FC Bayern - Karl-Heinz Rummenigge übt Kritik an David Alaba: "Sehr wenige haben Verständnis"

Von SPOX
Karl-Heinz Rummenigge, FC Bayern
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Der scheidende Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, hat Kritik am abgewanderten David Alaba geübt. Zudem befürchtet er, dass die Politik bezüglich der Rückkehr von Fans zu zurückhaltend agiert.

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Der 65-Jährige zeigte sich im kicker "äußerst irritiert, dass die Rückkehr-Konzepte für die Zuschauer nicht analog zu den Inzidenzwerten vorangetrieben werden". Der Inzidenzwert in München liege beispielsweise unter 30. "Da müssen wir über größere Zuschauerzahlen auch offen diskutieren", forderte Rummenigge.

Besonders die Atmosphäre beim Champions-League-Finale in Porto am 29. Mai habe dem FCB-Boss, der sein Amt am Monatsende an Oliver Kahn abgeben wird, imponiert. Rummenigge war als einer von 14.110 Zuschauern im Stadion. "Die Bundesliga war im Mai 2020 die Erste, die wieder den Betrieb aufgenommen hat, aber wir sind offenbar die Letzten, die wieder Zuschauer bekommen", bemängelte er.

Zur Europameisterschaft sollen bei den drei Vorrundenspielen gegen Frankreich (15. Juni), Portugal (19. Juni) und Ungarn (23. Juni) in der Münchner Allianz Arena jeweils mindestens 14.500 Fans zugelassen werden, wenn es nach der UEFA geht. Auch ein Viertelfinale soll in der bayerischen Landeshauptstadt stattfinden.

Rummenigge: "Dann hätte hinter Kahn ein Schatten gelauert"

Rummenigge hatte am vergangenen Dienstag seinen vorzeitigen Abgang verkündet. Wie er im Gespräch mit der Bild verraten hatte, sei der Entschluss "über mehrere Wochen gereift". Im kicker-Interview gab er für diesen Schritt sportliche und strukturelle Gründe an.

"Diese sieben Titel seit Juni 2020, die lassen sich nun mal schlecht toppen. Das ist das Eine", erklärte er und fügte an: "Zum anderen geht es um das Verantwortungsbewusstsein, was die Nachfolge betrifft. Inzwischen spüre ich, dass Oliver Kahn bereit ist."

Der Rekordmeister habe das "große Glück", frühzeitig einen Nachfolger gefunden zu haben. Kahn kenne den Verein aus allen Perspektiven. "Es ist für mich persönlich ein sehr gutes Gefühl, dass ich den Verein in gute Hände übergeben kann", sagte Rummenigge. Auch der Klub selbst sei gut aufgestellt, man werde "trotz der Pandemie auch diese Saison mit einem guten Ergebnis abschließen".

Zudem sei es im "Sinne des Trainers und Verein", dass er den neuen Trainer Julian Nagelsmann nicht noch ein halbes Jahr begleite. "Dann hätte hinter Oliver Kahn immer noch ein Schatten gelauert, der am Ende noch irgendwas hätte besser wissen wollen oder müssen. Das tut niemandem gut, schon gar keinem neuen, jungen Trainer", so Rummenigge: "Das ist doch das Schöne an meiner Position: Ich muss nichts mehr beweisen. Saniert werden muss bei Bayern auch nichts. Aber renovieren und neu einrichten, das tut ja immer der, der einzieht."

Deshalb habe er sich auch an der Trainersuche nicht mehr beteiligt: "Warum soll ich einen Trainer suchen, der dann vielleicht nicht optimal zu denen passt, die über meine Amtszeit hinaus mit ihm arbeiten müssen? Das wäre nicht nur sinnfrei, sondern auch fahrlässig."

