Es gebe "keine Basis und keine Perspektive für eine erfolgreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit" hieß es in einer Stellungnahme von Windhorsts Unternehmen Tennor.
Dem Verein bietet Tennor an, "unsere Mehrheits-Anteile in Höhe von 64,7 Prozent zum damaligen Kaufpreis zurückzukaufen". Die Hertha müsste dafür 374 Millionen Euro aufbringen.
Als Schuldigen für die Eskalation beim Streit um die Spionage-Affäre sieht Tennor den neuen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein.
Dieser sei "erkennbar an einer vertrauensvollen und seriösen Zusammenarbeit nicht interessiert", heißt es in der Stellungnahme. "Alle Gespräche" mit Bernstein "haben uns gezeigt, dass zwischen den Erklärungen und dem dann folgenden Verhalten des Präsidenten ein großer Unterschied besteht."
Hertha BSC reagiert auf Windhorst-Statement
Hertha BSC konterte am Abend mit dem Hinweis, auf Wunsch von Tennor habe am Mittwochmorgen ein einstündiges "persönliches Treffen" mit Präsident Bernstein sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Brüggemann stattgefunden - ein weiteres Treffen sei für kommenden Montag vereinbart worden. Die Meinungen über das Gespräch gehen allerdings weit auseinander.
Die Stellungnahme von Windhorst am Mittwochnachmittag "entspricht nicht dem Besprochenen und Verabredeten. Die darin erhobenen sonstigen Vorwürfe sind unzutreffend", behauptete Hertha BSC. Zugleich bot der Klub Tennor "die Unterstützung bei der Käufersuche in einem geordneten Investorenprozess im besten Interesse von Hertha BSC und Tennors Investoren und Gläubigern an".
Windhorst hatte von dem Gespräch offenkundig einen anderen Eindruck. "Statt gemeinsam mit uns an der Aufklärung zu arbeiten, hat Präsident Bernstein entschieden, sich ohne Prüfung der Beweislage den Vorverurteilungen anzuschließen", behauptete Tennor und fügte hinzu: "Vielmehr hat der Präsident in einem Gespräch mit uns als Ziel seiner Aktivitäten den 'Break' mit Tennor und Lars Windhorst benannt."
Windhorst monierte zudem, dass es seit Bernsteins Amtsantritt "zu keinem Zeitpunkt eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe über wesentliche Fragen der Entwicklung von Hertha BSC" gegeben habe. Alle Entscheidungen der vergangenen drei Monate seien mit Tennor weder besprochen noch abgestimmt worden: "Unsere Bereitschaft, Hertha BSC beim Aufbau weiter finanziell zu unterstützen, wurde abgelehnt."
Hertha BSC: Wirbel um angebliche Kampagne gegen Gegenbauer
Am vergangenen Donnerstag hatte die Financial Times über eine Klage der israelischen Agentur Shibumi berichtet, die von Windhorst insgesamt fünf Millionen Euro für eine Kampagne gegen den früheren Hertha-Präsidenten und Windhorst-Gegenspieler Werner Gegenbauer fordern soll. Windhorst bezeichnete den Bericht als "Unsinn".
Einen Tag später gab Hertha eine Pressemitteilung heraus, in welcher der Klub ankündigte, die im FT-Artikel erwähnten Vorgänge "durch eine Kanzlei aufarbeiten und beurteilen zu lassen".
Wie der Spiegel erfahren haben will, soll zwischen Tennor und Shibumi freilich doch eine Vereinbarung bestanden haben. Mehr als 20 Mitarbeiter der Agentur hätten an dem Projekt mitgewirkt, Windhorst selbst bestätigte den von ihm nicht unterschriebenen Vertrag angeblich in einer E-Mail. Tennor geht in seiner Stellungnahme vom Mittwoch nicht weiter auf die Vorwürfe ein.
Das Windhorst-Statement im Wortlaut:
"Nach reiflicher Überlegung und Auswertung der letzten drei Monate stellen wir leider fest, dass es keine Basis und keine Perspektive für eine erfolgreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Tennor Group und Hertha BSC geben wird.
Alle Gespräche mit dem neuen Präsidenten Kay Bernstein haben uns gezeigt, dass zwischen den Erklärungen und dem dann folgenden Verhalten des Präsidenten ein großer Unterschied besteht. Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe über wesentliche Fragen der Entwicklung von Hertha BSC. Alle Entscheidungen der vergangenen drei Monate wurden mit Tennor als Mehrheitsgesellschafter weder besprochen noch abgestimmt.
Wie früher haben wir über die Medien oder zeitgleich mit der Presse davon erfahren. Unsere Bereitschaft, Hertha BSC beim Aufbau weiter finanziell zu unterstützen, wurde abgelehnt. Präsident Kay Bernstein ist erkennbar an einer vertrauensvollen und seriösen Zusammenarbeit nicht interessiert. Dies zeigt auch der aktuelle Fall der Debatte über eine angebliche Beauftragung der israelischen Agentur durch Tennor.
Statt gemeinsam mit uns an der Aufklärung zu arbeiten, hat Präsident Bernstein entschieden, sich ohne Prüfung der Beweislage den Vorverurteilungen anzuschließen. Vielmehr hat der Präsident in einem Gespräch mit uns als Ziel seiner Aktivitäten den "Break" mit Tennor und Lars Windhorst benannt. Unter diesen Voraussetzungen ist eine weitere Zusammenarbeit zum Wohle von Hertha BSC ausgeschlossen.
Unsere wirtschaftlichen, aber auch die sportlichen Ziele sind so nicht zu erreichen, und damit ist die wesentliche Grundlage unseres Engagements für Hertha BSC zerstört. Deshalb beenden wir unser Engagement bei Hertha BSC und bieten dem Verein offiziell an, unsere Mehrheits-Anteile in Höhe von 64,7 Prozent zum damaligen Kaufpreis zurückzukaufen."