Bundesliga: 11 Thesen zur Saison 2021/22 - Bayern ist fällig, Haaland knackt Lewy

SPOXGoal
12. August 202119:30
Mo Dahoud hat gute Chancen auf eine WM-Teilnahme.getty
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"Ich wage mal eine Prognose: Es könnte so oder so ausgehen." Der ehemalige United-Trainer Ron Atkinson (82) hat SPOX und Goal schon vor langer Zeit vorgewarnt. Wir legen uns trotzdem fest: Bayern ist fällig, Haaland knackt Lewy und Dahoud fährt zur WM - die elf Thesen zum Bundesligastart.

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1. Die Bundesliga wird weiter an Attraktivität verlieren

von Daniel Buse

Für das Bundesliga-Eröffnungsspiel denkt sich die DFL immer etwas ganz Besonderes aus: Nachdem der FC Bayern als Serienmeister im Heimspiel am ersten Spieltag zuletzt meist den überforderten Gegnern keine Chance gelassen hat, muss es diesmal etwas Neues sein. Es geht für den FCB nach Gladbach - und damit darf die Liga im Klassiker der Vergangenheit auf mehr Spannung als zuletzt zu hoffen. Ein würdiger Auftakt in die neue Saison.

Doch die Bundesliga ist halt nicht nur Gladbach vs. Bayern, sondern inzwischen auch viel Wolfsburg vs. Bochum, Bielefeld vs. Freiburg und Augsburg vs. Hoffenheim. Alles Duelle, die am ersten Liga-Wochenende auf dem Spielplan stehen - und die den neutralen Fußball-Fan in Deutschland kaum jucken dürften. Der Titel ist seit einer gefühlten Ewigkeit an den FC Bayern vergeben, dahinter probieren es Teams wie Leipzig und Dortmund vergeblich, die Münchner Dominanz zu brechen. Und dahinter kommt der große Rest, Augsburg vs. Hoffenheim halt.

Mit dem Abstieg des FC Schalke 04 und von Werder Bremen haben sich zwei Klubs verabschiedet, die immerhin noch eine gewisse Strahlkraft hatten, die interessierten, aufregten oder begeisterten. Der Platz-Tausch mit den beiden Aufsteigern aus Fürth und Bochum veranschaulicht, wie groß der Verlust für die Liga ist.

Das Gerede, dass die zweite Liga jetzt die neue erste Liga ist, ist zwar deutlich übertrieben, aber acht der 18 mitgliederstärksten Klubs Deutschlands spielen aktuell im Unterhaus. Für das Interesse an der Zweiten Liga ist das schön und gut - für die Bundesliga allerdings nicht.

2. David Raum wird der deutsche Newcomer der Saison

von Louis Loeser

Bereits vor dem Aufstieg von Greuther Fürth stand fest, dass David Raum in dieser Saison in der Bundesliga auflaufen wird. Im Januar verkündete die TSG Hoffenheim die ablösefreie Verpflichtung des Linksverteidigers und landete damit schon frühzeitig heimlich still und leise einen Transfercoup.

Raum war in der Aufstiegssaison der Kleeblätter Schlüsselspieler und verpasste kein einziges Pflichtspiel. Auf der linken Seite zeigte er alle Qualitäten, die einen modernen Außenverteidiger ausmachen und schaltete sich immer wieder ins Offensivspiel ein. Dabei lieferte er regelmäßig punktgenaue Hereingaben und sammelte insgesamt 15 Assists - geteilter Ligahöchstwert (mit Robert Zulj, VfL Bochum).

Auch bei der U21-Europameisterschaft knüpfte Raum an seine starken Leistungen an. Insgesamt zehn Flanken - und damit doppelt so viele wie jeder andere Akteur - brachte der gelernte Offensivspieler an den Mann und trug zwei Torvorlagen zum EM-Titel bei. Fast als Blaupause ergänzte ihn dabei Ridle Baku vom VfL Wolfsburg auf der rechten Abwehrseite. Beide sind sie genau der schnelle, offensivstarke und moderne Typ Außenverteidiger, den die A-Nationalmannschaft seit Jahren sucht.

"Dann wird immer wieder gesagt, dass wir keine Außenverteidiger mehr haben. Dann sind David Raum und Ridle Baku auf einmal da", stellte auch Matthias Sammer nach der U21-EM im Interview mit dem Focus fest und zeigte damit bereits an, wie die Zukunft der DFB-Elf unter Hansi Flick aussehen könnte.

