Sie haben mit GC zwar keinen Titel geholt, waren aber dennoch enorm erfolgreich: 56 Tore und 28 Vorlagen gelangen Ihnen in 105 Pflichtspielen. 2016 wurden Sie Torschützenkönig der Super League. Hat es Sie überrascht, dass Sie auf Anhieb so gut klargekommen sind?
Dabbur: Irgendwo schon, aber irgendwo auch nicht. Ich war fit, hatte das Vertrauen des Trainers und des Vereins und spielte in einer starken Mannschaft. Es lief einfach wie am Schnürchen.
Nach zwei Jahren in Zürich gingen Sie 2016 für fünf Millionen Euro zu Red Bull Salzburg und trafen dort auf Trainer Oscar Garcia, der Sie einst in Tel Aviv trainierte. Wieso aber sind Sie nach etwas mehr als einem halben Jahr wieder per Leihe zurück zu GC gegangen?
Dabbur: Das war der wahrscheinlich wichtigste Schritt meiner Karriere. Ich war in Salzburg damals einer der teuersten Transfers der Vereinsgeschichte, spielte aber plötzlich auf dem Flügel. Das war für mich eine große Überraschung. Vor allem, weil mich Oscar Garcia ja kannte, mir den Wechsel nach Salzburg schmackhaft machte und wusste, dass ich kein Flügelspieler bin. Ich würde sagen, ich habe dort okay gespielt, aber nur ein Tor erzielt. Auf einmal setzte er mich auf die Bank.
Und Sie riefen in Zürich an?
Dabbur: Ich war einfach nicht mehr glücklich. So wollte ich dort nicht weitermachen. Ich bekam wieder ein paar Angebote aus Russland, aber da war die Saison fast beendet. Versuche es bei Grashoppers, sagte ich meinem Berater. GC steckte damals im Abstiegskampf. Doch er war strikt dagegen und meinte, das würde meine Karriere killen. Ich aber war voller Zuversicht, dass ich dort auch ein zweites Mal überzeugen werde.
Was hat denn Salzburg zu Ihren Wechselabsichten gesagt?
Dabbur: Sportdirektor Christoph Freund kam mir mehr als fair entgegen, das war toll. Ich glaube, er wusste bereits, dass nach der Saison ein neuer Trainer kommen würde und war erpicht, dass ich dann gestärkt und wieder glücklich zurückkomme. Genau das hat am Ende auch geklappt: Ich habe in Zürich die wohl beste Halbserie meines Lebens gespielt und sieben Tore in 13 Spielen geschossen. Wir haben nur knapp die Europa-League-Qualifikation verpasst.
Der neue Trainer in Salzburg hieß Marco Rose. Unter ihm feierten Sie drei Meisterschaften sowie zwei Pokalsiege und wurden zweimal Torschützenkönig. Was hat Rose getan, um Sie so ins Laufen zu bekommen?
Dabbur: Er sagte, ich sei sein Stürmer Nummer eins, weil er mich als Spielertyp liebt. Er werde mir immer den Rücken stärken - ganz egal, ob ich treffe oder nicht. Es war nur ein einziges kurzes und simples Gespräch. Doch von da an schoss ich Tore und lieferte Vorlagen wie ein Roboter, das kam wie automatisch. Je näher wir uns später kennenlernten, desto enger wurde unsere Beziehung. Er ist bis heute so etwas wie ein großer Bruder für mich.
Nach 66 Toren und 28 Vorlagen in 103 Pflichtspielen für Salzburg wechselten Sie im Sommer 2019 zum FC Sevilla. Warum?
Dabbur: Das Angebot und die Primera Division waren sehr verlockend. Sevillas Coach Pablo Machin wollte mich unbedingt haben - und zwar schon im Winter. Ich unterbrach meinen Urlaub, um nach Leipzig zu Marco Rose zu fliegen und mit ihm persönlich zu sprechen. Er sagte, dass er mir mit einer Lösung für den Sommer helfen würde, aber dass ich im Winter auf keinen Fall gehen darf. Es blieb mir daher nichts anderes übrig, als für den Sommer zu unterschreiben.
