Philipp Lahm sollte es werden, das "Bürschchen" hat den Job bekommen: Hasan "Brazzo" Salihamidzic ist seit Montag der neue Sportdirektor, den der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern München in den vergangenen Monaten so händeringend gesucht hatte. Wie einst der Uli Hoeneß als Manager schlüpft der gebürtige Bosnier nun als Berufsanfänger in eine Rolle, die seit dem Abschied von Matthias Sammer im Juli vergangenen Jahres unbesetzt war.
Salihamidzic erhält an der Säbener Straße einen Vertrag bis 2020. "Er wird hier für die nächsten drei Jahre der verantwortliche Mann sein. Er hat hier alle Vollmachten, die man in seinem Job braucht", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Präsident Uli Hoeneß ergänzte: "Es wird keine Vertragsverhandlungen geben, bei denen Hasan Salihamidzic nicht mit am Tisch sitzt." Und sitzen wird er bei Spielen des FC Bayern auch auf der Bank.
Bereits Botschafter
Erst im Februar dieses Jahres war Salihamidzic zum Botschafter des FC Bayern ernannt worden, Rummenigge, so erzählte es Hoeneß, sei dann auf den Gedanken gekommen, "Brazzo" den Posten des Sportdirektors anzuvertrauen. "Als ich vergangene Woche gefragt wurde, war mir sofort klar, dass ich das machen möchte. Die Bayern sind für mich ein ganz besonderer Klub", sagte er: "Ich werde 24 Stunden, sieben Tage für die Spieler da sein. Ich freue mich sehr auf meine Aufgabe."
Salihamidzic ist indes nicht die erste Wahl. Rummenigge hatte Weltmeister Lahm favorisiert, doch die Gespräche waren gescheitert. Offensichtlich an Hoeneß. "Ich glaube, dass Uli Hoeneß noch zu tatkräftig ist, um loszulassen. Zu jung. Er will die Dinge selbst beeinflussen", sagte der langjährige Kapitän der Nationalmannschaft und des FC Bayern zu seiner Entscheidung, auf den Posten zu verzichten.
Vom Typ her ist der neue Sportdirektor eher ein Mann nach dem Geschmack von Hoeneß: emotional, ein Bauchmensch, dazu ausgestattet mit der DNA des Klubs. Der 40-Jährige, zwischen 1998 und 2007 für die Münchner aktiv und dabei unter anderem 2001 Champions League- und Weltpokalsieger, ist außerdem bei den Fans beliebt, er war zuletzt bereits als Markenbotschafter des FC Bayern auf der Asienreise im Einsatz.
Im Gegensatz zu seinen Vorgesetzten hatte Trainer Carlo Ancelotti nicht den Eindruck, als benötige der FC Bayern nun dringend einen Sportdirektor. "Ich glaube nicht, dass uns letzte Saison etwas gefehlt hat. Wir haben gute Arbeit geleistet. Aber, stellte er fest: "Wir werden gut zusammenarbeiten." Zuvor hatte Ancelotti bereits Co-Trainer Willy Sagnol zur Seite gestellt bekommen.
Bindeglied zwischen Trainer, Mannschaft und Club und Vorstand
Rummenigge und Hoeneß freilich glaubten erkannt zu haben, dass der FC Bayern ein Defizit hat. Geeignet schien nach Lahm dafür zunächst Max Eberl, der dann aber doch bei Borussia Mönchengladbach blieb. Eberl sei neben Lahm der einige Kandidat gewesen, "mit dem wir uns beschäftigt haben", sagte Rummenigge. Nun soll Salihamidzic alles im Blick haben: Leistungszentrum, Kaderplanung und nicht zuletzt das Klima in der Mannschaft, zwischen Mannschaft und Trainer, zwischen allen und dem Vorstand.
Rummenigge erinnerte noch einmal daran, dass ursprünglich Lahm als Kandidat auserkoren war für eine tragende Rolle. "Leider hat es dann nicht funktioniert auf Grund seiner Entscheidung", sagte er, die Tür stehe aber nach wie vor offen. Im Gegensatz zu Sammer ist Salihamidzic, der sich "nicht als Notlösung sieht", kein Vorstandsmitglied, auch wenn Rummenigge schon vergangene Woche sagte, der Sportdirektor habe "sicherlich auch die Aussicht, in das Vorstandsgebäude einzuziehen".
Salihamidzic war nach seiner Flucht als Teenager aus dem ehemaligen Jugoslawien zunächst beim Hamburger SV gelandet. Nach seiner Zeit beim FC Bayern spielte er noch bei Juventus Turin sowie beim VfL Wolfsburg. Danach arbeitete er unter anderem als TV-Experte für RTL und das ZDF. Der dreifache Familienvater, der mittlerweile auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, ist der ausländische Spieler mit den meisten Einsätzen für den FC Bayern.