Als der FC Bayern nach Pokal-Blamage in Magdeburg den BVB vorführte: "Haben heute in Adrenalin gebadet"

Von Oliver Maywurm
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Im Pokal hat sich Bayern gegen einen krassen Außenseiter blamiert - und ausgerechnet jetzt steht das Topspiel gegen den BVB an. Ein Szenario, das für den FCB vor genau 23 Jahren aber in einem Spektakel mündete.

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Zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren war für den FC Bayern München schon in der 2. Runde des DFB-Pokals Endstation. Beim Drittligisten aus Saarbrücken unterlag der Rekordmeister am Mittwoch sensationell mit 1:2, der erste Titel ist für diese Saison damit schon futsch. Ohnehin wird es das vierte Jahr in Folge werden, in dem die Bayern den Pokal nicht nach München holen.

"Wir haben in der Kabine bereits gesagt, es ist kein Zeitpunkt, mit dem Finger aufeinander zu zeigen, kein Zeitpunkt, alles infrage zu stellen", hakte ein sichtlich enttäuschter Bayern-Trainer Thomas Tuchel die bittere Pleite schon am Mittwochabend ab. Er weiß schließlich genau, dass schon am Samstag das nächste extrem wichtige Spiel auf ihn und seine Mannschaft wartet, wenn der Meister beim Vizemeister in Dortmund antritt.

Kurios: Vor exakt 23 Jahren war Bayern schon einmal in der gleichen Situation. Drei Tage nach einem blamablen Ausscheiden in der 2. Runde des DFB-Pokals musste der FCB seinerzeit ebenfalls gegen den BVB ran - und es wurde ein absolutes Spektakel für die Münchener.

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1. November 2000: Die Bayern blamieren sich in Magdeburg

Exakt 23 Jahre, bevor die Bayern in Saarbrücken einen aus ihrer Sicht historisch negativen Abend erlebten, standen sie vielleicht noch etwas überraschender auf der falschen Seite einer Pokal-Sensation: In der 2. Runde des DFB-Pokals der Saison 2000/01 unterlag der FCB nämlich am 1. November 2000 beim damaligen Viertligisten 1. FC Magdeburg mit 3:5 nach Elfmeterschießen.

Durch Adolphus Ofodile war Magdeburg in der regulären Spielzeit sogar in Führung gegangen, Hasan Salihamidzic glich rund zehn Minuten vor dem Ende noch aus. In der Verlängerung passierte nichts und vom Punkt hatten die Oberliga-Kicker dann die besseren Nerven, alle Magdeburger versenkten ihren Versuch gegen den großen Oliver Kahn. Und da Jens Jeremies und Giovane Elber auf Münchener Seite scheiterten, jubelte am Ende sensationell der Viertligist über das Weiterkommen.

Gut ein halbes Jahr später war klar, dass sich die Bayern an jenem Abend möglicherweise das Triple versaut hatten. Schließlich standen am Ende der Spielzeit der dramatische Gewinn der Meisterschaft und der Triumph in der Champions League.

Lange hadern durften Kahn und Co. nach der Blamage in Magdeburg jedoch nicht, denn drei Tage später kam der BVB zum Topspiel ins Münchener Olympiastadion.

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4. November 2000: Der BVB schockt die Bayern früh

Auf den Tag genau 23 Jahre vor dem neuerlichen Duell am Samstag bekam es Bayern also schon einmal nach einer Pokal-Blamage mit Dortmund zu tun. Es war damals der 11. Spieltag in der Bundesliga und für den FCB die Chance, einen direkten Titelkonkurrenten schon einmal ein wenig zu distanzieren.

Vor dem Spiel lag Bayern mit 19 Punkten auf Platz zwei, zwei Zähler hinter Tabellenführer Hertha. Dortmund war indes nach einer 1:2-Heimniederlage gegen Kaiserslautern mit 16 Punkten Sechster. Klar war also, dass die Münchener dem BVB mit einem Sieg auf sechs Zähler enteilen konnten.

Doch der Start ging an die Gäste. Angeführt von Kapitän Christian Wörns, Dede oder Lars Ricken ging Dortmund an jenem Samstagabend schon in der 2. Minute durch Heiko Herrlich in Führung. Eine grobe Unstimmigkeit im Bayern-Strafraum zwischen Thorsten Fink und Ciriaco Sforza war vorausgegangen - und auf den Rängen fürchtete man bereits, dass die Verunsicherung nach dem Pokal-Debakel doch größer sei als gedacht.

Bundesliga 2000/2001: Die Tabelle vor dem 11. Spieltag

PlatzTeamSpieleToreDifferenzPunkte
1Hertha BSC1024:141021
2 Bayern1020:101019
3Schalke1020:81218
4K'lautern1013:9417
5Leverkusen1013:11216
6 Dortmund1015:16-116
7Wolfsburg1024:15915
8Hamburg1022:19315
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Bayern wacht auf und führt den BVB vor: Brazzo, Scholl und Elber zaubern

Bayerns Antwort folgte dann aber prompt. Nach einer von Elber verlängerten Ecke glich Salihamidzic in der 7. Minute aus. Und in der 10. Minute lief es dann umgekehrt: Maßflanke Brazzo, Kopfball Elber - Spiel gedreht!

Mehmet Scholl legte kurz vor vor der Pause nach und hatte nach knapp einer Stunde seinen ganz großen Auftritt mit einem legendären Freistoß: Rund 30 Meter vor dem Tor legte sich der Edeltechniker den Ball zurecht und zirkelte ihn wunderschön über die Mauer in den Winkel. Jens Lehmann im Dortmunder Tor konnte fliegen, wie er wollte - er war machtlos.

Auf Vorarbeit von Salihamidzic zauberte kurz darauf Paulo Sergio per Hacke das 5:1 auf die Anzeigentafel. Und Otto Addos Dortmunder Ehrentreffer zum 5:2 ließ Salihamidzic dann noch sein zweites Tor zum 6:2-Endstand folgen.

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Bayern ließ dem BVB keine Chance: "Ein Bundesligaspiel, wie ich es ganz selten gesehen habe"

"Wir haben heute in Adrenalin gebadet", frohlockte Bayern-Keeper Kahn nach den torreichen 90 Minuten. "Wir waren aggressiv ohne Ende. Deshalb war es auch ein Bundesligaspiel, wie ich es ganz selten gesehen habe."

Bayerns damaliger Trainer Ottmar Hitzfeld hatte indes noch das Pokal-Aus in Magdeburg im Hinterkopf: "Ich hoffe, dass wir uns damit rehabilitiert und in der Bundesliga zurückgemeldet haben", sagte er und fügte an: "Die Mannschaft hat heute gebrannt."

Auf Dortmunder Seite war die Enttäuschung derweil natürlich riesig. "Man denkt immer, es kommt nicht schlimmer. Und dann kommt's immer noch schlimmer", sagte Lehmann. Und Matthias Sammer, seinerzeit BVB-Coach, gab zu bedenken: "Das schmerzt nicht nur ein bisschen, das ist 'ne Katastrophe. Nach so einer deutlichen Niederlage ist es schwer, nach vorne zu schauen."

FC Bayern München: Die nächsten Spiele

DatumWettbewerbGegner
4. November, 18.30 UhrBundesligaBorussia Dortmund (A)
8. November, 21 UhrChampions LeagueGalatasaray (H)
11. November, 15.30 UhrBundesliga1. FC Heidenheim (H)
24. November, 15.30 UhrBundesliga1. FC Köln (A)
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