In Sevilla hatten Sie das Pech, dass sich der Verein von Machin trennte, bevor Sie dort ankamen.
Dabbur: Innerhalb dieser paar Monate wurde dort alles verändert: neuer Trainer, neuer Sportdirektor, neues Scouting.
Sein Nachfolger Julen Lopetegui stand weniger auf Sie.
Dabbur: Der Kader war bereits sehr groß, dann wurde er jedoch riesig, weil Lopetegui und Sportdirektor Monchi weitere 13 Spieler kauften. Das waren dann natürlich auch ihre Spieler. Ich dagegen nicht, die Entscheidung zu meinem Transfer trafen andere. Das lief sehr unglücklich für mich. Sie haben sich dann mit Luuk de Jong für einen vollkommen anderen Stürmertyp entschieden.
Sie kamen in Sevilla nur auf neun Pflichtspiele, in der Primera Division durften Sie nur 24 Minuten ran. Lopetegui ließ Sie nur in der Europa League spielen, wo Sie in sechs Partien drei Tore schossen und zwei vorbereiteten. Ab wann war Ihnen klar, dass Sie wieder wechseln wollen?
Dabbur: Bereits im September. Ich stand in der ersten Zeit nicht einmal im Kader. Keiner der Verantwortlichen sprach mit mir. Ich respektiere Lopetegui als sehr guten Trainer, aber als Mensch war er sehr kalt und schwierig im Umgang. Es war klar, dass ich in seinen Plänen keine Rolle spiele, aber er hat es mir nicht gesagt.
Hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Hoffenheim angeklopft?
Dabbur: Nein. Ich hatte schon im September mal wieder ein Angebot aus Russland, mal wieder sehr gut dotiert. Mit dem Verein war schon alles klar, Sevilla ging auch ergebnisoffen in die Gespräche. Ich ging fest davon aus, dass das klappt. Doch im letzten Moment erlaubten sie mir den Wechsel nicht. Und das, obwohl sie am selben Tag mit Chicharito einen weiteren Stürmer kauften. Das war für mich unbegreiflich. Ich versuchte bis zum Winter weiter mein Bestes, doch es half nichts.
In der Winterpause gingen Sie schließlich zur TSG nach Deutschland.
Dabbur: Wir spielten im Sommer mit Sevilla ein Testspiel gegen Hoffenheim. Da schoss ich ein Tor und unterhielt mich mit Alexander Rosen über einen anderen Spieler. So entstand über meinen Berater ein wenig Kontakt. Alex schlug vor, man könne sich ja mal treffen oder telefonieren, um zu schauen, ob man in der Zukunft zusammenarbeiten könnte. Das klappte dann schneller als damals gedacht.
Was wussten Sie zuvor von Hoffenheim?
Dabbur: Nicht viel. Ich habe mich mit Diadie Samassekou und Steven Zuber, die meine Mitspieler in Salzburg und Zürich waren, über den Klub unterhalten. Alle erzählten mir nur Positives. Das hat meine Zusage entscheidend beeinflusst. Was mich von Anfang an und bis heute erstaunt ist, wie familiär es in diesem Verein zugeht. Es wird sich wirklich sehr um die Spieler gekümmert.
Bei der TSG rissen Sie sich schnell die Bizepssehne im Knie, dann kam die Corona-Pandemie und wenig später wurde Alfred Schreuder entlassen. Mittlerweile haben Sie zwei volle Spielzeiten in Hoffenheim erlebt. 28-mal standen Sie in dieser Zeit in der Bundesliga in der Startelf, ein echter Stammspieler sind Sie bislang nicht geworden. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Dabbur: Zwiegespalten. Dass es so ist, liegt natürlich an mir, aber auch an Situationen, für die ich nichts konnte. Es sind insgesamt einfach ein paar ungünstige Momente zu viel für mich passiert. Ich weiß, dass man in Hoffenheim den echten Munas Dabbur noch nicht gesehen hat. Der Verein tut aber alles für mich. Deshalb bin ich weiter zuversichtlich, dass ich das noch zeigen werde.