SPOX: Auch nach Ihrem Rücktritt sind Sie weiterhin nahe am Verein dran: Man trifft Sie öfters auf dem Gelände und Ihr 17-jähriger Sohn Niklas spielt in der Bayern-Jugend. Mit Lucas Scholl und Gianluca Gaudino sind auch die Söhne anderer Ex-Profis im Verein. Ist der Nachname für die Jungs eher eine Belastung oder Hilfe?
Tarnat: Das ist für die Jungs nicht angenehm, weil viele Außenstehende sie immer an Ihrem Vater messen. Man sollte die Nachnamen vergessen und sie ausschließlich nach ihren Leistungen beurteilen. Ich persönlich bin einfach nur froh, dass Niklas Spaß am Fußball hat und offenbar auch ein gewisses Talent mitbringt. Wichtiger ist aber, dass er in eineinhalb Jahren einen guten Schulabschluss macht.
SPOX: Die Prioritäten bei Ihrem Sohn sind also klar definiert. Wo sehen Sie sich in eineinhalb Jahren?
Tarnat: So genau kann man das nicht sagen, aber es gibt viele Optionen. Zum Beispiel habe ich die A-Lizenz bereits absolviert. Ich möchte in dem Bereich bleiben, in dem ich bisher gearbeitet habe - zum Beispiel als sportlicher Leiter. Bis zum Sommer werde ich die Zeit mit meiner Familie nutzen, dann will ich einen neuen Job annehmen.
SPOX: Nach fast 20 Jahren im Profi-Fußball kann so eine Pause auch mal nötig sein, um neue Kraft zu tanken. Wie froh sind Sie über die berufliche Auszeit?
Tarnat: Auf der einen Seite habe ich die letzten sechseinhalb Jahre sieben Tage die Woche gearbeitet und meine Familie kam in dieser Zeit zu kurz. Deshalb bin ich natürlich froh, dass ich mehr Freizeit habe und beispielsweise Radtouren mit meinem Sohn unternehmen kann. Auf der anderen Seite will ich mich jetzt nicht jahrelang ausruhen, sondern eine neue Herausforderung angehen.
SPOX: Sie haben offenbar klare Vorstellungen von Ihrer persönlichen Zukunft. Welche Faktoren spielen für Sie bei einer neuen Aufgabe die entscheidende Rolle?
Tarnat: In erster Linie muss es ein reizvoller Job sein. Ich brauche das Gefühl, dass ich einiges bewegen und den Verein voranbringen kann. Für mich ist es wichtig, dass die Verantwortlichen von meinen Vorstellungen überzeugt sind und mich wirklich wollen. Wenn die menschliche Komponente zu 100 Prozent passt, ist es egal, wo der Verein angesiedelt ist. Nur eins steht fest: Es muss im Fußballgeschäft sein, egal ob Senioren- oder Juniorenbereich.
SPOX: Sind in den letzten Monaten bereits Vereine an Sie herangetreten?
Tarnat: Ich hatte zwei, drei lose Anfragen. Das waren aber eher Informationsgespräche, ohne dass es wirklich ernst wurde.
SPOX: Sorgen müssen Sie sich aber wohl nicht machen. Immerhin durften Sie bereits reichlich Erfahrung im Nachwuchsbereich der Bayern sammeln. Warum haben Sie sich damals für die Jugend entschieden?
Tarnat: Als ich bei Hannover 96 lange verletzt war und in dieser Zeit auch mal eine Jugendmannschaft trainiert habe, hat mir das auf Anhieb viel Spaß bereitet. Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, den jungen Spielern die eigene Erfahrung zu vermitteln und klar zu machen, dass Talent alleine nicht reicht - man muss an sich arbeiten. Es ist toll, die Jugendlichen auf dem Weg in den Profibereich zu begleiten.
SPOX: In den Medien wird der FCB für seine Jugendarbeit oftmals kritisiert. Wie beurteilen Sie die Qualität der Ausbildung?
Tarnat: Das Niveau der Nachwuchsarbeit ist sehr hoch, aber die Weltauswahl im Profibereich ist ein Fluch für die Talente. Dadurch ist es unheimlich schwierig, den Sprung zu schaffen. Nichtsdestotrotz bekommen immer wieder Spieler Profiverträge. Auch wenn es sicherlich noch Potential gibt, wird die Jugendarbeit in der Öffentlichkeit zu schlecht gemacht.