In Hoffenheim ist Raum derweil genau das fehlende Puzzle-Stück. Seit dem Abgang von Nico Schulz zum BVB herrscht auf der linken Abwehrseite der Kraichgauer Unbeständigkeit. Weder die Umschulung von Flügelspieler Robert Skov noch die Leihe von Ryan Sessegnon (Tottenham Hotspur) konnten daran etwas ändern. Raum hat hingegen das passende Anforderungsprofil.

Im variablen System von Sebastian Hoeneß kommen die Stärken des 23-Jährigen perfekt zur Geltung. Sowohl in der Vierer- als auch in der Dreierkette hat Raum offensiv viele Freiheiten und wird regelmäßig mit Diagonalbällen gefüttert.

3. Die Abgänge von Alaba und Boateng werden zum Problem

von Oliver Maywurm

Jerome Boateng stand in 29 von 34 Bundesligaspielen der vergangenen Saison in der Startelf des FC Bayern, David Alaba in deren 30. Oft bildeten sie dabei gemeinsam die Innenverteidigung. Ab dieser Saison werden beide dem Rekordmeister bekanntlich nicht mehr zur Verfügung stehen: Alaba wechselte zu Real Madrid, Boateng hat nach seinem Vertragsende in München bis dato noch keinen neuen Verein gefunden.

Klar: Mit Dayot Upamecano hat Bayern einen der besten Innenverteidiger der Liga neu dazu geholt, mit Lucas Hernandez und Niklas Süle stehen zwei weitere zentrale Abwehrspieler mit riesigem Potenzial zur Verfügung und dann wären da ja auch noch die aufstrebenden Talente Tanguy Nianzou und Chris Richards. Dennoch werden die Abgänge von Alaba und Boateng in der öffentlichen Wahrnehmung meiner Meinung nach unterschätzt.

Rein sportlich brechen da schließlich zwei Eckpfeiler der Defensive weg. Alaba war über die letzten Jahre über jeden Zweifel erhaben, Boateng fand unter Hansi Flick wieder zurück zu alter Form - und beide zählen weiterhin zu den besten Abwehrspielern im Weltfußball. Ob Bayern diesen Verlust adäquat kompensieren kann? Upamecano muss sich erst in der neuen Umgebung zurechtfinden und beweisen, dass er auch dem Druck beim FC Bayern Stand hält. Süle konnte nach seiner schweren Knieverletzung bis dato nicht die alte Verfassung wiedererlangen, Hernandez ist sehr verletzungsanfällig, Nianzou und Richards brauchen noch die beim FCB bekanntlich meist fehlende Zeit zum Lernen.

Und was noch schwerer ins Gewicht fällt als der sportliche Aspekt, ist die Tatsache, dass mit Alaba und Boateng zwei Persönlichkeiten den Klub verlassen haben. Zwei Identifikationsfiguren, zwei Respektspersonen, zwei Wortführer, die auf einen riesigen Erfahrungsschatz zurückgreifen können und so gut wie alles gewonnen haben, was es zu gewinnen gibt.

Aus solch hochkarätigen Abgängen ergeben sich auch in der Kabine neue Strömungen, zudem fallen zwei Anker des Teams weg. Es gibt weniger Schultern, auf die die Last verteilt werden kann - was gerade in Bayerns aktueller Situation mit neuem Trainer und schwieriger Vorbereitung durchaus problematisch erscheint.

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4. Der FC Bayern ist diesmal fällig, die Meisterserie reißt

von Filippo Cataldo

Zugegeben, ich behaupte seit 2018 unmittelbar vor Beginn der jeweiligen Bundesligasaison, dass die Meisterserie des FC Bayern München in der folgenden Saison zu Ende gehen wird. Meine Argumente erscheinen mir eigentlich auch jetzt noch stichhaltig:

  • 2018 schien mir Niko Kovac der falsche Trainer für die vorhandenen Spieler und deren Spielstil.
  • 2019 schien mir Kovac immer noch nicht ganz der Richtige und der BVB zu stark.
  • 2020 konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Triplegewinner, die bald darauf auch noch das Sextuple holten, ihre Anstrengungen aus dem ersten Coronajahr auch nur annähernd würden wiederholen können. Und der BVB zu stark.

