"Ich war in Wolfsburg abgeschrieben, die hatten gar keinen Bock mehr auf mich", sagte Pongracic in dem beinahe zwei Stunden langen Gespräch mit Samuel Sibilski. Der 24-Jährige räumte zwar ein, dass er nicht so "draufhauen" dürfe, "weil ich immer noch Spieler von denen bin", tat es aber trotzdem.
"Ich bin ein Jahr ausgeliehen, mit Kaufoption. Die ist nicht allzu hoch. Wenn ich das einigermaßen mache, hoffe ich mal, dass die das machen werden", erklärte Pongracic mit der Hoffnung, auch über den Sommer hinaus in Dortmund zu bleiben.
Demnach müsste der BVB neun Millionen Euro für den Kroaten auf den Tisch legen. Jene Summe, die die Wölfe im Januar 2020 an RB Salzburg für Pongracic überwiesen hatten. "Die würden gar kein Plus machen", sagte er mit einer gewissen Schadenfreude: "Für die ist es auch ein bisschen scheiße. Wenn ich jetzt hier durch die Decke gehe, sagen die in Wolfsburg alle: 'Was habt ihr hier gemacht, wen habt ihr hier ziehen lassen?' Das freut mich extrem."
Im vergangenen Sommer war Pongracic in der Hierarchie der Innenverteidiger des VfL nach der Verpflichtung von Sebastiaan Bornauw (1. FC Köln) noch weiter nach hinten gerutscht. In anderthalb Jahren bei den Wölfen kam er auf lediglich 23 Einsätze.
Pongracic wütet: Die haben angefangen, "Faxen zu machen"
In den letzten Wochen vor seinem Wechsel ins Ruhrgebiet habe Wolfsburg "angefangen, Faxen zu machen", sagte Pongracic und schob nach: "Da habe ich gemerkt, die wollen auch, dass ich von mir aus gehe, dass ich Platz mache für andere. Eklig."
Bei den Trainingsspielen hätte er auf einmal nicht mehr mitwirken können. "Ich will ausrasten", sagte er mit dem Gedanken daran. Den ehemaligen VfL-Coach Mark van Bommel habe er sich am "liebsten packen" wollen.
Von Angesicht zu Angesicht musste sich Pongracic beim Niederländer, der inzwischen von Florian Kohfeldt ersetzt wurde, aber offenbar zurückhalten. "Da musst du dich dann hinsetzen und mit dem reden wie ein Politiker", sagte er.
Außerdem verrät Pongracic, dass er aufgrund von mangelnden Optionen beinahe beim RSC Anderlecht gelandet wäre. Zu finanziellen Einbußen sei er aber nicht bereit gewesen. "Es gab wenig Optionen. Natürlich gehe ich nicht irgendwo auf Leihe und spiele für so und so viel Geld weniger. Ich kann nicht auf Riesensummen verzichten, das geht nicht, das macht keinen Sinn. Ich habe Scheißoptionen gehabt, richtig dumme Angebote, die keinen Sinn machen", führte Pongracic aus.
Pongracic wollte nicht auf Geld verzichten
In Wolfsburg sei er aber zu "frustriert" für einen Verbleib gewesen: "Ich dachte so, Digga, das kann ich nicht machen. Das entspricht nicht meinem Niveau. Ich kann nicht gefühlt in die 2. Liga zurück, obwohl ich mich hier schon in der 1. Bundesliga bewiesen habe."
Kurz vor Ende des Transferfensters habe sich aber noch der BVB gemeldet. Unter Trainer Marco Rose hatte Pongracic bereits in Salzburg gespielt. "Es ist ja schockierend, wenn man überlegt: Ich bin in Wolfsburg keine Option, aber Dortmund holt mich", konstatierte er: "Die (der VfL Wolfsburg; Ann. der Redaktion) wollten mich loswerden, aber wollten es mir nicht direkt sagen. Wenn sie es mir direkt sagen, müssen sie in dieser Leihe auch einen Teil von meinem Gehalt übernehmen. Dortmund hat das Gehalt übernommen."
Pongracic plaudert Details zu Haaland-Verletzung aus
Zugleich plauderte der Verteidiger Details zur Verletzung seines BVB-Teamkollegen Erling Haaland aus. "Haaland wird uns jetzt fehlen, für die nächsten acht Wochen", meinte Pongracic. Sibilski reagierte überrascht: "Acht Wochen ist er raus?" Daraufhin hielt sich Pongracic die Hand vor den Mund und meinte: "Oh, jetzt habe ich etwas Falsches gesagt. Die nächsten sechs Wochen ist er auf jeden Fall mal raus."
Der BVB-Stürmer fehlt der Borussia seit der 0:4-Pleite im Hinspiel bei Ajax Amsterdam. Dort zog er sich eine Verletzung am Hüftbeuger des linken Oberschenkels zu. Die genaue Ausfallzeit hatte der BVB nicht kommuniziert. BVB-Sportdirektor Michael Zorc am Rande des Bundesligaspiels gegen den 1. FC Köln (2:0), dass es bis zum Comeback von Haaland "noch einige Wochen" dauern wird. Haalands Vater Alf-Inge meinte beim norwegischen Sender TV2: "Es wäre ein Bonus, wenn er vor Weihnachten noch ein paar Spiele machen könnte. Das ist aber eher unwahrscheinlich."
VfL Wolfsburg reagiert auf Pongracic-Aussagen
Beim VfL Wolfsburg kamen unterdessen Pongracics Aussagen nicht gut an. Sportdirektor Marcel Schäfer sagte am Donnerstag auf einer VfL-Pressekonferenz: "Gewisse Dinge gehören intern und zum richtigen Zeitpunkt angesprochen", sagte Schäfer. "Ich halte diesen Zeitpunkt für äußerst fraglich." Auch Konsequenzen für Pongracic deutete Schäfer an: "Wir werden es in Ruhe intern besprechen. Dann werden wir gegebenenfalls die notwendigen Schritte einleiten."
Pongracic kommt in der aktuellen Spielzeit wettbewerbsübergreifend auf bislang elf Einsätze, wovon er fünfmal in der Startelf gestanden hatte. Ob Dortmund die Kaufoption zieht, ist offen. In dem Interview sprach Pongracic auch über seine Anfänge als Fußballer: "Ich saß mit meinem Vater im Auto und er meinte: 'Hey, wo willst du hin? Zu Bayern oder zu Sechzig?'" Er habe "mehr Bock auch Sechzig" gehabt, berichtete Pongracic. Doch als er seinem Vater diesen Wunsch mitteilte, meinte dieser: "Ne, ne, du gehst zu Bayern." Pongracic spielte in der Jugend für beide Münchner Klubs und feierte sein Profidebüt für die Münchner Löwen.