Rummenigge kritisiert "Dämon namens Transfermarkt"

Nach seiner Amtsübergabe will Rummenigge eine Pause einlegen und diese nicht für "irgendwelche Vertragsverhandlungen unterbrechen". Trotzdem spüre er "noch eine große Verantwortung" für den Fußball. "Dementsprechend möchte ich etwas zurückgeben und dieser Verantwortung auch als Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees gerecht werden. Ich sehe mich immer noch als Vertreter des Klub-Fußballs, doch zum ersten Mal kann ich etwas neutraler agieren", erklärte er.

Somit wolle er sich nun "strategischeren Aufgaben widmen", verriet Rummenigge: "Der jüngste Angriff auf die Statik des europäischen Fußballs durch die Super-League-Initiative hat doch deutlich gezeigt, welchen Problemen wir uns stellen müssen."

Dem Europameister von 1980 ist besonders der "Dämon namens Transfermarkt" ein Dorn im Auge. "Die angestrebten Reformen müssen gut durchdacht werden. Die Frage ist ja: Steuern wir das Schiff nicht schon lange in einen Orkan, den wir nicht mehr kontrollieren können? Die südeuropäischen Klubs funken schon jetzt SOS", sagte er.

Auch deutsche Klubs würden aktuell von "der Hand in den Mund leben. Von den unteren Ligen ganz zu schweigen". Man müsse fundiert über Gehaltsobergrenzen und die Deckelung der Beraterhonorare sprechen. "Natürlich stellen Gehaltsobergrenzen einen erheblichen Eingriff in die Vertragsfreiheit der beteiligten Personen dar. Aber den betroffenen Rechten der Spieler und der Vereine steht das berechtigte Interesse der Verbände und Ligen an einem fairen und finanziell nachhaltigen Wettbewerb entgegen", sagte Rummenigge.

Es sei ein "Grundpfeiler" des Fußballs, dass die Starken "die Schwachen mittragen, sonst funktioniert es nicht", betonte er ehemalige Weltklasse-Stürmer. Dieser Wahrheit müssten sich auch die Berater stellen. "Ich erinnere mich noch genau, wie Volker Struth zu Beginn der Pandemie gesagt hat, man müsse in Zukunft kleinere Brötchen backen. Das war eine bemerkenswerte Aussage", sagte Rummenigge. "Bei den Verhandlungen zu Upamecano wurden daraus aber schnell eher wieder ausgewachsene Baguettes."

Rummenigge über Alaba: "Turbokapitalismus macht mir Sorgen"

Gehaltsobergrenzen hätten das Resultat, den Wettbewerb zu "stabilisieren und nicht einzuschränken", betonte er. "Der Turbokapitalismus im Fußball macht auch mir zwischenzeitlich große Sorgen, denn er lässt die Fans zu sehr außer Acht", sagte Rummenigge - und kritisierte indirekt auch David Alaba: "Ich glaube, sehr wenige Menschen haben in dieser existenziellen Krise Verständnis, wenn ein Fußballprofi schon 15 Millionen im Jahr verdient und dann mit 19,5 Millionen nicht zufrieden ist."

Alaba hatte sich nach langen Vertragsverhandlungen gegen eine Ausdehnung seines Arbeitspapiers beim FC Bayern entschieden und unterschrieb nach Saisonende bei Real Madrid einen Vertrag bis 2026. "Wir müssen generell eine Balance finden zwischen der Basis und der wirtschaftlichen Komponente, dürfen den Fußballfan nicht vergessen, nur weil er jetzt ein Jahr nicht im Stadion war", sagte Rummenigge.

Der Fußball müsse weiterhin für Emotionen, Nähe und Miteinander stehen. Deshalb sei eine Super League, die im April kurz nach der Verkündung krachend gescheitert war, für den FC Bayern und Borussia Dortmund nie ein Thema gewesen. "Was wäre eine Super League ohne die deutschen Klubs und Paris St. Germain? Gar nicht super! So haben wir gemeinsam ein wichtiges Zeichen der Solidarität gesetzt", erklärte Rummenigge: "Diese Form der Super League ist vom Tisch. Und eine rein wirtschaftlich orientierte Liga von Abtrünnigen hilft niemandem."

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