BVB: Warum ein Trainerwechsel allein für den Neustart nicht reichen wird

Von Stefan Rommel
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© getty

Borussia Dortmund beruft bald den siebten Trainer in sieben Jahren. Für die Trendwende braucht es aber mehr, als immer nur den Trainer zu erneuern - zumal Marco Roses Nachfolger eine sehr große Aufgabe vor der Brust hat.

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Immer, wenn Borussia Dortmund mal wieder einen Trainer freistellt oder sich "in beiderseitigem Einvernehmen" trennt, denkt man unweigerlich an diese eine Pressekonferenz von Jürgen Klopp zurück. Vor ziemlich genau sieben Jahren beendete der erfolgreichste Trainer der jüngeren Klubgeschichte seine Episode beim BVB.

Klopp versuchte es damals so gut es eben ging mit der guten Miene zum traurigen Anlass, während neben ihm Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc immer wieder mit ihren Emotionen und den Tränen zu kämpfen hatten. Klopp verkündete damals seinen freiwilligen Abschied aus Dortmund und er baute die Argumentation für seine Entscheidung um einen Kernsatz herum auf.

"Ich glaube, dass Borussia Dortmund eine Veränderung braucht", sagte Klopp. "Und wenn meine Person verändert wird, können viele andere Dinge bleiben." Oder anders formuliert: Es ist leichter, eine Person - den Trainer - zu ersetzen als eine gesamte Mannschaft und die Strukturen hinter dieser und innerhalb des Klubs.

Vermutlich war das aus Klopps Sicht auch ein letzter Freundschaftsdienst für den BVB, um nach einer verkorksten Saison lange Debatten zu vermeiden und vor allen Dingen den Weg freizumachen für neue Impulse. Sieben Jahre und sechs Trainer später muss man wohl konstatieren, dass die Sache mit den neuen Impulsen und einem Neustart in die Post-Klopp-Ära nie so richtig funktioniert hat.

BVB: Schon wieder nicht der Richtige

Am Donnerstagabend dürfte die Stimmung jedenfalls weniger emotional gewesen sein, als sich Dortmunds Führungsriege mit Trainer Marco Rose auf eine vorzeitige Trennung und damit auch die Vertragsauflösung verständigte. Mal wieder packt ein Trainer die Sachen, aufgerieben nach einer wechselhaften Saison und durch die fehlende Aussicht auf schnelle Besserung.

Man kann das konsequent nennen vom BVB, sich wegen der anhaltenden Zweifel jetzt vom Trainer zu trennen und nicht zu Beginn der neuen Saison, wenn unter Umständen die Erfolge ausbleiben und das Geraune sofort wieder größer wird. Der Schnitt ist ein sehr sauberer, aber es ist nun mal ein Schnitt. Und das Eingeständnis, schon wieder nicht den Richtigen gefunden zu haben.

Die "hundertprozentige Überzeugung aller Verantwortlichen" sei nicht mehr vorhanden gewesen, wird Rose zitiert. Damit hätte er aber offenbar auch Teile seiner Mannschaft meinen können.

Wie ihre Vorgänger hat auch dieses Team es geschafft, einen Trainer zu verschleißen. Dass nun auch am Kader größere Umbaumaßnahmen vorgenommen werden, ist zumindest schon mal ein klares Signal. Letztlich aber bekommt die Mannschaft wieder eine Ausrede mundgerecht serviert. Wieder einmal findet die einschneidende Veränderung auf der Position des Trainers statt.

BVB: Es fehlt das Leistungsprinzip

Mit neuem Personal und einem neuen Trainerteam operiert der BVB auch in der nahen Zukunft weiter am offenen Herzen, zumal in der Entscheidungsfindung der Zugänge auch der Trainer Rose sicherlich seinen Einfluss geltend machen konnte. Mindestens genau so wichtig wie der Austausch der Personen wäre aber auch eine Kehrtwende in der Philosophie des Klubs.

Das Muster wiederholt einfach zu oft, als dass es ein rein personenbezogenes Problem wäre. Die fehlende Leistungskultur ist seit Jahren ein Thema, im Prinzip seit der vom Klub forcierten Trennung von Thomas Tuchel. Es genügt nicht, ein paar Schlagworte auf die Tafel zu schreiben, "Emotionalität", "Leidenschaft", "Pressingmaschinen", Überfall-Fußball" und dann zu hoffen, dass sich das am Ende schon irgendwie fügen wird.

