Steuerhinterziehung gab Uli Hoeneß 2014 zu und trat am 2. Juni seine Haftstrafe in Landsberg an. Der wiedergewählte Präsident des FC Bayern München zog im Interview mit der Welt seine Lehren aus dieser schwierigen Zeit. Er verlor auch eine wichtige Fähigkeit.
"Man kann dort wenigen Menschen trauen. Im Gefängnis hat mich meine eigentlich gute Menschenkenntnis verlassen. Du hast es mit Leuten zu tun, die teilweise gute Schauspieler sind", führte Honeß aus. Dennoch ließ er sich nicht provozieren.
Das Ziel des 65-Jährigen sei es immer gewesen, tadellos durch die Haftzeit zu gehen, um früher entlassen zu werden. Somit steckte er manches weg: "Es war hart zu erfahren, dass Leute, mit denen ich zuvor Karten gespielt hatte, probierten, mich unter der Dusche oder sonstwo zu fotografieren."
Diese Bilder haben nie die Öffentlichkeit erreicht. Die Medien hätten gewusst, "wie teuer es für sie würde, wenn sie darauf eingehen würden", so Hoeneß. Er habe viele positive Briefe im Gefängnis erhalten und dort schnell seinen Ruf widerlegen können.
Politische TV-Sendungen als Rotes Tuch
Dieser sei durch eine monatelange Kampagne aufgebaut worden. "Den meisten, die versuchten, mich kaputt zu schreiben, ist es nicht gelungen, ins Bewusstsein der Bürger einzudringen", freut sich Hoeneß. Seine Familie sei aber durchaus getroffen worden.
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Auch nach abgesessener Strafe ist er sich eines Makels bewusst. Politische TV-Sendungen seien fortan ein rotes Tuch für ihn, "weil ich weiß, dass ich eine Schwachstelle habe, die nicht wegzudiskutieren ist." Dementsprechend rechnete er auch nicht mit einem derart überlegenen Sieg bei der FCB-Präsidentschaftswahl.
"Ich hatte gedacht und gehofft, dass es zwischen 80 und 90 Prozent sein werden", so Hoeneß, der an den Prognosen zweifelte: "Vielleicht stimmt es ja gar nicht, was ich empfinde, vielleicht denken die Leute in der Mehrheit ganz anders über mich und wollen mich vielleicht doch nicht mehr."
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