Nun ja. Obwohl ich vor dieser Saison keinerlei Zweifel habe am Bayerncoach, Julian Nagelsmann ist genau der richtige Mann am richtigen Ort, ich den BVB heuer nicht stärker einschätzen würde als RB Leipzig und Corona zwar immer noch anstrengend, aber vor der dritten Corona-Saison leider zur Normalität für alle geworden ist, behaupte ich auch diesmal aus vollster Überzeugung, dass Bayern nicht auch zum zehnten Mal in Serie Meister werden wird. Ich bin mir sogar so sicher wie nie.

Der Kader, bereits in der vergangenen Spielzeit in der Breite nicht stärker als der Leipziger und Dortmunder, ist auch in der Spitze schwächer geworden: Die Baustellen in der Abwehr hat Kollege Maywurm schon thematisiert. Vorne wird Robert Lewandowski zudem nicht noch einmal 41 Tore erzielen, sein Vertreter Eric Maxim Choupo-Moting wird genauso wie Thomas Müller nicht jünger und die drei Flügelspieler Kingsley Coman, Serge Gnabry und Leroy Sane laufen Gefahr, auch diese Saison zeitweilig mehr mit sich selbst als mit allem anderen beschäftigt zu sein. Die Verletzungssorgen sind zudem schon vor Saisonbeginn so groß wie sonst nur im Frühjahr.

Dazu kommt: Julian Nagelsmann hat den klaren Auftrag von den Bossen bekommen, endlich auch wieder ein Talent aus dem eigenen Campus zum Stammspieler zu formen. Was schon in stabileren Bayern-Mannschaften schwer bis unmöglich war, könnte das ohnehin schon wacklige Gebilde aus der Bahn werfen und wertvolle Punkte kosten - auch wenn die aktuellen Talente um Chris Richards oder Josip Stanisic hochklassiger wirken als ihre Vorgänger aus vergangenen Jahren.

5. Ömer Beyaz wird die internationale Entdeckung der Saison

von Florian Regelmann

Am 29. August wird Ömer Beyaz 18 Jahre alt. Normalerweise wäre das nicht sonderlich erwähnenswert, ist es nun aber doch. Denn: Als Nicht-EU-Ausländer ist der Türke, der im Sommer als Versprechen für die Zukunft von Fenerbahce nach Stuttgart kam, erst nach seinem 18. Geburtstag für den VfB spielberechtigt.

Wäre in der Vorbereitung alles normal verlaufen bei den Schwaben, wäre das immer noch nicht besonders interessant. Die Vorbereitung ist aber nicht normal verlaufen. Beyaz hat mit 17 Jahren einen exzellenten Eindruck hinterlassen - Sportdirektor Sven Mislintat musste offen einräumen, dass sein Juwel weiter ist als vorher gedacht.

Beyaz weiß schon jetzt, wie er seinen Körper einsetzen muss, um Bälle zu behaupten und zu erobern. Er ist wendig, bewegt sich extrem geschmeidig in engräumigen Situationen und findet Lösungen. Wenn Chefcoach Pellegrino Matarazzo von Beyaz spricht und "ganz großes Potenzial" sieht, leuchten seine Augen fast etwas.

Kurzum: Wäre Beyaz einen knappen Monat früher geboren, hätte es niemanden überrascht, wenn Matarazzo ihn im Pokalspiel sofort in die erste Elf gestellt hätte. Der nur 1,71 Meter große offensive Mittelfeldspieler hat schon in jungen Jahren eine Top-Athletik, soll aber noch an Muskelmasse zulegen, um auch in Eins-gegen-Eins-Situationen stabiler zu werden.

Daran wird aktuell in der Zwangspause gearbeitet, sein Bundesliga-Debüt könnte Beyaz dann am 4. Spieltag bei Eintracht Frankfurt feiern. Niemand sollte es wundern, wenn Beyaz zwar mit Verspätung startet, sich dann aber zur internationalen Entdeckung der Saison mausert. Diamantenauge Mislintat könnte erneut ein echter Volltreffer gelungen sein.

