Eigentlich wollte Borussia Dortmund die Verpflichtung von Niklas Süle noch gar nicht an diesem Montag bekanntgeben. Doch dann konnte jemand aus der Frankfurter Entourage des Bayern-Profis das Wasser nicht halten und steckte den Transfercoup der ortsansässigen Rundschau.
Daher entschloss man sich beim BVB, den spektakulären Neuzugang offiziell zu machen. Denn offensichtlich sah man auch in Dortmund den äußerst positiven Nebeneffekt: Niemand sprach mehr über das 2:5-Heimdebakel am Tag zuvor gegen Bayer Leverkusen.
Bevor Süle allerdings im Sommer loslegt, müssen die Schwarz-Gelben noch die Saison zu Ende spielen. Und seit dem vergangenen Spieltag steht der Deutsche Meister ziemlich sicher fest und es wird - schnarch - zum zehnten Mal in Folge der FC Bayern sein.
Allein Niklas Süle sorgt nicht für Spannung im Titelkampf
Durchschnittlicher Vorsprung auf die "Verfolger": 14 Punkte. Daher kann sich kaum jemand vorstellen, dass allein Niklas Süle daran etwas im nächsten Jahr bzw. in den nächsten Jahren ändern wird.
"Bayern München ist nicht deshalb Dauermeister, weil die Mannschaft unschlagbar wäre", schrieb Sport1-Chefredakteur Pit Gottschalk in seinem Newsletter: "Der angebliche Titelkampf stinkt vor Langeweile, weil die Rivalen im Allgemeinen und die Borussen im Besonderen ständig straucheln."
Und so machte sich Gottschalk auch gleich Gedanken, wie die gefühlt ewige Dominanz des Rekordmeisters zu brechen wäre: Einführung von Playoffs, gleiches TV-Geld für alle 18 Bundesligisten oder den Einsatz der zweiten Mannschaft des FC Bayern - war sich gleichzeitig aber sicher: "Keiner dieser Vorschläge wird umgesetzt, schon klar." Wenn er sich da nicht getäuscht hat.
Wobei die letzten beiden Vorschläge tatsächlich nicht eintreten werden. Zwar hat der FCB auch schon mit seiner B-Elf oder in Unterzahl die Ligarivalen geschlagen, aber die Zweitvertretung ist aktuell nicht mal drittklassig.
TV-Gelder: FC Bayern erhält mehr als dreimal so viel wie Fürth
Seriöser und in der Vergangenheit sowohl von einigen Erst- und Zweitligisten als auch von verschiedenen Fanvereinigungen bereits gefordert, wäre hingegen eine zumindest gerechtere Verteilung der TV-Einnahmen etwa nach dem Beispiel der alles andere als kommunistischen Premier League. Dort ist die Schere zwischen oben und unten weit weniger groß als in Deutschland.
Hierzulande hingegen erhalten die Bayern für diese Saison rund 90 Millionen Euro, der BVB als Zweiter schon elf Millionen weniger. Die beiden Aufsteiger Bochum (31,2 Mio.) und Fürth (28,5 Mio.) bekommen dagegen gerade mal ein Drittel der Münchner. Zudem erhielt der FCB zuletzt rund 125 Millionen Euro für die Champions-League-Teilnahme, ab 2024 wird diese Summe nochmal deutlich zunehmen.
Umverteilung wenig realistisch
Doch so wünschenswert eine Umverteilung zugunsten der kleineren Vereine wäre, so wenig realistisch ist dieses Szenario, weil die finanziellen Krater durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch die Topklubs heftig getroffen haben. Allein die drei Geisterspiele in der Bundesliga seit Dezember haben bei den Bayern laut eigenen Angaben für ein zusätzliches Minus von gut zwölf Millionen Euro gesorgt.
Und bei vielen anderen Klubs ist die Lage deutlich fataler, weil sie über Jahre schlechter gehaushaltet haben und den meisten die Millionen aus der Champions League fehlen. Freiwillig dürfte also kaum einer der besser gestellten Vereine den Verteilerschlüssel der TV-Gelder in Frage stellen.
Pro Playoffs: Mehr Einnahmen und mehr Spannung
Blieben also Playoffs nach der regulären Saison. Der ehemalige DFL-Boss und langjährige Leverkusener Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser hat ein solches Modell schon vor mehr als 15 Jahren ins Gespräch gebracht. "Man könnte mit Playoffs einiges gutes für den Fußball tun: Höhere Vermarktungspotenziale, dadurch Mehreinnahmen für alle Klubs und vor allem natürlich mehr Spannung im Titelkampf", erklärte er im Gespräch mit SPOX und GOAL.
Bisher allerdings war Holzhäuser mit seinen Vorschlägen so einsam wie der Rufer in der Wüste. Aus den Führungsetagen sprach sich einzig dessen einstiger Mitarbeiter in Leverkusen, der damalige Stuttgarter Sportvorstand Michael Reschke, im Sommer 2018 dafür aus, zumindest über ein Playoff-Modell nachzudenken. Doch alle anderen Verantwortlichen lehnten beinahe einstimmig in sämtlichen Umfragen der vergangenen Jahre eine Änderung des Bundesliga-Modus ab.
Allen voran der FC Bayern, dessen Präsident Uli Hoeneß seinerzeit über "den schlauen Herrn Reschke" ätzte und vehement jegliche Vorschläge zurückwies: "Jetzt einfach die Regeln ändern, nur weil die anderen nicht so leicht mitkommen, und damit sie wieder wettbewerbsfähig sind? Das kann es ja wohl nicht sein. Das wäre einfach total unfair."
Oliver Kahn: FC Bayern für Playoffs "immer offen"
Mittlerweile allerdings hat Hoeneß seinen Posten als Bayern-Boss aufgegeben und wacht nur noch als einfaches Aufsichtsratsmitglied über sein Erbe. Vorstandsvorsitzender der Bayern München AG ist seit dem vergangenen Sommer Oliver Kahn, und der denkt offenbar in einigen Bereichen anders als seine Vorgänger an der Führungsspitze. Und doch kam die Kehrtwende des Branchenführers in dieser Woche überraschend.
"Ich finde es spannend, über neue Modelle wie Playoffs für die Bundesliga nachzudenken", sagte Kahn dem kicker. "Ein Modus in der Bundesliga mit Halbfinals und Finale würde Spannung für die Fans bedeuten. Es macht also Sinn, so einen Gedanken durchzuspielen. Wir beim FC Bayern sind für neue Ideen immer offen."
Schon zuvor hatte die neue DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen ein Umdenken angedeutet. "Die Liga wäre natürlich attraktiver, wenn sie mehr Wettbewerb an der Spitze hätte", sagte sie der Bild am Sonntag. Und weiter: "Wenn uns Playoffs helfen, dann reden wir über Playoffs."