Robert Lewandowski hält Werte wie Loyalität im kapitalgetriebenen Fußball für überschätzt. Um das Transferverhalten der Spitzenklubs fairer zu machen, schlägt er eine Regeländerung vor. Darüber hinaus macht er sich Sorgen um die künftige internationale Konkurrenzfähigkeit von Rekordmeister Bayern München.
Im Interview mit dem Spiegel sprach der Star-Angreifer des FC Bayern offen über die Schattenseiten des Sports in der heutigen Zeit. Auf die Frage, ob Loyalität mittlerweile ein Fremdwort in der Branche sei, erklärte der polnische Superstar: "Man sollte aufhören, den Profifußball mit solchen Emotionen zu überlagern. Loyalität ist zwar ein schönes Wort, eine wunderbar romantische Vorstellung und im Privatleben auch ein wichtiger Wert", und schob nach: "Im Spitzensport zählen aber andere Parameter: Erfolg und Geld". Lediglich diese Komponenten entscheiden seines Erachtens über einen Transfer.
Die Position der Klubs hält er dabei für schwierig: "Die Machtverhältnisse im Fußball haben sich in den vergangenen Jahren extrem verschoben, und zwar zugunsten der Spieler. Wenn ein Spieler wirklich wechseln will, dann kann er das in der Regel auch durchsetzen."
Damit das künftig nicht mehr passiere, schlägt er eine Regeländerung vor. Lewandowski fände es gut, "wenn die Verbände vertraglich festgeschriebene fixe Ablösesummen zur Pflicht erklären." Dabei hält er unterschiedliche Modelle für möglich: "Für reichere Vereine käme auf die fixe Ablösesumme beispielsweise noch ein Fairnesszuschuss von 20 Prozent obendrauf, ärmere Klubs dürften dafür weniger für den Spieler zahlen, wenn er sich dafür entscheidet, dorthin zu wechseln."
Lewandowski: "Bayern muss sich etwas einfallen lassen"
Auch zur schwieriger gewordenen Situation seines Vereins äußerte sich der Goalgetter: "Bayern muss sich etwas einfallen lassen und kreativ sein, wenn der Verein weiter Weltklassespieler nach München lotsen will", sagte der polnische Torjäger im Interview mit dem Spiegel. Er fügte an: "Wenn man ganz vorn mitspielen will, braucht man die Qualität dieser Spieler."
Der FC Bayern sei in den vergangenen Jahren nicht so mit dem Markt gewachsen wie Real Madrid oder Manchester United. "Bis heute hat Bayern München nie mehr als rund 40 Millionen an Ablösesummen für einen Spieler bezahlt. Im internationalen Fußball ist das schon längst eine Summe, die eher Durchschnitt als Spitzenwert ist", sagte Lewandowski, der Abstand zu teils irrwitzigen Transferausgaben wie bei Paris St. Germain mit Neymar und Kylian Mbappé sei "wirklich riesig".
"Bayern ist eingespielter als PSG"
Momentan agiert der FC Bayern nach Lewandowskis Ansicht allerdings sportlich sehr wohl noch auf Augenhöhe. "Paris hat sich nun einen Weltklassekader zusammengekauft. Ob es aber auch eine Weltklassemannschaft ist, muss man abwarten. Bayern München ist als Team eingespielter, wir haben schon vieles zusammen erlebt", sagte der 29-Jährige.
Ein Ende des Transferwahnsinns kann sich Lewandowski nicht vorstellen: "Fußball ist Kapitalismus pur, jeder will in dieser Branche Geld verdienen."