Das Liebesbekenntnis von Anthony Modeste kam aus tiefstem Herzen. "Ich lieb' den! Wir haben einen geilen Trainer", sagte der Torjäger des 1. FC Köln unlängst im Aktuellen Sportstudio des ZDF über Steffen Baumgart. Seitdem der emotionale Fußballlehrer mit der markanten Schiebermütze das Zepter am Geißbockheim schwingt, geht es auch mit Mittelstürmer Modeste wieder bergauf.
Die Renaissance des 33-Jährigen verblüfft viele Experten, aber vier Saisontore - genauso viele Ligatreffer wie in den beiden vergangenen Jahren zusammen - unterstreichen die wiedergewonnenen Qualitäten des Franzosen.
Auch Hansi Flick war am vergangenen Samstag Augenzeuge im Stadion, als Modeste - in der vergangenen Fast-Abstiegssaison an die AS St. Etienne ausgeliehen - gegen Vizemeister RB Leipzig wieder traf. "Er zeigt plötzlich eine ganz andere Ausstrahlung. Das ist das Werk von Baumgart. Anthony zeigt totale Leidenschaft - das gefällt mir sehr", sagte der Bundestrainer dem Express.
Das Tor gegen Leipzig war "sehr emotional" für Modeste. "Ich habe meinen Vater vor drei Jahren verloren, und er war sehr wichtig für mich", erzählte der erfahrene Profi bei Sky und ließ am Geburtstag seines verstorbenen Vaters den Tränen freien Lauf.
Modeste schoss Köln einst in die Europa League
Die FC-Fans glauben, dass ihr "Tony" wieder so stark ist wie in der Spielzeit 2016/17, als er mit 25 Treffern den ersten Bundesliga-Meister in die Europa League geschossen hatte. "Wir gehen jedes Spiel mit voller Kraft an, da der Trainer das so verlangt", berichtete Modeste - und der Routinier zieht voll mit.
Vergessen ist sein gründlich verkorkster Abstecher nach China, nach seiner Rückkehr in die Domstadt wirkte Modeste wie ein Fremdkörper und bekam vor allem unter Coach Markus Gisdol kaum noch Einsatzzeiten. "Ich habe mich konstant analysiert", betonte Modeste zuletzt, "wenn es zwei Jahre lang nicht läuft, musst du dich hinterfragen. Ich investiere viel in mich selbst. Wer viel arbeitet, wird belohnt."
Das muss Modeste auch weiterhin, denn Baumgart kennt kein Pardon. "Er ist noch lange nicht da, wo er sein könnte", sagte der Coach unlängst im Interview mit Sport1: "Er hatte in der Vergangenheit auch schon Phasen, in denen er eine höhere Sicherheit hatte und sich noch mehr Torchancen erspielt hat."
Modeste wieder bei den Fans beliebt
Dass der klassische Mittelstürmer wieder eine komplette Saison-Vorbereitung mitmachen konnte, habe sich positiv ausgewirkt, so der Kölner Trainer, der zudem den Ehrgeiz bei seinem Angreifer wieder geweckt zu haben scheint.
Und die Fans feiern Modeste, dessen Brillen-Jubel nach Toren längst zu seinem Markenzeichen geworden ist. Und je häufiger die Nummer 27 trifft, umso größer wird die Euphorie in Köln. Viele träumen schon wieder vom internationalen Geschäft.
25 Modeste-Tore waren es vor vier Jahren. "Immer Spaß mit die Franzose", lautete damals der lustige Standardspruch des FC-Goalgetters mit unverkennbarem Timbre. Anno 2021 ist es wieder so.