Zwischenzeitliche Hochs waren nie ein Ansporn zu noch mehr Ehrgeiz, sondern früher oder später das Signal, schon weich genug zu fallen, so lange man die Minimalziele erreicht. Dieser Denkweise passen sich besonders die Zugänge aus den etwas älteren Jahrgängen erstaunlich oft an.

Der BVB hat schon vor Jahren seine Strategie auf dem Transfermarkt angepasst, versucht über den Zukauf, die Aus- und Weiterbildung der zum Teil blutjungen Spielern und dann mit deren Weiterverkauf ein Geschäftsmodell für sich selbst zu installieren. Und das funktioniert auch immer wieder sehr gut.

Kommentar: Das nächste Desaster - aber nachvollziehbar

Die "älteren" Zugänge werden alle nicht besser beim BVB

Aber bei externen Zugängen, die schon ein gewisses Maß an Erfahrung mitbringen, gestandene Profis Mitte 20 sind und die Borussia nicht in erster Linie als Durchlauferhitzer sehen, gibt es nur wenige, die in ihrer Zeit in Dortmund wirklich besser geworden sind.

Die nochmal einen Sprung machen konnten - auch wenn viele dieser Transfers zum Zeitpunkt ihres Vollzugs absolut nachvollziehbar waren. Spieler wie Julian Brandt, Thorgan Hazard, Nico Schulz, Emre Can, Thomas Meunier, Thomas Delaney oder Andriy Yarmolenko kosteten und kosten eine Menge Geld, brachten und bringen die Mannschaft aber allenfalls sporadisch weiter.

Das soll jetzt also ein neuer Trainer bewerkstelligen und die Vermutung liegt nahe, dass es sich dabei um Edin Terzic handeln wird. Hans-Joachim Watzke wollte die Personalie am Rande des U-19-Pokal-Endpiels des BVB gegen Stuttgart nicht beantworten, der ehemalige BVB-Angestellte und aktuelle U-19-Nationaltrainer Hannes Wolf machte aber eine mehr als eindeutige Andeutung. Terzic wäre jedenfalls eine sehr naheliegende Lösung.

Terzic ist die bequemste Lösung - aber auch gefährlich

Derzeit ist Terzic "Technischer Direktor" im Klub, der Posten wurde vor einem Jahr extra für ihn geschaffen. Um sich den 39-Jährigen warm und im Klub zu halten, wie immer wieder gemunkelt wurde, als eine Art Backup für das Rose-Experiment. Terzic ist ein umgänglicher Kumpeltyp, einer aus dem Kreis der BVB-Familie, was offenbar immer noch ein durchaus wichtiges Attribut zu sein scheint. Und er wäre sofort bereit - so er sich die Aufgabe denn überhaupt zutraut.

Terzic hat die Mannschaft im vergangenen Jahr auf den letzten Drücker in die Königsklasse geführt und zum DFB-Pokalsieg. Die letzten Wochen seines Engagement als Interimslösung waren überaus erfolgreich. Dabei darf aber auch nicht vergessen werden, was davor war und dass es sich eben "nur" um eine gewisse Überbrückungszeit gehandelt hatte. Nun läge die ganze Last der Reformen auf seinen Schultern und eine enorme Erwartungshaltung.

Und die Spieler, die Terzic im letzten Frühjahr erst in den Status des Retters heben konnten, wären auch nicht mehr da. Jadon Sanchos Leistungsexplosion und den Toren von Erling Haaland war es in erster Linie zu verdanken, dass die Borussia noch reüssieren konnte. So lange von der individuellen Klasse dieser Ausnahmespieler auf dem Platz weniger zu sehen war, spielte Dortmund wie eine Mannschaft unter vielen.

Die Position des Trainers ist die wichtigste in einem Fußballklub. Dortmund nimmt nun schon den siebten Wechsel vor, seit Jürgen Klopp den Verein verlassen hat. Die bequemste Lösung kann dabei funktionieren, birgt aber auch ein großes Risiko. Und es reicht auch nicht mehr, nur diese eine Position zu verändern, damit "viele andere Dinge bleiben können", wie Klopp es formulierte.

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