Jetzt sind es für Bayer Leverkusen nur noch zwei Spiele "bis zur Unsterblichkeit", wie es Kapitän Lukas Hradecky vor dem 34. Spieltag der Bundesliga ausdrückte. Gelängen der Werkself auch im Finale der Europa League sowie im DFB-Pokal-Endspiel zwei Siege, mit dem eingefahrenen Triple würde sich die aktuelle Mannschaft für immer unumstößlich Platz eins in der Geschichte des Klubs sichern.
Doch unsterblich, um es mit Hradecky zu sagen, ist das Team von Trainer Xabi Alonso bereits jetzt. 34 Spiele, null Niederlagen - ein Verein, der zuvor noch nie Deutscher Meister war, hat tatsächlich die erste ungeschlagene Saison in der Historie der Bundesliga hingelegt. Das ist derart außerordentlich, dass es für immer einzigartig bleiben wird. Selbst im theoretisch freilich stets möglichen Fall, dass einem anderen Klub in der Zukunft dasselbe Kunststück gelingen sollte.
Bereits in der jüngeren Vergangenheit sind einige Liga-Rekorde gefallen, von denen man dachte, dass sie Bestand für die Ewigkeit haben. "81 Punkte, das ist eine historische Marke, die sobald keiner knacken wird - auch wir nicht. In 30 oder 40 Jahren werden wir mit einem Lächeln auf den Lippen zurückblicken, vielleicht ist die Marke dann ja noch immer nicht geknackt", hatte Jürgen Klopp im Mai 2012 gesagt, nachdem er mit Borussia Dortmund den bisherigen Topwert des FC Bayern aus den Spielzeiten 1971/1972 und 1972/1973 überboten hatte. Ein Jahr später wurden die Bayern Meister - mit 91 Zählern unter Jupp Heynckes ...
Bayer Leverkusen: Diese Saison hat noch einmal eine größere Dimension
Oder natürlich auch der Tor-Rekord von Gerd Müller. Dessen 40 Treffer aus der Saison 1971/72 schienen für immer unerreichbar. Dann kam Robert Lewandowski daher und netzte 2020/21 einmal mehr.
Diese beiden Beispiele sind bereits unglaublich. Doch die von Leverkusen nun aufgestellte Bestmarke hat noch einmal eine größere Dimension. Sie wird besonders auch darin deutlich, weil Bayer mit der ersten Null-Niederlagen-Saison der Historie ja nicht einmal den Punkterekord der Liga knackte.
Bedeutsamer sind vor allem die Konstanz, die Gier und der Wille der Werkself. Neben der exzellenten spielerischen Klasse und taktischen Finesse trugen gerade diese Attribute das Team beständig durch die Saison. Zwar sah es in den vergangenen Wochen gleich mehrfach verdammt danach aus, als würde Leverkusen den Nimbus der Unbesiegbarkeit verlieren. Die Spieldauer einiger Begegnungen musste arg strapaziert werden, um am Ende noch die erste Pleite abzuwenden.
Bayer Leverkusen gehört nun zu den legendären Mannschaften der Fußball-Historie
Dennoch herrschte der Eindruck vor: Leverkusen wird mit jedem weiteren ungeschlagenen Spiel schwerer zu besiegen. Dass sich dieses Merkmal verfestigte, obwohl man zunehmend etwas "verlieren" konnte und sich der nicht nur, aber auch selbst erzeugte Druck dieser Serie stets erhöhte, zeugt von beispielloser Qualität. Eine Qualität, die Bayer letztlich allein in der Liga ganze 34-mal am Stück abrief.
Wie außergewöhnlich diese Errungenschaft ist, belegt auch der Blick über die Landesgrenzen hinaus. Einzig Benfica (1972/73), die AC Mailand (1991/92), Ajax Amsterdam (1994/95), der FC Arsenal (2003/04), der FC Porto (2010/11) und Juventus Turin (2011/12) wurden in der Neuzeit der größeren europäischen Ligen ungeschlagen Meister.
Diese Klubs haben etwas geschafft, "an das sich die Fans auf der ganzen Welt erinnern", wie Werkself-Stürmer Patrik Schick bereits im Vorfeld der finalen Bundesligabegegnung gegen den FC Augsburg sagte. So gut wie alle davon sind heute legendäre Mannschaften der Fußball-Historie. Die Mannschaft von Bayer Leverkusen aus der Saison 2023/24, das beinahe aus dem Nichts von "Vizekusen" zu "Ewigkusen" mutierte, ist nun auch eine davon.
Bundesliga: Die Abschlusstabelle der Saison 2023/24
1 | Bayer Leverkusen | 34 | 28 | 6 | 0 | 89:24 | 65 | 90 | |
2 | VfB Stuttgart | 34 | 23 | 4 | 7 | 78:39 | 39 | 73 | |
3 | FC Bayern München | 34 | 23 | 3 | 8 | 94:45 | 49 | 72 | |
4 | RB Leipzig | 34 | 19 | 8 | 7 | 77:39 | 38 | 65 | |
5 | Borussia Dortmund | 34 | 18 | 9 | 7 | 68:43 | 25 | 63 | |
6 | Eintracht Frankfurt | 34 | 11 | 14 | 9 | 51:50 | 1 | 47 | |
7 | 1899 Hoffenheim | 34 | 13 | 7 | 14 | 66:66 | 0 | 46 | |
8 | 1. FC Heidenheim 1846 | 34 | 10 | 12 | 12 | 50:55 | -5 | 42 | |
9 | SV Werder Bremen | 34 | 11 | 9 | 14 | 48:54 | -6 | 42 | |
10 | SC Freiburg | 34 | 11 | 9 | 14 | 45:58 | -13 | 42 | |
11 | FC Augsburg | 34 | 10 | 9 | 15 | 50:60 | -10 | 39 | |
12 | VfL Wolfsburg | 34 | 10 | 7 | 17 | 41:56 | -15 | 37 | |
13 | 1. FSV Mainz 05 | 34 | 7 | 14 | 13 | 39:51 | -12 | 35 | |
14 | Bor. Mönchengladbach | 34 | 7 | 13 | 14 | 56:67 | -11 | 34 | |
15 | 1. FC Union Berlin | 34 | 9 | 6 | 19 | 33:58 | -25 | 33 | |
16 | VfL Bochum | 34 | 7 | 12 | 15 | 42:74 | -32 | 33 | |
17 | 1. FC Köln | 34 | 5 | 12 | 17 | 28:60 | -32 | 27 | |
18 | SV Darmstadt 98 | 34 | 3 | 8 | 23 | 30:86 | -56 | 17 |