Panzer vor dem Stadion und die "eigenen Werte über Bord": Zwischen dem BVB und seinen Fans rumort es kräftig

SID
BVB, Champions League
© getty

Der Deal von Borussia Dortmund mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall birgt auch nach drei Monaten weiter Zündstoff. Die Fanszene kündigt zum Bundesligaauftakt Proteste an.

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Beim Champions-League-Finale begnügten sich die aufgebrachten Fans von Borussia Dortmund noch mit zwei Bannern, doch jetzt macht der harte Kern der Anhängerschaft ernst. Klare Kante, auf Schildern und Spruchbändern - dazu ruft das Fanbündnis Südtribüne vor dem Bundesligaauftaktspiel gegen Eintracht Frankfurt auf. Selbst ein Modellpanzer soll vor das Stadion rollen. Das Ziel des geplanten Protests: Der umstrittene Werbedeal ihres Herzensvereins mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall.

Der Unmut der Fans über die Partnerschaft mit dem Unternehmen schwelt, seit der Deal Ende Mai kurz vor dem Endspiel in der Königsklasse gegen Real Madrid bekannt geworden war. Eine hohe einstellige Millionensumme soll Rheinmetall dem BVB bis 2027 jährlich zahlen. Doch Werbung für einen Hersteller von Panzern und Munition? Das passt so gar nicht zu den BVB-Werten, so der Tenor in Anhängerkreisen damals. Ein erster Knall in der Fanszene. Der zweite könnte nun folgen.

BVB: Fans haben Proteste angekündigt

Vor der Partie gegen Frankfurt am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) ist "jeder einzelne Borusse und jeder Fanklub" per Offenem Brief vom Bündnis Südtribüne aufgerufen, zu Beginn der zweiten Halbzeit "seinen Unmut über den Deal mit Rheinmetall ins Stadion zu tragen." Den Brief haben 88 Fanklubs und Gruppen unterzeichnet. Im Rahmen der Partie soll zudem rund ums Stadion eine vom Verein "Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen" organisierte Protestaktion stattfinden - mit einem mit BVB-Girlanden geschmückten Panzer.

Die Fans sind auch nach drei Monaten noch immer sauer - dabei entzündet sich nur ein Teil des Ärgers an der Branche des neuen Werbepartners. "Zu keinem Zeitpunkt hat es eine Beteiligung von Fanvertretern gegeben", schreibt das Bündnis Südtribüne, der Eindruck, Fanvertreter seien bei der Entscheidungsfindung zum dem Deal befragt worden, sei unzutreffend. Zudem wird "die Art der Kommunikation sowie der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Partnerschaft" bemängelt, beides zeuge "von ausgeprägtem Kalkül auf Seiten der Vereinsverantwortlichen".

Rheinmetall "öffentliche Debatten gewohnt"

Die Beschuldigten rücken im Sturm der Kritik zusammen. Auf Anfrage der Ruhr Nachrichten schrieben Borussia Dortmund und Rheinmetall am Mittwoch in einer gemeinsamen Antwort: "Rheinmetall ist es gewohnt, Bestandteil von öffentlichen Debatten zu sein. Ein Verein mit mehr als 200.000 Mitgliedern und 1000 Fanklubs deckt jedwede gesellschaftliche Strömung ab." Man stelle sich "gemeinsam in jedem etablierten Dialogformat der Diskussion mit BVB-Fans", betonen Unternehmen und Verein.

Doch es ist fraglich, ob Friedensgespräche derzeit überhaupt zielführend wären. Denn die Grundsatzhaltung der Fans, ebenfalls nachzulesen in besagtem Offenen Brief, ist klar: "Dass sich die Verantwortlichen des BVB und all seine Gremien dazu bereiterklärt haben, die Strahlkraft von Borussia Dortmund dafür einzusetzen, das öffentliche Ansehen eines Rüstungskonzerns zu verbessern und dabei die eigenen Werte über Bord zu werfen, lehnen wir entschieden ab." Man werde den Verantwortlichen "nicht den Gefallen tun und die Sache auf sich beruhen lassen".

Es wird einer kommunikativen Meisterleistung der Konfliktpartner bedürfen, um die Wogen langfristig auch nur annähernd zu glätten. Der nächste Knall bleibt sonst eine Frage der Zeit.