In der Anfangsphase "haben wir nicht gut gespielt", sagte Uli Hoeneß. "Aber jetzt ist alles so, wie man sich das vorstellt. Die Mannschaft ist lauffreudig, der Ballführende hat zwei, drei Optionen, die Spieler sind kreativ und die Tore schön. Und sie hören nicht auf. Fällt das dritte Tor, versuchen sie auch noch das vierte zu machen."
Der Präsident des FC Bayern München war also bester Laune, als die Saison in die entscheidende Phase einbog. Die Aussagen stammen aus dem März 2017, Trainer war damals noch Carlo Ancelotti und nicht Hoeneß-Busenkumpel Jupp Heynckes.
Zehn Monate später hat sich das Trainerteam verändert, aber ansonsten erinnert vieles wieder an das Frühjahr 2017.
Stimmung beim FC Bayern bestens
Nach dem turbulenten Herbst mit der Entlassung Ancelottis und der einen oder anderen üblen Nachrede ist die Stimmung wieder bestens an der Säbener Straße.
Der Klub fühlt sich in einer komfortablen Situation, ungeachtet dessen, dass im Sommer ein neuer Trainer den Umbruch weiter anschieben muss und dass die Verträge der langjährigen Ikonen Arjen Robben und Franck Ribery auslaufen. Selbst von Außenminister Sigmar Gabriel soll es zuletzt Zuspruch für das stets umstrittene Trainingslager in Katar gegeben haben, wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge berichtete.
Der Kurztrip nach Katar, bei dem - An- und Abreisetag sowie das Testspiel am Samstag abgezogen - nur drei Trainingstage zur Verfügung stehen, ist Heynckes ein Dorn im Auge. Daraus hat er nach seiner Rückkehr keinen Hehl gemacht. Aber der FC Bayern ist seinem Sponsor nun mal verpflichtet.
Die Zeichen stehen 2018 auf Erfolg
In der Bundesliga steuern die Bayern mit elf Punkten Vorsprung auf den Zweiten Schalke 04 klar auf den sechsten Titel in Folge zu, im DFB-Pokal hat der Rekordtitelträger mit RB Leipzig und Borussia Dortmund die beiden größten Konkurrenten selbst aus dem Weg geräumt und in der Champions League wartet trotz Platz zwei in der Gruppe hinter Paris St.-Germain im Achtelfinale mit Besiktas ein machbarer Gegner.
Es ist also angerichtet für eine erfolgreiche Rückrunde. Seit Heynckes' Rückkehr wird ja auch wieder vermehrt vom Triple als realistische Option gesprochen, der Trainer selbst nutzt die Saison 2012/13 selbst oft als Referenz.
"Das ist eine andere Vorbereitung, die ist schon sehr kurz, deshalb muss man die Zeit sehr klug gestalten - von der Intensität und vom Umfang des Trainings her, dass wir da auch wieder anknüpfen, wo wir in der Hinrunde aufgehört haben", sagte Heynckes vor dem Abflug nach Doha. Er sei bei der Trainingssteuerung "besonders gefordert".
Wie damals in der "Ancelotti-Zeit"
Auch das kommt einem bekannt vor. Vor einem Jahr wurde in München von Rummenigge die "Ancelotti-Zeit" ausgerufen. Der Trainer selbst sagte in Doha: "Es ist erlaubt, Fehler im ersten Teil der Saison zu machen. Aber du darfst keine Fehler im zweiten Teil der Saison machen."
Der Italiener wurde als Rückrunden- und Frühjahrsspezialist gepriesen, Experten wie Ottmar Hitzfeld, Didi Hamann oder Stefan Effenberg sahen die Bayern stärker als unter Pep Guardiola, weil die Kräfte besser eingeteilt worden seien.
Es wurde und wird viel gesprochen rund um den FC Bayern München.
Robert Lewandowski ist nicht Gerd Müller
Die wohl größte Veränderung im Vergleich zum Vorjahr ist die Personalplanung im Angriff. Mit Sandro Wagner hat der FC Bayern einen zweiten Mittelstürmer verpflichtet, der Robert Lewandowski entlasten und im Extremfall ersetzen soll.
"Er hat sich klasse entwickelt, ist Nationalspieler geworden. Ich denke, dass er uns helfen kann. Er kennt seine Rolle, dass vor ihm ein Weltklassespieler wie Robert Lewandwoski steht", sagte Heynckes.
Vor einem Jahr wurden Fragen nach einer offenen Stelle zu viel im Kader von Hoeneß noch rabiat weggewischt. "Wenn ich immer höre, der FC Bayern hat keinen Ersatz für Lewandowski", sagte der Präsident, "für Gerd Müller hatten wir auch keinen Ersatz."
Aber vor einem Jahr war eben alles noch ganz anders...