Herr der Dosen - und der Extreme: Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ist tot

Von SID
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© getty

Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz ist tot. Der Milliardär investierte viel Geld in Fußball und Formel 1, machte sich aber nicht nur Freunde.

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Sebastian Vettel suchte in seiner Fassungslosigkeit die Nähe zu seinem früheren Förderer Helmut Marko. Auch Formel-1-Weltmeister Max Verstappen machte kein Geheimnis aus seiner Trauer um Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz. "Ohne ihn wäre ich heute nicht hier. Es ist unglaublich schwer für alle im Team", sagte der Niederländer und sprach aus, was viele am Samstag dachten. Nicht nur am Rande des Qualifyings zum Großen Preis der USA.

Im Alter von 78 Jahren hatte Mateschitz seinen Kampf gegen eine "lange, schwere Krankheit" verloren. Gerüchte um den Gesundheitszustand des österreichischen Multi-Milliardärs hatte es lange gegeben. Er sei an Krebs erkrankt, hieß es. Bestätigt wurde das nie, auch nicht nach seinem Tod. Wie sollte es auch anders sein bei Mateschitz?

Die Öffentlichkeit scheute er zeitlebens, denn wenn er sich irgendwo blicken ließ, waren alle Augen auf diesen weißhaarigen, braun gebrannten Mann mit dem sportlichen Auftreten gerichtet. Auf den Mann, der nicht zuletzt mit entschlossenem und unkonventionellem Marketing im Sport einen Energydrink groß herausbrachte, ein Firmenimperium erschuf - und damit auch die Hierarchien in der Sportwelt veränderte.

Dietrich Mateschitz sei "der beeindruckendste Unternehmer" gewesen, "den wir in Österreich je hatten", sagte sein Landsmann Toto Wolff, der sich als Motorsportchef von Mercedes seit Jahren am mehrmaligen Weltmeister-Rennstall Red Bull reibt, voller Bewunderung. Was Mateschitz "dem Sport gebracht hat, hat es davor nicht gegeben", so Wolff weiter.

Dietrich Mateschitz: Red-Bull-Imperium im Sport

Respekt vor Mateschitz' Erfolgsstory ist durchaus angebracht. Der Mann aus Sankt Marein im Mürztal, einem Dorf mit knapp 2700 Einwohnern in der Steiermark, arbeitete sich nach ganz oben. Bei einer Dienstreise in Asien wurde er in den 1980ern auf das Getränk "Krating Daeng" (Thai für Roter Bulle) aufmerksam - und war Feuer und Flamme für die Idee, den Energydrink auch in Europa bekannt zu machen. Zusammen mit der thailändischen Herstellerfamilie Yoovidhya gründete Mateschitz Red Bull.

2021 verkaufte der Konzern, mittlerweile ein Mega-Unternehmen mit 13.000 Angestellten, fast zehn Milliarden Getränkedosen. Der elementare Baustein dieses kommerziellen Erfolgs ist das tief verwurzelte Engagement von Red Bull im Sport. Flaggschiffe sind das gleichnamige Formel-1-Team und die Fußballsparte mit dem amtierenden DFB-Pokalsieger RB Leipzig an der Spitze. Hinzu kommen zahlreiche weitere Engagements, etwa im Motorsport, Eishockey, Ski alpin, Skispringen oder Extremsport.

Gerade Mateschitz' Eintritt in den Fußball sorgte aber auch für Kritik. In Österreich übernahm er 2005 den Traditionsklub Austria Salzburg und löschte diesen faktisch aus, auch das seit 2009 mit viel Geld aufgebaute Projekt in Leipzig steht gerade bei traditionsbewussten Fans in der Kritik.

Dietrich Mateschitz: "Herr der Dosen" polarisierte

Das Red-Bull-Investment in den Extremsport wurde ebenfalls nicht nur wohlwollend betrachtet. Sportarten wie Wingsuit-Fliegen garantierten extreme Aufmerksamkeit, aber auch extreme Gefahr. Die ARD-Dokumentation "Die dunkle Seite von Red Bull" berichtete schon 2013 von sechs Sportlern, die mit Unterstützung von Red Bull ihrem gefährlichen Sport nachgegangen waren und starben. Weltberühmt wurde indes Stratosphärenspringer Felix Baumgartner, der 2012 in einer Höhe von 38.969 Metern aus einer Kapsel unter einem Heliumballon sprang und mit einem Fallschirm auf die Erde zurückkehrte.

Red Bull erschuf unter Mateschitz auch ein Medienimperium, das während der Corona-Pandemie allerdings in Verruf geriet, weil Verschwörungstheoretiker und Impfgegner eine Bühne erhielten. Auch der "Herr der Dosen" polarisierte mit einigen seiner Ansichten: So kritisierte er 2017 in einem seiner seltenen Interviews die Migrationspolitik in Europa ("Hätten Grenzen schließen müssen"). Auch diese Facetten bleiben von Dietrich Mateschitz.

Die Frage ist nun, wie es weitergeht. Mit dem Konzern, aber auch mit dem Engagement im Sport. Mateschitz hinterlässt einen Sohn, den 1993 geborenen Mark Mateschitz. Dieser ist zu Jahresbeginn in den Vorstand der Red-Bull-Stiftung "Wings for Life" aufgerückt. Doch eine "Thronfolge" innerhalb der Familie ist keineswegs programmiert.

Obwohl Dietrich Mateschitz lediglich 49 Prozent der Anteile an der Red Bull GmbH hielt, war er praktisch Alleinherrscher, weil die Industriellen-Familie Yoovidhya ihm das Vertrauen schenkte. Deren Holding TC Agro Trading hält ebenfalls 49 Prozent am Energydrink-Erzeuger, weitere zwei Prozent das Clan-Oberhaupt Chalerm Yoovidhya. Die Entscheidung über den weiteren Kurs fällt somit in Thailand.

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