6. Der Hype um Svensson geht vorbei - Mainz steigt ab

von Gabriel Wonn

Corona-Chaos, ganze elf Spieler in Quarantäne - die Saison beginnt desaströs für Mainz 05. Und sie wird auch desaströs enden. Denn was von einigen Experten jährlich prognostiziert wird, wird nach dieser Saison eintreffen: Mainz steigt ab.

Der entscheidende Grund, warum dies nicht schon letztes Jahr passiert ist: der krasseste Trainereffekt der vergangenen Spielzeit. Denn auch der ja bislang durchaus berechtigte Hype um Bo Svensson geht irgendwann zu Ende.

Denn der Erfolgsgarant der Nullfünfer hat zu großen Teilen deshalb funktioniert, weil er einem im Winter eigentlich schon abgestiegenen Klub Emotionalität, Glauben und Hoffnung gegeben hat. Das mag ein paar Monate lang gut gehen, aber es ersetzt über 34 Spieltage hinweg nicht die Qualität, die den Mainzern im Vergleich zu den meisten anderen Bundesligisten fehlt.

Mainz stand in der letzten Saison phasenweise hinter Schalke - das sagt eigentlich alles. Wenn in der kommenden Spielzeit die Begeisterung um den Trainer im grauen Liga-Alltag verloren geht, können beispielsweise auch die guten Neuzugänge Widmer und Stach nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Mainzer Kader nicht bundesligatauglich ist.

Die beiden Top-Torschützen der vergangenen Saison fallen nun schließlich auch weg: Jean-Philippe Mateta ist inklusive Kaufoption an Crystal Palace ausgeliehen, Robin Quaison hat den Verein ablösefrei in Richtung Saudi-Arabien verlassen.

Svensson ist ein guter Trainer, aber er ist kein Klopp oder Tuchel, um im Mainzer Bild zu bleiben. Der Däne wird keine großen Stars aus unbekannten Spielern machen oder deren mangelnde Qualität mithilfe von Motivationsreden kompensieren können. Er ist auch kein Unikat wie Christian Streich, der in Freiburg jedes Jahr das nahezu Unmögliche möglich macht und mit einem vermeintlich schwachen Kader in der Liga bleibt.

Vielleicht wird man Fürth oder Bielefeld noch hinter sich lassen können, doch spätestens in der Relegation geht es runter. Ob Mainz dann mit Svensson in die zweite Liga gehen wird? Man kann es sich gut vorstellen. Denn der Trainer kann am wenigsten dafür, dass seine Mannschaft einfach nicht gut genug für Deutschlands Eliteklasse ist. Und beliebt ist er bei Verein und Fans ja zweifellos.

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7. Herthas Transfersommer ist europareif

von Stanislav Schupp

Neues Jahr, neuer Anlauf - neues Glück? Nach dem enttäuschenden Abschneiden mit Platz 10 beziehungsweise 14 in den vergangenen beiden Spielzeiten startet Hertha BSC in der kommenden Saison erneut die Mission Europa. Und dieses Mal stehen die Zeichen gut, denn mindestens der Transfersommer der Berliner ist europareif.

Mit Suat Serdar (Schalke 04), Marco Richter (FC Augsburg), Stevan Jovetic (AS Monaco) sowie dem verlorenen Sohn Kevin-Prince Boateng (AC Monza) verstärkte sich der selbsternannte "Big City Club" (bislang) viermal. Zudem kehrte unter anderem Davie Selke von seiner Leihe bei Werder Bremen zurück.

"Nur" knapp 15 Millionen investierte die Hertha diesen Sommer, verstärkte den ohnehin bereits namhaften und eigentlich stark besetzten Kader jedoch nicht einfach nur mit noch mehr klangvollem Personal, sondern punktuell. Mit dem ligaerfahrenen Serdar gewann das Team von Pal Dardai zusätzliche Stabilität und Kreativität fürs Zentrum, Boateng bringt neben seiner (internationalen) Erfahrung die nötige Mentalität und kämpferischen Einsatz mit. Der gebürtige Hauptstädter übernimmt die Rolle des Anführers und Antreibers auf und abseits des Platzes. Eigenschaften, die der Alten Dame in der vergangenen Saison gefehlt hatten.

