Nach kicker-Informationen herrscht zwischen Leipzig und dem 47 Jahre alten US-Amerikaner Einigkeit. Ausstehend sei nur die Einigung zwischen den Klubs - was angesichts der Nähe beider Vereine reine Formsache sein dürfte. Dass Gespräche zwischen den Klubs über einen Marsch-Wechsel nach Deutschland laufen, bestätigte RB-Sportdirektor Christoph Freund bei Sky.
"Mehr können wir aktuell noch nicht sagen, weil wir uns noch in den Gesprächen befinden. Wenn Gespräche noch nicht abgeschlossen sind oder es keine Einigung gibt, kann man auch nichts verkünden", sagte Freund.
Auch ein Leipzig-Profi äußerte sich bereits zum wahrscheinlichen Nagelsmann-Nachfolger: "Jesse war schon mal hier. Das ist schon mal ein gutes Zeichen, dass es passt. Er kennt uns schon, er kennt die Leute. Klar würde das gut passen, aber es ist nicht meine Endscheidung, die treffen andere", sagte Stürmer Yussuf Poulsen bei Sky: "Wenn es Jesse wird, dann sind wir froh drüber und wenn etwas anderes entscheiden wird, dann ist es eben so. Dann hat Jesse einen guten Job in Salzburg gemacht und wird es auch in Zukunft weiter machen."
Die Risse, die durch den Nagelsmann-Abgang im scheinbar stabilen Konstrukt RB Leipzig entstanden waren, wurden also schleunigst mit einem Vertrauten aus dem RB-Kosmos geflickt. Wie tief die Verwerfungen angesichts der ebenfalls beschlossenen Trennung von Sportdirektor Markus Krösche allerdings wirklich sind, ist noch nicht abzusehen. Unter der Oberfläche brodelt es jedenfalls.
Vor allem Nagelsmann ist für Leipzig nicht zuletzt aufgrund der Strahlkraft des 33-Jährigen nicht adäquat zu ersetzen. Dessen Abgang zeigt, dass der ambitionierte Klub vorerst am Ende seiner Entwicklung angekommen ist.
RB kann Bayern-Jäger sein. Ein Bayern-Erbe ist der Emporkömmling nicht. Das dürfte auch Nagelsmann erkannt haben, der sich in München seinen "Lebenstraum" erfüllt, aber eben auch schlagartig in Europas Fußball-Beletage vorstößt.
Ob dies in Leipzig ohne Nagelsmann noch gelingen kann, dürften sich jetzt viele Spieler fragen. Die international begehrten Leistungsträger Dani Olmo (22) oder Christopher Nkunku (23) reagierten laut Sport Bild wenig begeistert auf den Nagelsmann-Wechsel. Spielmacher Emil Forsberg (29) und Kapitän Marcel Sabitzer (27) - beide seit Jahren im Klub und mit Verträgen bis 2022 ausgestattet - dürfte ein weiteres Bekenntnis zu RB deutlich schwerer fallen. Zumal Abwehrchef Dayot Upamecano seinem Trainer nach München folgt.
RB Leipzig: Keine Gefahr, den Status durch einen Umbruch zu verspielen
Eine Gefahr, den national wie international mit viel guter Arbeit erkämpften Status im wohl größten Umbruch der jungen Klubgeschichte zu verspielen, sieht Geschäftsführer Oliver Mintzlaff allerdings nicht.
"Das ist keine Bankrott-Erklärung", sagte Mintzlaff zur Nagelsmann-Entscheidung: "Wir werden die Lücke schließen. Julian wird uns spüren, wir werden weiterhin auf Angriff gehen."
Seine Zuversicht schöpft Mintzlaff auch aus dem Blick in die Vergangenheit. Die Abgänge von Trainer Ralph Hasenhüttl und Leistungsträger Naby Keita (2018) meisterte RB ebenso wie den Abschied von Leitfigur Ralf Rangnick und Torjäger Timo Werner (2020).
"Wir haben gezeigt, dass es hier weitergehen kann. Ich weiß, dass wir einen Plan haben", sagte Mintzlaff: "Wir werden einen Nachfolger haben, der die Philosophie nicht auf links dreht, sondern das, was Julian aufgebaut hat, fortsetzt." Dieser heißt offenbar Marsch.
Wie schwer das Erbe für Nagelsmanns Nachfolger wird, hängt auch vom weiteren Saisonverlauf ab. Drei große Ziele hat der Klub für die Saison 2020/21 noch definiert: In der Bundesliga soll die beste Saison der Klubgeschichte samt Vize-Meisterschaft gelingen. Im Falle eines Finaleinzugs winkt am 13. Mai im Endspiel des DFB-Pokals der erste Titel der Klubgeschichte.