"Niemand hier wird je vergessen, wo wir herkommen und wo du hingehst. Du charakterloses Arschloch!", war während des Spiels (3:0 für Gladbach) auf einem Plakat der Borussia-Anhänger zu lesen. Auf einem weiteren Banner stand: "Ein Hurensohnverein stellt nur Hurensöhne ein."
Der Stadionsprecher hatte die Fans daraufhin aufgefordert, die Plakate abzuhängen und verwies darauf, dass Schiedsrichter Patrick Ittrich die Partie sonst unterbrechen würde. In der Folge wäre auch ein Spielabbruch möglich gewesen.
Eberl hat sich nach übereinstimmenden Medienberichten für ein Engagement bei RB Leipzig entschieden. Anfang des kommenden Jahres soll er seinen Job als Geschäftsführer Sport offiziell antreten. "Es ist nicht mehr ganz so weit, wir sind auf der Zielgeraden. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Tagen eine finale Entscheidung haben", sagte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff vor Anpfiff bei Sky.
Nach dem Spiel betonte Mintzlaff laut Sport1, dass der Ruf des Verräters Eberl "nicht gerecht" werde. Erst im Sommer, also mehrere Monate nach dem Rücktritt, seien Gespräche geführt worden - und in diesen habe es viel Überzeugungsarbeit gebraucht.
Kramer und Farke kritisieren Gladbach-Fans
Gladbachs Mittelfeldspieler Christoph Kramer kritisierte die eigenen Anhänger harsch. "Solche Dinge brauchen wir zu 100 Prozent nicht. Es ist komplett richtig, dass der Schiedsrichter eine Durchsage veranlasst hat. Wir müssen nicht darüber reden, dass ich nicht der größte Fan von RB Leipzig bin, aber das ist ein Fußballverein wie jeder andere. Das heute hatte mit purem Hass zu tun, der auf keinen Sportplatz gehört", sagte er nach dem Spiel.
Trainer Daniel Farke fand ebenfalls deutliche Worte: "Es ist natürlich ein Thema, das in der Vergangenheit hohe Wellen geschlagen hat. Ein Traditionsverein ist dann nun mal emotional und schießt auch mal über das Ziel hinaus. So ein Plakat ist fehl am Platz, dann ist es auch richtig, wenn der Schiedsrichter dementsprechend reagiert."
Jonas Hofmann war der gleichen Meinung: "Ich halte gar nichts davon, weil ich nichts davon halte, Menschen zu beleidigen, weil das gegen jeglichen Anstand meiner Erziehung geht." Dass Eberl seinen emotionalen Abschied aus Gladbach gar nur vorgetäuscht hatte, will der Nationalspieler auch nicht glauben: "Es gibt ein Lied, das heißt 'Tränen lügen nicht'. Da müsste er schon ein ziemlich guter Schauspieler sein, wenn er sich hinsetzt und Tränen bekommt."
Auch der Unparteiische bezog Stellung und erklärte sein Vorgehen. Es gibt einen "Drei-Stufen-Plan. Zuerst unterbricht man die Begegnung, dann verlassen die Mannschaften den Rasen und gehen in die Kabinen und als letzten Schritt würde ich das Spiel abbrechen", sagte Ittrich und fügte an: "Natürlich muss es verhältnismäßig ablaufen, aber bei Spruchbändern und derartigen Beleidigungen habe ich eine relativ kurze Leine. Dieser rechtsfreie Raum muss sowohl im Internet als auch im Stadion unterbunden werden und klar gegen vorgegangen werden."
Rose "freut" sich auf Eberl - und wünscht sich "Sachlichkeit"
Der neue Leipzig-Trainer Marco Rose "freut" sich bereits auf die erneute Zusammenarbeit mit Eberl, der ihn einst als Coach der Fohlen installiert hatte. Auch er verurteilte die Fans seines Ex-Klubs: "Ich würde mir wünschen, dass eine gewisse Sachlichkeit Einzug erhält und nicht versucht wird, irgendwelche kruden Verschwörungstheorien heraufzubeschwören, die grenzwertig sind."
Anfang 2022 war der 48-Jährige wegen eines Erschöpfungssyndroms in Gladbach zurückgetreten, seither ruht sein Vertrag. Bereits unter der Woche hatte ihm das Gladbacher Fanprojekt in einem offenen Brief "Schauspiel" vorgeworfen.