Erfahrung bringt auch Jovetic mit. Der 31-Jährige spielte bereits für Top-Teams wie Manchester City oder Inter Mailand und hat vor allem im Testspiel gegen Liverpool ohne Anlaufschwierigkeiten bewiesen, welche Qualitäten er mitbringt. Richter hat mit 23 Jahren hingegen noch Luft nach oben, macht die Offensive jedoch noch variabler und unberechenbarer. Und Selke? Der bewies sich in der Vorbereitung und im Pokal bereits sehr treffsicher und strotzt in seinem zweiten Anlauf in der Hauptstadt vor Selbstvertrauen.

Entscheidende Faktoren für die Berliner Offensive, in der letzte Saison fast ausschließlich Matheus Cunha konstante Leistungen zeigte.

Während der Kader nominell in den vergangenen Jahren bereits das Zeug zu Europa gehabt hätte, wirkt die Mannschaft trotz der vorhandenen finanziellen Mittel eher wild zusammengewürfelt. Mit Fredi Bobic gewann Hertha auch außerhalb des Platzes einen europareifen Transfer dazu. In Frankfurt bewies dieser über fünf Jahre hinweg, dass er ein Top-Team zusammenstellen kann. Mit dieser Truppe kann es keinen anderen Saisonausgang als Europapokal geben.

Dardai hat nun eine gesamte Spielzeit Zeit, seinen Trend aus dem Saisonendspurt fortzusetzen.

8. Erling Haaland knackt den Lewandowski-Rekord

von Niklas König

60 Pflichtspiele, 60 Tore - und das mit gerade einmal 21 Jahren: Nicht erst seit seinem Dreierpack zum Saisonauftakt im DFB-Pokalspiel bei Wehen Wiesbaden am vergangenen Samstag (3:0) liest sich Erling Haalands Bilanz beim BVB verboten gut. Und doch sind sich alle einschließlich des Norwegers selbst einig: Sein Limit ist längst noch nicht erreicht.

Erst kürzlich erklärte Haaland, noch besser und vor allem vielseitiger sowie effektiver werden, mehr Tore mit rechts, links und dem Kopf erzielen zu wollen. Und es ist durchaus realistisch, dass ihm dies schon in der neuen Saison gelingt.

Auch wenn das Spiel gegen den Drittligisten aus Wiesbaden genauso wenig als Gradmesser taugt wie diverse Vorbereitungspartien: Im neuen Spielsystem des neuen BVB-Trainers Marco Rose mit zwei Spitzen und einem Zehner dahinter scheinen Haalands Stärken noch besser zum Tragen zu kommen.

Bleibt Haaland weitgehend verletzungsfrei, wird er sogar Robert Lewandowskis unfassbaren Rekord von 41 Saisontoren knacken.

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9. Sebastian Hoeneß muss als erster Trainer gehen

von Stefan Zieglmayer

Platz elf stand am Ende seiner Debütsaison als TSG-Coach. Das klingt nach viel Sicherheit, der Saisonverlauf zeichnete aber ein anderes Bild.

Die Euphorie nach den beiden Auftaktsiegen gegen Köln (3:2) und den FC Bayern (4:1!) ebbte nach dem Ende der Torserie von Andrej Kramaric ab. Die TSG rutschte von der Tabellenspitze bis auf Platz zwölf ab. Kampf um den Klassenerhalt statt um Europa. Im Saisonendspurt brauchte es die Siege gegen Gladbach im Rose-Taumel, die hoffnungslosen Schalker oder das 1:1 gegen Bielefeld dringend. Nicht mehr als zwei Bundesligaspiele in Folge gewann Hoffenheim. Die fehlende Konstanz rührt von Verletzungen und Corona-Ausfällen, aber auch von teils antriebslos wirkenden Auftritten der gesamten Mannschaft.

Bis auf Kramaric und Keeper Oliver Baumann überzeugte in der vergangenen Saison kaum ein Profi der TSG. Neuzugänge, die Hoffenheims Qualität sofort erhöhen, holte Sportdirektor Alexander Rosen nicht. Da bin ich nicht so optimistisch wie Kollege Loeser. David Raum (linker Verteidiger) und Angelo Stiller (defensives Mittelfeld) sind vielversprechende Talente. Ob die sofort einschlagen, bleibt aber abzuwarten.

