Apropos: Bevor der FCK Andreas Luthe verpflichtete, sollen auch Sie ein Kandidat gewesen sein. Sie haben gesagt, dass Ihr Herz "auf jeden Fall ja" zu einer Rückkehr sagen würde. Wie konkret wurde es wirklich?
Sippel: Ich hatte nie Kontakt mit der Vereinsführung des FCK. Als ich am Pool in Griechenland lag und mich dutzende Journalisten anriefen, bin ich irgendwann einmal dran gegangen und habe gesagt, dass ich mir das und vieles anderes vorstellen kann.
Das war also eine klassische Sommerloch-Geschichte?
Sippel: Ja. Es war ja wie gemalt: Der erste Torwart geht, Lautern steigt auf, sie suchen einen neuen Keeper - was bietet sich also an? Der Tobi kommt nach Hause. Es hängt immer so viel an einem Wechsel. Ich glaube nicht, dass mich Gladbach einfach so hätte gehen lassen oder dass der FCK mich einfach so holen kann. Dazu müsste die Familie einverstanden sein, die steht bei mir an erster Stelle. Ich weiß, was ich hier habe und wüsste, was ich in Lautern hätte bekommen können.
Wie sind Sie mit der Borussia mit Blick auf Ihren nach der Saison auslaufenden Vertrag verblieben?
Sippel: Mit Roland Virkus habe ich mich noch nicht ausgetauscht. Im Endeffekt liegt es ja auch an Yann und mir: Wir sind beide körperlich topfit, nie verletzt, bringen unsere Leistung und sind in der Mannschaft hoch angesehen. Solche Typen brauchst du. Für den Verein ist es auch klasse, einen solchen Torwart hinten dran zu haben, selbst wenn vielleicht irgendwann einmal einer der Nachwuchstorhüter weiter nach oben gezogen wird.
Möchten Sie sich noch irgendeinen bestimmten Wunsch vor dem Karriereende erfüllen?
Sippel: Nein. Ich habe keine Liste, auf der steht, was ich noch erleben will.
Wie wär's denn mit einem Spiel auf europäischer Ebene? Seit Sie in Gladbach sind, hat sich der Verein dreimal für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert. Sie kamen aber nie zum Zug.
Sippel: Wenn wir uns in dieser Saison für Europa qualifizieren und ich noch irgendwo ein Spiel mitnehmen könnte, wäre das natürlich super. Im Dezember 2016 waren wir schon aus der CL-Gruppenphase ausgeschieden und spielten noch in Barcelona. Eigentlich wurde mir zugesichert, dass ich spielen darf. Doch es war das Camp Nou, Yann hatte dort noch nie gespielt. Er kam zu mir und meinte, es wäre schon geil, wenn er dort einmal auflaufen würde. Er hatte sich diese Bühne mit seinen Leistungen in der Vorsaison auch verdient. Für mich war er derjenige, der die Entscheidung trifft. Ich stelle mich dann auch nicht hin und sage: Mir wurde das doch aber versprochen.
Was würden Sie als den größten Fehler Ihrer Karriere bezeichnen?
Sippel: Als Fehler sehe ich das nicht an, aber nachdem ich mit der U21 die EM 2009 gewann, gab es in der A-Nationalelf die Situation, dass Rene Adler verletzt war und man hinter Manuel Neuer und Tim Wiese eine Nummer drei für die WM suchte. Wir sind in dem Jahr mit dem FCK in die Bundesliga aufgestiegen. Joachim Löw hat mich dann zum letzten Testspiel gegen Malta eingeladen. Ich habe aber abgesagt und bin mit der Lauterer Mannschaft zu einem sogenannten Regenerationstrainingslager nach Mallorca geflogen.
Wie bitte?
Sippel: Wir hatten eine super Saison gespielt und sind überraschend aufgestiegen, da war mir meine Mannschaft in dem Moment wichtiger. Auch, weil ich eh nicht damit gerechnet habe, dass man mich mit zur WM nimmt. Danach habe ich auch nie mehr etwas von der Nationalelf gehört. Wer weiß, wenn ich mich anders verhalten hätte, wäre die Chance größer gewesen, dort noch einmal hineinzurutschen. Ich hege heute aber absolut keinen Groll deswegen.
Was ist denn nach Ihrem Karriereende wahrscheinlicher: Dass Sie die Bäckerei Ihrer Eltern übernehmen oder Torwarttrainer werden?
Sippel: Es steht 50 zu 50. Mein Vater ist jetzt 60 geworden und fragt auch öfter nach unserer Planung. Die Bäckerei liegt mir sehr am Herzen, auch weil ich Einzelkind bin und will, dass wir sie weiterlaufen lassen. Ich wäre dann die achte Generation. Andererseits haben wir hier ein Haus gekauft und sehen am Niederrhein unser Zuhause, weil wir auch außerhalb des Fußballs Freunde gefunden haben und uns enorm wohlfühlen. In der Pfalz müssten wir trotz der Familie drumherum gewissermaßen wieder bei Null anfangen. Ich bin ohnehin gespannt, wie es wird, wenn der Tag X kommt und ich nach 20 Jahren nicht mehr jeden Tag meine gewohnten Abläufe habe.
Haben Sie eigentlich immer noch Ihre Käse-Phobie?
Sippel: Ja. Es ist nicht nur Käse, ich esse auch keinen Fisch. Scampi und Fischstäbchen gehen, aber eine gegrillte Forelle oder ein Fischfilet habe ich noch nie gegessen.
Wie kam's?
Sippel: Ich weiß noch, wie ich als Kind auf dem Rummel unbedingt Karussell fahren wollte und mir meine Mutter fünf Mark versprochen hat, wenn ich einen Käsewürfel esse. Dann habe ich ihn mir halt irgendwie reingedrückt und bin fast daran erstickt. Ich glaube aber nicht, dass das mein Kindheitstrauma ist. Ich esse einfach fast gar nichts an weißen Lebensmitteln. Ich würde niemals ein Glas Milch trinken oder mir Sahne auf Erdbeeren kippen. Ich mag das einfach nicht.
Käsekuchen?
Sippel: Nur wenn er gebacken und schon ein bisschen gelb ist.
Pizza?
Sippel: Da habe ich mich schon stark verbessert. Früher habe ich fast einen Herzinfarkt gekriegt, wenn ich eine Pizza mit zu viel Käse bekam. Ganz am Anfang habe ich sie sogar ganz ohne Käse bestellt. Ich würde auch heute keine Pizza mit dick Käse darauf essen. Wenn, dann nur relativ wenig und gut gebacken.
Lasagne?
Sippel: Da schiebe ich den Käse entweder auf die Seite oder er muss schon relativ dunkel und fast verbrannt sein, damit ich das herunter bekomme. Wenn man mir jetzt einen Vertrag von Real Madrid über keine Ahnung wie viel Jahre hinlegen würde, ich dafür aber ein großes Stück Käse essen müsste, würde ich sagen: Lass stecken. (lacht)