Fußball-Kolumne: Könnte Omikron sogar für eine erneute Bundesliga-Spielpause sorgen?

Gerade Bayern verzeichnet eine sehr rasche Zunahme von Infektionen bei gleichzeitig im Ländervergleich mäßiger Impfquote.
© getty
Cookie-Einstellungen

Bundesliga: 45 Corona-Ausfälle zum Rückrundenstart

Stattdessen sorgte Corona zum Rückrundenstart für gleich 45 Zwangspausen von Erkrankten und deren engen Kontaktpersonen, sechs davon beim VfB Stuttgart und gleich neun beim FC Bayern. Dass die DFL die Auftaktpartie gegen Mönchengladbach mit Verweis auf die von allen Klubs verabschiedeten Regularien zum Spielbetrieb und ähnlicher Präzedenzfälle in der Vergangenheit (u.a. zu Saisonbeginn bei Mainz 05) nicht verlegte, werten Beobachter als wichtiges Zeichen der neuen Liga-Geschäftsführerin Donata Hopfen.

Allerdings haben die Regeln auch den Hintergrund, dass man gerade mit Blick auf die möglichen Omikron-Folgen so wenig Spiele wie möglich verschieben will, um den wirtschaftlichen Worst Case wie in der Volleyball-Bundesliga unbedingt zu vermeiden. Dort wurde diese Woche die Vorrunde abgebrochen, weil es keine realistische Möglichkeit mehr gab, die zahlreichen ausgefallen Begegnungen noch rechtzeitig vor der Zwischenrunde nachzuholen.

Taskforce-Mitglied Professor Gärtner hatte Anfang Januar erklärt, sie rechne auch in der Bundesliga angesichts der Quarantäne für Kontaktpersonen von 14 Tagen mit Spielausfällen. Umso größer ist die Erleichterung über die am Freitag vom Bundesrat verabschiedete Reduzierung der Isolationszeiten für Infizierte und Kontaktpersonen (schon nach sieben Tagen bei negativem Test), wobei Geboosterte sowie gerade Geimpfte und Genesene gar nicht mehr in Quarantäne müssen.

FC Bayern: Optimismus dank verschärfter Regeln

Gleichwohl wird die Taskforce Sportmedizin unter Leitung von DFB-Mannschaftsarzt Tim Meyer das Hygienekonzept aufgrund der medizinischen Entwicklungen überarbeiten. Aktuell müssen sich nur Nicht-Immunisierte zweimal pro Woche einem PCR-Test oder an allen Trainings-, Spiel- und Reisetagen einem Antigentest unterziehen. Dies wird auf Nicht-Geboosterte ausgeweitet werden.

Doch um ganz sicher zu sein, müssten auch dreifach Geimpfte regelmäßig getestet werden, das zeigen die aktuellen Infektionen bei Manuel Neuer und Co.

Beim FC Bayern ist man jedenfalls verhalten optimistisch, mit einem verschärften Hygienekonzept, privaten Kontaktreduzierungen und einer erweiterten Teststrategie das Corona-Chaos der Vorwoche schnell hinter sich zu lassen. Allerdings könnte durch die eigentlich sinnvollen engmaschigen Testungen ein größeres Problem auf die Liga zukommen. Denn gerade bei Omikron bieten PCR-Tests eine deutlich höhere Sicherheit, weshalb die meisten Vereine auf diese Methode setzen.

Bundesliga-Spielpause wegen fehlender Tests: Für DFL eher unwahrscheinlich

Nun droht angesichts der rasant steigenden Ansteckungswelle aber die Gefahr, dass nicht mehr genügend PCR-Tests für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehen. Generalmajor Carsten Breuer, der Leiter des Corona-Krisenstabs der Bundesregierung, hält dies für eine realistische Gefahr. "Sobald es irgendwo eng wird, muss ich priorisieren. Da haben Beschäftigte in der kritischen Infrastruktur Vorrang", sagte er der Süddeutschen Zeitung.

Die DFL wiederum steht im Wort, keinem Beschäftigten aus diesen Bereichen einen solchen Test vorzuenthalten. "Ich sage es noch einmal deutlich: Sollte es plötzlich zu einer Knappheit der Testkapazitäten in Deutschland kommen, würde der Profifußball selbstverständlich zurückstehen. Wir werden niemandem einen dringend benötigten Test wegnehmen", erklärte der am Jahresende ausgeschiedene DFL-Geschäftsführer Christian Seifert im Frühjahr 2020.

Diese Aussage sei auch unter Nachfolgerin Hopfen gültig, heißt es beim Ligaverband. Allerdings hält man dort ein solches Szenario derzeit für unrealistisch. Denn da mehr als 94 Prozent aller Spieler, Trainer und Betreuer zweifach geimpft und von diesen rund 70 Prozent geboostert seien, benötige man nur noch einen geringen Teil der damals diskutierten Tests für alle.

Antigen statt PCR? Das Risiko bleibt

Sollten allerdings nur Geboosterte von der Testpflicht befreit sein, wären immer noch rund 1000 Tests pro Woche nötig, das entspricht 0,04 Prozent der aktuell laut Bundesgesundheitsministerium zur Verfügung stehenden 2,4 Millionen PCR-Tests. Doch nach Berechnungen von Focus Online würden bei täglich im Schnitt 105.000 Neuinfektionen die verfügbaren Kapazitäten nicht mehr ausreichen - am Freitag vermeldete das Robert-Koch-Institut den Rekordwert von 92.233 Neuansteckungen.

Auch in diesem Fall müsste der Bundesliga-Spielbetrieb aber nicht eingestellt werden, weil man laut DFL-Konzept komplett auf Antigen-Untersuchungen umstellen könnte. Allerdings wären die Risiken der nach wie vor wesentlich unzuverlässigeren Schnelltests ungleich höher als bei der PCR-Methode, alle Infektionen korrekt und zeitnah zu entdecken.

Was einerseits die Spieler gefährden könnte (siehe aktuell die Herzmuskelentzündung von Alphonso Davies), andererseits zu unentdeckten, großflächigen Ausbrüchen in den Teams und damit verbundenen Schwächung der Mannschaften durch vermehrte Ausfälle führen könnte. So blickt die Bundesliga zum Jahresbeginn auf ähnlich unsichere Wochen wie die gesamte Gesellschaft.

Inhalt: