Marsch unterschreibt einen Zweijahresvertrag bis 2023. Er war bereits in der Saison 2018/19 unter Ralf Rangnick Co-Trainer in Leipzig. Nach Informationen der Mitteldeutschen Zeitung zahlt Leipzig eine niedrige siebenstellige Ablöse an Salzburg.
"Mit Jesse Marsch konnten wir unseren Wunschkandidaten als neuen Cheftrainer verpflichten und die wichtigste Position im sportlichen Bereich bei RB Leipzig schnell mit einem Top-Trainer nachbesetzen", sagte Oliver Mintzlaff, Vorsitzender der Geschäftsführung". "Jesse hat bei all seinen bisherigen Stationen hervorragende Arbeit geleistet und sich Schritt für Schritt weiterentwickelt. Es ist natürlich ein großer Vorteil, dass er bereits ein Jahr für RB Leipzig gearbeitet hat. Jesse kennt den Klub, die Stadt Leipzig und vor allem unsere Vereins- und Spielphilosophie. Neben seinen Qualitäten als Coach zeichnen Jesse vor allem seine positiv-ehrgeizige Art aus, durch die er Menschen im und um den Verein extrem begeistern und mitnehmen kann."
Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund erklärte, "die Entscheidung über seinen Wechsel zu RB Leipzig ist letztlich sehr kurzfristig passiert, wir waren aber aufgrund der offenen und fairen Gespräche davor auf diese Situation vorbereitet."
Marsch soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge für RB dem Premier-League-Klub Tottenham Hotspur abgesagt haben. Sein Nachfolger in Salzburg wird der frühere Hoffenheimer Matthias Jaissle. Der 33 Jahre alte Schwabe kommt vom Farmteam FC Liefering und unterschreibt einen Zweijahresvertrag bis 2023.
Marsch äußerte sich am Donnerstag in Salzburg zum Wechsel, der "keine einfache Entscheidung" gewesen sei. Die Vorfreude ist dennoch groß. Leipzig sei ein Verein, "den ich sehr, sehr gut kenne. Ich freue mich sehr über die Chance, mit einer solch guten Mannschaft zu arbeiten", sagte Marsch.
Ob ihn Spieler aus Salzburg nach Sachsen begleiten, ließ Marsch offen. Darüber sei noch nicht gesprochen worden, "dafür ist es noch zu früh. Sicher mag ich viele unserer Spieler in Salzburg."
Marsch zu RB Leipzig: Nagelsmann begrüßt schnelle Lösung
Nagelsmann begrüßte die zügige Nachfolgereglung. "Ich freue mich, dass schnell ein Nachfolger gefunden wurde. RB bekommt einen guten Trainer", sagte Nagelsmann über Marsch. Eine konkrete Einschätzung über Marsch wollte er jedoch nicht abgeben. "Ob es die gute, perfekte Lösung ist, kann ich nicht bewerten. Das ist auch nicht meine Aufgabe, dafür kenne ich Jesse zu wenig", sagte Nagelsmann, der nach Saisonende das Gespräch mit Marsch suchen will: "Dann werde ich ihm alles Gute wünschen und hoffe, dass er diesen Weg erfolgreich weitergehen kann."
Bezüglich seines Wechsels zum deutschen Rekordmeister hofft Nagelsmann auf Verständnis der Fans. Er könne verstehen, "dass da Stimmen laut werden, die es nicht verstehen, die glauben, dass ich gelogen habe die letzten Wochen oder das alles provoziert habe", sagte der 33-Jährige: "Ich hoffe trotzdem, dass wenn ich nächstes Jahr hier auflaufe, der Großteil der Fans daran zurückdenkt, dass es zwei sehr erfolgreiche Jahre waren und ich gern hier war."
Nagelsmann verlässt RB Leipzig - gehen auch die Stars?
Nagelsmann (33) wechselt zur kommenden Saison zu Rekordmeister Bayern München. Die Risse, die durch den Nagelsmann-Abgang im scheinbar stabilen Konstrukt RB Leipzig entstanden waren, wurden also mit einem Vertrauten aus dem RB-Kosmos geflickt. Wie tief die Verwerfungen angesichts der ebenfalls beschlossenen Trennung von Sportdirektor Markus Krösche allerdings wirklich sind, ist noch nicht abzusehen.
Auch der Verlust weiterer Spieler droht. Die international begehrten Leistungsträger Dani Olmo (22) oder Christopher Nkunku (23) reagierten laut Sport Bild wenig begeistert auf den Nagelsmann-Wechsel. Spielmacher Emil Forsberg (29) und Kapitän Marcel Sabitzer (27) - beide seit Jahren im Klub und mit Verträgen bis 2022 ausgestattet - dürfte ein weiteres Bekenntnis zu RB deutlich schwerer fallen. Zumal Abwehrchef Dayot Upamecano seinem Trainer nach München folgt.
RB Leipzig will "auf Angriff gehen": "Julian wird uns spüren"
Eine Gefahr, den national wie international mit viel guter Arbeit erkämpften Status im wohl größten Umbruch der jungen Klubgeschichte zu verspielen, sieht Mintzlaff allerdings nicht. "Das ist keine Bankrott-Erklärung", sagte er zur Nagelsmann-Entscheidung: "Wir werden die Lücke schließen. Julian wird uns spüren, wir werden weiterhin auf Angriff gehen."
Seine Zuversicht schöpft Mintzlaff auch aus dem Blick in die Vergangenheit. Die Abgänge von Trainer Ralph Hasenhüttl und Leistungsträger Naby Keita (2018) meisterte RB ebenso wie den Abschied von Leitfigur Ralf Rangnick und Torjäger Timo Werner (2020).
"Wir haben gezeigt, dass es hier weitergehen kann. Ich weiß, dass wir einen Plan haben", sagte Mintzlaff: "Wir werden einen Nachfolger haben, der die Philosophie nicht auf links dreht, sondern das, was Julian aufgebaut hat, fortsetzt." Dieser heißt nun offiziell Marsch.
Wie schwer das Erbe für Nagelsmanns Nachfolger wird, hängt auch vom weiteren Saisonverlauf ab. Drei große Ziele hat der Klub für die Saison 2020/21 noch definiert: In der Bundesliga soll die beste Saison der Klubgeschichte samt Vize-Meisterschaft gelingen. Im Falle eines Finaleinzugs winkt am 13. Mai im Endspiel des DFB-Pokals der erste Titel der Klubgeschichte.
Jesse Marsch: Trainerstationen
Zeitraum | Verein | Aufgabe |
02/2010 - 07/2011 | A-Nationalmannschaft USA | Co-Trainer |
08/2011 - 11/2012 | Montreal Impact | Cheftrainer |
08/2013 - 12/2014 | Princeton Tigers | Co-Trainer |
01/2015 - 07/2018 | New York Red Bulls | Cheftrainer |
07/2018 - 06/2019 | RB Leipzig | Co-Trainer |
07/2019 - 06/2021 | Red Bull Salzburg | Cheftrainer |