Felix Magath wollte aufrütteln, einpeitschen, er wollte stabilisieren und motivieren - nun sitzt der "Retter" von Hertha BSC machtlos in Isolation auf seinem Berliner Hotelzimmer. Seine Mission Klassenerhalt hatte noch gar nicht richtig begonnen, da warf den 68-Jährigen am Donnerstag ein positiver Coronatest aus der Bahn.
"Dass die Aufgabe schwierig wird, war klar. Es war allerdings nicht zu erwarten, dass gleich zu Beginn weitere nicht beeinflussbare Hindernisse hinzukommen", sagte Magath der Bild-Zeitung. "Trotzdem wird uns auch das nicht davon abbringen, unser gemeinsames Ziel, den Klassenerhalt, zu erreichen."
Der neue Cheftrainer des akut abstiegsbedrohten Tabellen-17. muss sich gleich im ersten Spiel gegen die TSG Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky) von seinem Assistenten Mark Fotheringham vertreten lassen. "Er steht zunächst für den Trainings- und Spielbetrieb nicht zur Verfügung", hieß es im Hertha-Vereinsaccount über Magath: "Ihm geht es soweit gut, er ist nahezu symptomfrei. Wir wünschen gute Besserung!"
Ob der erfahrene Meistertrainer die Hertha-Profis dennoch coachen und am Samstag auf das eminent wichtige Spiel einstellen wird und kann, ist noch ungewiss. Der Plan mit Fotheringham, der unter Beobachtung Magaths ohnehin das Training leitete, greift, sofern der Assistent sich nicht selbst noch infiziert.
Hertha BSC unter Zugzwang
Magath (68) war nach zehn Jahren in die Bundesliga zurückgekehrt, um der Hertha als Nachfolger des entlassenen Tayfun Korkut in den verbleibenden acht Saisonspielen den Klassenerhalt zu sichern. Das galt ohnehin als kompliziertes Unterfangen, nun wird es zusätzlich erschwert.
Immerhin jedoch kann Magath auf seinen alten "Schleifer" vertrauen: Werner Leuthard, ehemaliger Oberstleutnant der Bundeswehr, kehrt als Athletiktrainer zur Hertha zurück. Magath und Leuthard, der für seine knallharten Einheiten und klaren Ansagen bekannt ist, haben schon bei Bayern München, beim VfB Stuttgart, dem VfL Wolfsburg, dem FC Fulham und bei Schalke 04 zusammengearbeitet.
Und: Dem Gegner wird die Hertha nun wohl noch mehr Rätsel aufgeben. Ohnehin hatte Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß sogar leicht eingestaubte Videos aus Magaths Zeit in China studieren müssen, um einen Eindruck von der Spielweise des Altmeisters zu bekommen. Seine wenig überraschende Erkenntnis: "Seine Mannschaften sind grundsätzlich immer fit. Sie spielen körperlich intensiv und sind taktisch meist einen Tick tiefer ausgerichtet."
Auch deshalb trauen frühere Weggefährten Felix Magath einiges zu - zum Beispiel Krassimir Balakow. "Er ist der Einzige, der so eine Hammeraufgabe meistern kann", sagte der frühere Stuttgarter Profi Und Magath-Assistent im kicker-Interview: "Wer sonst würde denn so einen Job überhaupt annehmen? Natürlich gibt es keine Garantien. Aber wenn jemand die Hertha retten kann, dann er."
Auch wenn die Rettungsmission nicht an der Seitenlinie, sondern auf dem Hotelzimmer beginnt. Gegen den Champions-League-Anwärter Hoffenheim, hatte Magath gesagt, wolle er "mindestens einen Punkt" holen.