Sie stehen mit der jüngsten Mannschaft des Wettbewerbs im Viertelfinale der Youth League. Der größter Erfolg Ihrer Trainerkarriere?
Tullberg: Das ist schwierig. Als ich in Oberhausen angefangen habe, hatte ich noch eine ganz andere Rolle. Da war ich nicht nur Trainer, da habe ich auch den Kader zusammengestellt und habe Spieler verpflichtet. Wir sind damals aus der Niederrheinliga aufgestiegen, haben anschließend den Klassenerhalt geschafft. Das kann man nicht vergleichen. Eines ist aber ähnlich...
Erzählen Sie.
Tullberg: Damals wie heute haben wir es im Trainerteam geschafft, eine Einheit zu formen. Klar, jetzt trainiere ich Spieler auf einem anderen Niveau. Trotzdem wären wir nicht so weit gekommen, wenn der Zusammenhalt nicht so gut wäre. Es ist bei uns keine One-Man-Show. Ich habe eine Truppe um mich herum, die brutal ehrgeizig ist, die ohne Ende Stunden im Büro verbringt und auch noch zusätzliche Einheiten mit den Jungs macht. Ohne andere schlecht reden zu wollen: Mit so einem Trainerteam, das so ehrgeizig ist, so viel Zeit in die Entwicklung der Jungs investiert, habe ich noch nie zusammengearbeitet. Ohne mein Trainerteam wäre der aktuelle Erfolg nicht möglich.
Bevor Sie die U19 übernommen haben, waren Sie für die U23 verantwortlich. Welcher Altersbereich liegt ihnen besser?
Tullberg: Ich bin den Verantwortlichen zunächst mal sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit damals bekommen habe. Ich hatte damals die jüngste U23-Mannschaft aller Zeiten. Mir war bewusst, dass das schwierig werden wird. Wir haben teilweise top Spiele abgeliefert, hatten aber nicht die Reife, die die Aufstiegsmannschaft im Jahr darauf hatte. Trotzdem haben wir es geschafft, unter anderem einen Chris Führich auszubilden, der jetzt beim VfB Stuttgart in der Bundesliga spielt. Die U23 ist natürlich näher am Herrenfußball. Das hat mir schon Spaß gemacht, ich war ja im Jahr davor auch Co-Trainer in der 1. Liga in Dänemark.
Tullberg über seine Zukunft beim BVB
Trotzdem kam der Wechsel zur U19.
Tullberg: Die Möglichkeit bei der U19 wollte ich mir nicht nehmen lassen. Du darfst die besten Spieler trainieren. Das hast du so in der U23 nicht, weil die Toptalente diese Altersklasse schon oft überspringen. Ich wollte die Erfahrung sammeln, wie es ist, englische Wochen zu haben, den Rhythmus kennenzulernen. Ich bin sehr, sehr glücklich damit, wo ich aktuell bin. Ich spüre das Vertrauen und die Wertschätzung des Vereins, deshalb habe ich meinen Vertrag auch verlängert.
Welches Karriere-Ziel haben Sie als Trainer?
Tullberg: Ich beschäftige mich nicht damit, was in der Zukunft passiert. Das lebe ich den Jungs auch immer wieder vor. Sonst verliert man ein paar Prozent im Tagesgeschäft. Ich will jeden Tag das Meiste aus mir herausholen - für die Spieler und für mich. Ich habe keine Liste mit Zielen, die ich abarbeiten will. Ganz im Gegenteil: Ich arbeite bei Borussia Dortmund, einem der größten Vereine der Welt. Ich bin mit der Überzeugung gekommen, hier langfristig zu arbeiten. Ich hoffe, dass wir gemeinsam weiterhin viel Spaß haben werden und wir unseren Weg fortsetzen können. Ich habe nichts anderes im Kopf und kann mir sehr gut vorstellen, noch sehr, sehr lange hier zu arbeiten.
Jamie Bynoe-Gittens trainiert ab Sommer bei den Profis. Trauen Sie ihm den Sprung schon zu?
Tullberg: Als er zu uns wechselte, kam er aus dem Lockdown aus England, war deshalb nicht richtig fit. Dann hat er sich früh verletzt, hatte fast vier Jahre kein Spiel über die komplette Distanz absolviert. Er hat brutal viel Zeit verloren. Er ist aber so talentiert, dass man ihm das kaum anmerkt. Es geht jetzt nur um seine Fitness. Unser Ziel ist es, ihn so aufzubauen, dass er die Profis im Sommer möglichst gut unterstützen kann. Darauf lege ich meinen Fokus. Er hat eine brutale Qualität im Eins-gegen-Eins. In der Defensive muss er seine Arbeit gegen den Ball noch ein bisschen verbessern. Den Willen, nach hinten zu arbeiten, hat er aber. Wenn er fit bleibt, bin ich davon überzeugt, dass er den Profis helfen kann.
In der Youth League schoss er in vier Spielen sechs Tore...
Tullberg: Ohne diese einzelnen, herausragenden Spieler, wie jetzt Jamie, oder früher Jadon Sancho und Giovanni Reyna, die wir über das Toptalente-Scouting holen, haben wir international keine Chance. Denn die Gegner haben teilweise eine Vielzahl davon. Umso bemerkenswerter ist es, dass wir mit so vielen eigenen Jungs so weit gekommen sind.