"Glauben Sie, dass es klug gewesen wäre, dass ein Spieler wie Philipp Lahm am 30. Juni mit dem Fußball aufhören und am 1. Juli diesselben Spieler unter Druck setzen kann?", fragte Hoeneß zur langwierigen Suche nach einem Sportdirektor.
"Es wäre auf jeden Fall eine Abkühlphase notwendig gewesen, aber diese Zeit hatten wir nicht. Ich persönlich bedauere sehr, dass Philipp nicht zur Verfügung stand", so Hoeneß weiter.
Einen Seitenhieb hatte der Präsident auch noch parat - auf Lahms Berater Roman Grill: "Wir schätzen Philipp Lahm alle sehr. Aber seinen Berater schätzen wir nicht. Und den hätten wir miteinkaufen müssen."
Salihamidzic für Hoeneß: Königslösung
Hasan Salihamidzic ist nun Sportdirektor beim Rekordmeister und beeindruckt Hoeneß in seiner bisherigen Amtszeit. "Manchmal wird aus einer Notsituation eine Lösung gefunden, die die allerbeste ist. Man sollte nicht in den Medien dazwischenhauen, sondern intern. In den ersten 14 Tagen hat er mehr dazwischen gehauen als Matthias Sammer in einem ganzen Jahr. Nach den ersten 14 Tagen muss man sagen, dass wir vielleicht die Königslösung gefunden haben", sagte Hoeneß.
Ob Salihamidzic zwischen den Stühlen der mächtigen Vereinsbosse Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sitzt, beantwortet Hoeneß so: "Für einen jungen, unerfahrenen Mann kann es nichts Besseres geben, als mit Karl-Heinz Rummenigge und mir zusammenzuarbeiten. Wir können den Jungen noch vieles weitergeben. Solange der amtierende US-Präsident mit über 70 Jahren sein Amt gerade angetreten hat, können Karl-Heinz mit 61 Jahren und ich mit 65 auch noch in wichtigen Positionen arbeiten. Bei mir gibt's den Spruch: Nicht jung oder alt, sondern gut oder schlecht. Da können die jungen Burschen ja noch einiges lernen."
>Zudem äußerte sich Hoeneß zum streikenden und nun suspendierten Dortmunder Ousmane Dembele: "Ich muss sagen, dass sich Borussia Dortmund bislang sehr gut verhalten hat. Als großer Verein, und das ist die Borussia nun mal, muss man auch mal hart durchgreifen. Bis zum 31. August kann er ja auf einem Nebenplatz laufen. Ich wäre an das Thema genauso wie Borussia Dortmund rangegangen. Doch nicht nur die Berater sind schuldig, sondern auch der Spieler. Er ist zwar erst 19 oder 20 Jahre alt, aber beim Geldverdienen will er auch erwachsen sein."
Allerdings: "Nur, weil Dembele keine Ausstiegsklausel hat, hat Borussia Dortmund das Heft des Handelns in der Hand. Wenn der Spieler nicht zum Training kommt, dann hat er das ganz alleine zu verantworten. Man soll die Spieler nicht wie Götter behandeln, wenn sie sich nicht wie Götter benehmen."
Einen solchen Fall schließt Hoeneß in München aus: "Wenn der FC Bayern entscheidet, dass ein Spieler bleiben soll, dann hat er zu bleiben." Dies galt nicht für Douglas Costa, den der FC Bayern in diesem Sommer an Juventus Turin abgab. Der Grund: "Costa wollte nach kürzester Zeit mehr Geld, obwohl er überhaupt keine Leistung gebracht hat", so Hoeneß.
Neymar hat es Hoeneß nicht angetan
Der vielzitierte Fall Neymar, der für eine neue Rekordsumme zu Paris Saint-Germain gewechselt ist, hat es Hoeneß dagegen nicht besonders angetan: "222 Millionen Euro? Ich finde den Neymar jetzt nicht so gut."
Zu guter Letzt verriet der Präsident, dass sich der vom FC Bayern umworbene BVB-Kaderplaner Sven Mislintat als Sportdirektor beim VfB Stuttgart beworben hatte. "Wir haben zu keiner Zeit verhandelt. Wir sind an den BVB herangetreten, nachdem wir erfahren haben, dass sich Sven Mislintat bei dem Verein beworben hat, zu dem Michael Reschke jetzt gewechselt ist. Als Borussia Dortmund ihm gesagt hat, dass das nicht infrage kommt, ist es das dann gewesen."
Der BVB habe den Bayern jedoch zu verstehen gegeben, dass der 44-Jährige nicht zu haben sei. "Damit war die Sache erledigt", so Hoeneß. BVB-Sportdirektor Michael Zorc gab anschließend an, vom Verhalten der Bayern überrascht gewesen zu sein.