte die Finanzvorständin. "Ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag" sei für zusätzliche Trainingsplätze, das Profileistungszentrum und die Instandsetzung des Parkstadions bislang ausgegeben worden. Mehr geht nicht, denn die Lage ist prekär: Nach zwei Jahren in Folge mit hohen Verlusten ist das negative Eigenkapital auf 71 Millionen angewachsen. Die Gesamtverbindlichkeiten stiegen wegen des Corona-Darlehens (35 Millionen Euro) um 19 auf 217 Millionen Euro.
Die zweite Liga soll nicht durch zusätzliche Schulden finanziert werden. "Wir müssen innerhalb einer Saison einen ausgeglichenen Cashflow haben", betonte Rühl-Hamers: "Wir stellen vieles auf den Prüfstand." Bei einem sofortigen Wiederaufstieg habe sie "die Vision, dass wir in zwei, drei, vier Jahren wieder stabil aufgestellt sind". Aber auch auf "das Szenario eines zweiten Jahres in der zweiten Liga" sei man vorbereitet. Dann allerdings müsste wohl noch radikaler gekürzt werden.