Werder Bremen: Die Fehler der Verantwortlichen
Bode und Baumann bilden eine Art Schicksalsgemeinschaft. Der eine segnet als Aufsichtsratschef die sportlichen Entscheidungen des anderen ab, Bode holte Baumann erst nach dem Rauswurf von Thomas Eichin ins Amt des sportlichen Leiters.
Baumann verlängerte mit der ersten Amtshandlung den Kontrakt von Skripnik, das war vor fünf Jahren. Ein paar Wochen und drei Bundesligaspiele später musste Baumann seinen Trainer schon wieder entlassen.
Der Start war also vorsichtig formuliert eher ungünstig, wobei sich Baumann aber auch durch den einen oder anderen gelungenen Spielertransfer Reputation und Vertrauen erkaufte. Ähnlich wie bei Kohfeldt ging das alles gut bis zum Sommer 2019. Die Einschätzung, wie mit dem Verlust von Max Kruse umzugehen sei, war fundamental falsch. Der Trainer und auch Baumann setzten auf das "Mehr-Spieler-Modell", das krachend scheiterte.
In den Transferperioden seitdem griff Baumann immer wieder beherzt daneben, füllte den Kader mit Spielern auf, die anderweitig auf den Ersatzbänken der Konkurrenz saßen. Auch das ist eine Anleihe aus früheren Tagen, als es Klaus Allofs immer wieder gelang, prägende Figuren auf diese Weise nach Bremen zu holen, etwa Johan Micoud oder Diego.
Auch für Frank Baumann wird es eng
Baumanns Plan ging aber kaum einmal auf. Mittlerweile hat er mehr Geld für Spieler ausgegeben als eingenommen, dabei sollte doch das einer der Pfeiler der Bremer Zukunft sein: Sich über Spielerverkäufe Luft zu verschaffen.
Herausgekommen ist ein krummer Kader, dem seit Jahren ein Sechser fehlt und stattdessen vollgepumpt ist mit Spielern, die nur wenig Verkaufswert haben. Baumann hat es verpasst, Werte zu schaffen mit seinen Transfers. Er hat seinem Trainer einen Kader auf den Hof gestellt, der zu den drei, vier schlechtesten der Liga gehört. Er hat es trotz einiger Reformen und dem Technischen Direktor Schaaf als Bindeglied zwischen NLZ und Lizenzspielerabteilung nicht geschafft, eigene Talente dauerhaft nach oben zu holen und auch im Klub zu halten.
Baumann hat die Alarmzeichen übersehen, die die Mannschaft schon vor einigen Wochen ausgesandt hat. Er hat ein Pokalspiel gegen einen überlegenen Gegner als Referenzgröße ausgerufen, Kohfeldt ein Endspiel verschafft in einer Partie, die dafür überhaupt nicht geeignet war.
Kohfeldts Freistellung ist nun auch Baumanns ganz persönliche Niederlage und sie erhöht den Druck in den Wochen nach der Saison. Ein "Weiter so" wurde in der Analyse der letzten Saison kategorisch ausgeschlossen. Herausgekommen ist knapp ein Jahr später ein "Weiter so". Es wird auch für Baumann eng.
Die prekäre finanzielle Notlage von Werder Bremen
Wie eigentlich auch für alle anderen. Bode ist schon lange umstritten, Finanzchef Klaus Filbry macht, was eben möglich ist. Aber die Bilanzen des Klubs sind mindestens so verheerend wie der sportliche Zustand der Mannschaft.
Vergangene Woche veröffentlichte Werder die Parameter für die geplante Fan-Anleihe, auf über 200 Seiten musste der Klub schonungslos seine Zahlen offenlegen und dabei alle Szenarien aufzeigen - auch das einer Insolvenz. Werder benötigt dringend frisches Geld, die ohnehin schon schlechten Rahmenbedingungen sind für den Fall des Klassenerhalts formuliert. Steigt die Mannschaft ab, oder kommen nicht die gewünschten rund 20 Millionen Kapital durch den Börsengang zustande, müssen die Kennzahlen noch einmal ganz neu berechnet werden.
Unter anderem muss schnelles Geld durch Spielerverkäufe generiert werden. In einem Markt, der durch Corona brachliegt und von dem niemand weiß, wann er Fahrt aufnehmen wird.
Im Handel mit Klubs, die nun sehr genau wissen, wie es um Werder bestellt ist und einfach abwarten können, bis die Bremer zum Handeln gezwungen sind. Die Ausgangslage könnte auch hier schlechter nicht sein.