Für den Relegations-Krimi des VfL Bochum machte Peter Zeidler eine Ausnahme und ging nicht früh ins Bett. "Fast bis Mitternacht" verfolgte der neue Cheftrainer das Elfmeter-Drama in Düsseldorf. Er sah eine "bewundernswerte" und "historische" Leistung der Bochumer - die ihn bereits lose angefragt hatten.
Nur eine Woche später stellte der VfL den 61-Jährigen als Nachfolger von Interimstrainer Heiko Butscher, der in die Nachwuchsarbeit zurückkehrt, vor. Vom FC St. Gallen lotsten die VfL-Verantwortlichen den Trainer "anne Castroper", wo er einen Vertrag bis 2026 unterschreibt. Über die Ablöse wurde "Stillschweigen" vereinbart.
Die Entscheidung, nach sechs erfolgreichen Jahren die Schweiz zu verlassen, begründete Zeidler mit der "Faszination" der Bundesliga. Bei einem Abstieg hätte er den Posten aber auch übernommen.
Er lobte "die Verbundenheit mit den Zuschauern" und hat bereits mit VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig zusammengearbeitet. Das sei "aber nicht der Grund der Verpflichtung", stellte der "befangene" Kaenzig klar: "Er ist ein Fußball-Liebhaber mit viel Energie und Emotionalität."
VfL Bochum verliert gleich zehn Spieler
Sportdirektor Marc Lettau bezeichnete Zeidler als "überragenden Menschen und unglaublichen Kommunikator", der ins Anforderungsprofil und zur "VfL-DNA", die die Verantwortlichen bei der Vorstellung bei jeder Möglichkeit beschworen, gepasst habe. Und auch Bundesliga-Erfahrung vorweisen kann.
Von 2008 bis 2011 war Zeidler Co-Trainer von Ralf Rangnick bei der TSG Hoffenheim. Nach fünf weiteren Stationen - unter anderem bei RB Salzburg und dessen Partnerklub FC Liefering - landete Zeidler 2018 beim FC St. Gallen. Mit den Espen wurde er 2019/20 Vizemeister und zog das Interesse der Bundesliga auf sich. "Es gab immer wieder Anfragen", bestätige Zeidler, der in der Schweiz auf einen offensiven Spielstil setzte.
Ist dies auch sein Ansatz im Ruhrpott? "Aus dem Teamgeist ergibt sich die Art des Fußballs", sagte der Trainer. Es sei der "falsche Moment, große Sprüche" über die Spielphilosophie zu formulieren.
Gleich zehn Spieler, darunter Spielgestalter Kevin Stöger, bei dem es aber laut Lettau noch eine "Resthoffnung" auf eine Verbleib gebe, hatte der Verein am Freitag verabschiedet.
Für Fast-Absteiger Bochum geht es nun also darum, eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzustellen, die dann zu Zeidlers Lieblingszeit den Rasen betritt: Auch aus dem Ausland habe er samstags, wenn möglich, "immer um 15.30 Uhr" auf die Bundesliga geschaut. Somit muss er nächste Saison - zumindest samstags - nicht mehr länger wach bleiben.