Welche Erlebnisse stechen für Sie heraus?
Mavropanos: Ich werde nie mein Debüt vergessen. Das war im Old Trafford gegen ManUnited und ich bekam es mit Romelu Lukaku zu tun. Bis heute habe ich gegen keinen besseren Stürmer spielen müssen. Wir haben zwar mit dem VfB in der Bundesliga gegen Bayern und Dortmund gespielt, aber ich hatte da nie das persönliche Matchup mit Robert Lewandowski oder Erling Haaland. Deshalb muss ich sagen, dass Lukaku bislang mein härtester Gegenspieler war. Seine Physis ist sehr imposant, dazu ist er technisch so gut, er ist wirklich nur ganz schwer aufzuhalten.
Beim VfB haben Sie es im Training auch mit ein paar guten Jungs zu tun.
Mavropanos: Auf jeden Fall. Vor allem ist Silas wieder zurück. Er ist so schwer zu verteidigen. Wir haben es jetzt schon wieder gesehen, obwohl er bisher nur kürzere Einsätze hatte. Aber selbst in diesen Minuten siehst du sofort, wie besonders Silas ist. Er lässt Dinge auf dem Platz einfach aussehen, die nicht so einfach aussehen sollten. Er hat dieses gewisse Etwas, das nicht viele Stürmer haben. Er ist so wichtig für uns. Er gibt uns so einen großen Schub, wenn er auf dem Feld steht. Und er hat uns auch mit seiner Persönlichkeit gefehlt. Er ist ein witziger Junge, er hat immer ein Lächeln auf den Lippen. Er spricht zwar nicht so viel Englisch, aber oft brauchen wir gar keine Worte, um uns zu verstehen. Silas ist ein besonderer Junge.
Mavropanos: Gladiator? "Der Vergleich stört mich nicht"
Sie spielen aber auch eine besondere Rolle beim VfB. Ihr Coach Pellegrino Matarazzo hat Sie einmal als Gladiator bezeichnet.
Mavropanos: Ich weiß. Ich spreche nicht so gerne über mich, aber sagen wir mal so: Der Vergleich stört mich nicht. (lacht) Es gibt schlimmere Vergleiche. Es ehrt mich auch, wenn andere mich zum Beispiel ein wenig mit Traianos Dellas vergleichen. Dellas ist bei uns in Griechenland ein Held seit dem EM-Titel 2004. Dass mein Name irgendwie in Verbindung zu ihm fällt, freut mich natürlich.
Sie sind aber torgefährlicher als Dellas. Sie haben in der Bundesliga schon vier Tore erzielt in dieser Saison.
Mavropanos: Ich hatte schon immer auch einen Drang, Tore zu schießen. Als kleiner Junge rennst du unabhängig von deiner Position auch mit nach vorne und willst treffen. Das habe ich nie ganz abgelegt. Meine wichtigste Aufgabe als Verteidiger ist und bleibt es, Tore zu verhindern. Aber wenn sich die Möglichkeit bietet gerade bei Standards auch offensiv ein Faktor zu sein, dann musst du diese Chancen nutzen.
Wenn Sie Ihr eigenes Spiel analysieren, woran müssen Sie noch am meisten arbeiten?
Mavropanos: Da gibt es viele Dinge. Ich würde nicht sagen, dass es einen bestimmten Bereich meines Spiels gibt, der verbessert werden muss. Ich muss mich überall verbessern. Taktisch, mit dem Ball, ohne den Ball, ich bin nirgendwo am Limit. Ich denke auch nicht nur an fußballerische Aspekte. Ich arbeite auch mit unserem Teampsychologen zusammen, er hilft mir zum Beispiel mit Entspannungsübungen, auch das ist wichtig. Dazu kommt die körperliche Fitness. Ich habe aufgrund meiner Verletzungen wirklich schon harte Zeiten durchmachen müssen, das war nicht immer einfach, aber genau diese Erfahrungen haben mir auch geholfen, meinen Körper verstehen zu lernen. Was braucht mein Körper? Was braucht er nicht? Wie höre ich am besten auf meinen Körper? Da bin ich zum Glück schon einige Schritte weitergekommen.
Mavropanos: "Ich genieße die Zeit in Stuttgart gerade sehr"
Die VfB-Fans haben Sie längst ins Herz geschlossen und wollen Sie nicht mehr gehen lassen. Wie sehen Sie Ihre Zukunft?
Mavropanos: Ich kann allen VfB-Fans versichern, dass die Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen. (lacht) Ich spüre eine besondere Verbindung zu ihnen und das bedeutet mir viel. Die Unterstützung, die sie mir, aber vor allem dem gesamten Team entgegenbringen, ist großartig. Das gibt einem auf dem Feld einen richtigen Boost. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich weiß, dass ich mich beim VfB unglaublich wohl fühle. Ich genieße die Zeit in Stuttgart gerade sehr, das Umfeld ist fantastisch - natürlich kann ich mir vorstellen, lange hier zu bleiben.
Die Saison ist bislang - teilweise auch aufgrund einer fast schon grotesken Verletzungsmisere - sehr herausfordernd. Wie würden Sie die Leistungen bislang einordnen?
Mavropanos: Ich finde, dass wir mehr Punkte auf dem Konto haben müssten. Wir haben sicher nicht immer eine Top-Leistung abgerufen, aber wir hatten ein paar Spiele, in denen wir gut gespielt haben und am Ende ohne Punkte dastanden. Das hat uns sehr wehgetan. Ich bin aber dennoch guter Dinge für den Rest der Saison. Wir haben hier eine Gruppe zusammen, die Tag für Tag wirklich hart arbeitet und alles für den Erfolg tut. Wir haben auch eine Gruppe zusammen, die genau weiß, was unsere Identität ist, wie VfB-Fußball aussehen soll. Aggressiv, offensiv. Wir werden uns Stück für Stück aus der aktuellen Situation herausarbeiten.
Letzte Frage: Sie stehen mit 24 Jahren immer noch am Anfang Ihrer Karriere. Wenn Sie in 15 Jahren nicht mehr aktiv sind, was wollen Sie unbedingt erreicht haben?
Mavropanos: Ein großes Ziel ist es auf jeden Fall, mit der griechischen Nationalmannschaft ein großes Turnier zu spielen und dazu meinen Teil beizutragen. Eigentlich wollten wir uns schon für die WM in Katar qualifizieren, aber das haben wir leider nicht geschafft. Wir sind auf einem guten Weg, wir haben viele gute Talente in Griechenland, wir brauchen nur noch etwas Zeit.