So geht Hoeneß mit nahezu demselben (dünnen) Kader in die neue Saison, wofür er nicht viel kann. Und mit alten Problemen, für die er nichts kann. Dennoch: Mit Adamyan, Bebou, Grillitsch, Hübner und Nordtveit fallen schon zum Saisonstart fünf Spieler aus. Dazu trifft die TSG in den ersten Wochen unter anderem auf Union, Dortmund, Wolfsburg und die Bayern. Die Vorschau auf einen mindestens wackeligen Saisonstart bot die erste Runde im Pokal, als Hoffenheim erst in der Verlängerung den 3:2-Sieg klarmachte.

Meine forsche Prognose: Hoffenheim verpatzt den Start, holt aus den ersten zehn Spielen weniger als acht Punkte und wird am 11. Spieltag gegen RB Leipzig von Interimstrainer Marcel Rapp (U19) betreut.

Sebastian Hoeneß stand schon in der vergangenen Saison unter Druck.getty

10. Dominik Szoboszlai wird Leipzigs Schlüsselspieler

von Niklas König

Bereits im Januar war Dominik Szboszlai aus Salzburg zu RB Leipzig gewechselt, sein Pflichtspieldebüt feierte er aufgrund von Verletzungsproblemen, derentwegen er auch die EM verpasst hatte, aber erst am vergangenen Samstag im Erstrundenspiel des DFB-Pokals beim SV Sandhausen (4:0). Nach 78 Minuten für Amadou Haidara eingewechselt, gelang ihm drei Minuten später gleich sein erster Treffer für die Roten Bullen. Es war eine kleine Kostprobe von dem, was man künftig vom Ungar erwarten darf.

Szoboszlai ist vielseitig einsetzbar und bringt alles mit, was von einem modernen Offensivspieler erwartet wird. Dank seines rechten Fußes ist er bei Fernschüssen und Standardsituationen ähnlich gefährlich wie einst Juninho.

21 Tore und 29 Vorlagen lieferte er in 62 Pflichtspieleinsätzen in den vergangenen beiden Spielzeiten - übrigens unter seinem alten wie neuen Trainer Jesse Marsch.

Nach seiner langwierigen Schambeinverletzung wird der 20-Jährige wohl noch einige Wochen brauchen, um seine Bestform zu finden, was auch Marsch bestätigte. Dennoch hat Szoboszlai die Qualität, um schon in dieser Saison die zentrale Figur in der Offensive und damit auch Leipzigs Schlüsselspieler zu werden.

11. Dahoud toppt die vergangene Saison und fährt zur WM

von Stanislav Schupp

Was Mahmoud Dahoud nach zuvor enttäuschenden Jahren im BVB-Dress in der Rückrunde der vergangenen Saison auf dem Platz zeigte, grenzte an Perfektion.

Der 25-Jährige bestach durch starke Ballbehandlung, schnelles und präzises Umschaltspiel sowie gutes Auge. In Sachen Rückwärtsbewegung und Defensivzweikampf entwickelte sich Dahoud unter Edin Terzic weiter und war einer der Garanten dafür, dass die Dortmunder die Saison mit dem Gewinn des DFB-Pokals und dem Einzug in die Champions League noch geradebiegen konnten.

In der anstehenden Spielzeit wird Dahoud den Trend weiterführen - und sogar noch toppen. Cheftrainer Marco Rose legt viel Wert auf ein schnelles und präzises Umschaltspiel, genau dafür ist Dahoud in der Mittelfeldraute als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive mit seiner herausragenden Spieleröffnung der richtige Mann. In seiner fünften Saison bei den Westfalen wird Dahoud endlich über die gesamte Dauer die Rolle spielen, die ihm zusteht und die sich die BVB-Verantwortlichen bei seiner Verpflichtung im Sommer 2017 eigentlich ursprünglich erhofft hatten.

Aufgrund seiner Variabilität im Mittelfeld und vor allem seiner Spielstärke wird es für Bundestrainer Hansi Flick mit Blick auf die anstehende Weltmeisterschaft kein Vorbeikommen an Dahoud geben. Der Dortmunder könnte die Rolle des Achters erfüllen und auf lange Sicht Ilkay Gündogan ablösen, als dessen Ersatz ihn Dortmund seinerzeit holte.

Bereits bei der vergangenen EM, für die Dahoud auf Abruf bereitstanden hatte, hätten seine Spielidee und Kreativität dem oftmals ideenlos wirkenden und langsamen Spiel der Nationalmannschaft enorm weitergeholfen.