Der FC Bayern München in der Kaderanalyse: Mindestens ein echter Härtefall

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FC Bayern München: Die Situation im Mittelfeld

Personal: Javi Martinez, Sebastian Rudy, Thiago, Leon Goretzka, Corentin Tolisso, Arturo Vidal, Renato Sanches, James Rodriguez

Fragezeichen: Thiago, Arturo Vidal

Kandidaten: keine

Situation:

Die meiste Arbeit kommt auf die Verantwortlichen des FC Bayern im Mittelfeld zu. In der SZ bezeichnete es Salihamidzic als "die Pflicht des Vereins, dem Trainer einen Kader zur Verfügung zu stellen, in dem keine Unzufriedenheiten vorprogrammiert sind." Diese zeichnen sich in der Spielfeldzentrale aktuell allerdings ab: "Wir haben - Stand jetzt - neun mehr oder weniger zentrale Mittelfeldspieler für wahrscheinlich nur drei Positionen."

Neben den acht etatmäßigen Akteuren rechnete Salihamidzic Angreifer Thomas Müller ein, der in einem 4-2-3-1, einem 4-3-3 oder einem 3-4-3 potentiell in der Zentrale in Frage kommt.

Dort wird also sicher noch etwas passieren. Auf der Abgangseite.

Renato Sanches soll eine neue Chance bekommen

Zum ohnehin prall besetzten Mittelfeld stoßen in diesem Sommer nämlich noch Leon Goretzka und Rückkehrer Renato Sanches.

Der Portugiese soll nach seinem enttäuschenden ersten Jahr und seiner verkorksten Leihe zu Swansea City eine weitere Chance in München erhalten. "Er hat Fähigkeiten, die man in der Bundesliga nicht täglich sieht. Ich hoffe, dass er den Kampf annimmt und hier letztlich einschlägt", sagte Trainer Niko Kovac über Sanches. Womöglich ist der im Vergleich zu Carlo Ancelotti detailversessenere Kovac ein Trainer, der den 20-Jährigen fördern und in seine EM-2016-Form zurückbringen kann. Von seiner Körperlichkeit könnte Sanches jedenfalls in die Idee des Kroaten passen.

Corentin Tolisso könnte als Weltmeister Ansprüche anmelden

Letzteres gilt auch für Corentin Tolisso. Dieser steht nach einer vielversprechenden ersten Saison bei den Bayern nun mit Frankreich im WM-Finale und kam auf dem Weg dorthin auf seine Einsätze. Sollte er als Weltmeister nach München zurückkehren, wäre auch sein Standing bei den Bayern ein anderes, er könnte berechtigte Ansprüche auf höhere Einsatzzeiten anmelden.

James Rodriguez und Javi Martinez stehen aufgrund ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten nicht zur Disposition und werden auch unter Kovac tragende Rollen spielen.

Sebastian Rudy bleibt eine Option für die Sechs

Würde Sebastian Rudy eine solche einnehmen, wäre es auf der einen Seite zwar überraschend. Andererseits erhöhte sich sein Ansehen paradoxerweise durch das schwache deutsche Abschneiden bei der WM. Die knappe halbe Stunde, die er gegen Schweden auf dem Platz stand, war die stabilste Phase des DFB-Teams im Turnierverlauf. Rudys Qualitäten auf der Sechs kamen dort auf der größtmöglichen Bühne zum Tragen.

Zwar hielten sich lange Gerüchte, Rudy könne die Bayern nach einer zum Ende hin enttäuschenden ersten Spielzeit wieder verlassen. Er selbst dementierte dies jedoch und kündigte an, sich durchbeißen zu wollen.

Fragezeichen bei Arturo Vidal

Die größten Fragezeichen stehen hinter der Zukunft von Thiago und Arturo Vidal.

Vidal war bereits in der vergangenen Saison - eigentlich bis zur Rückkehr von Jupp Heynckes als Trainer - ein ständiges Sorgenkind. Aufgrund fehlender Konstanz, vor allem aber aufgrund seines Lebenswandels, der nicht immer in das Weltbild des FC Bayern passt. Darüber hinaus ist Vidal mit 31 Jahren der älteste Spieler im Bayern-Mittelfeld und nur noch mit einem Vertrag bis Sommer 2019 ausgestattet. Wollen die Münchner noch eine Ablösesumme für den Chilenen generieren, müsste er in einer der nächsten beiden Transferperioden abgegeben werden.

Fakt ist aber auch: Vidal bringt dem Spiel der Münchner eine physische Komponente und einen Druck, den (noch) kein anderer Spieler einbringen kann. Wenn er fit war, stand er in den letzten Jahren nahezu bei allen wichtigen Partien auf dem Rasen. Und das nicht ohne Grund. Zudem zeigte Kovac in der Vergangenheit, dass er mit (vermeintlich) schwierigen Charakteren besonders gut arbeiten kann.

Vidal könnte im Plan des neuen Trainers potentiell eine Schlüsselfigur werden. Dennoch dürfte er aus besagten Gründen bei einem passenden Angebot der erste Streichkandidat im Mittelfeld sein. Derzeit soll sein Berater bereits den Markt sondieren.

Verlässt Thiago den FC Bayern München?

Kompliziert ist auch die Situation von Thiago. Zwar betonte Salihamidzic, "natürlich" mit dem Spanier zu planen. Die Spekulationen über einen Wechsel ließen jedoch in den letzten Monaten nicht nach. Auch weil er selbst und der Verein ein 100-prozentiges Treuebekenntnis vermeiden.

Der Ballstreichler hat seinen herausragenden Status beim FC Bayern verloren. Der Vorwurf, in wichtigen Spielen häufig abzutauchen, haftet ihm ebenso an wie der der fehlenden Effizienz.

Für einen Appel und ein Ei werden die Münchner Thiago definitiv nicht hergeben. Dazu ist er zu wertvoll und zu sehr Publikumsliebling. Gleichzeitig könnte er derjenige sein, bei dem das Verhältnis zwischen Entbehrlichkeit und erzielbarem Transfererlös stimmt. Sollte ein internationaler Spitzenklub eine hohe zweistellige Millionensumme auf den Tisch legen, werden sich die Bayern wohl gesprächsbereit zeigen. Ein Gedanke, der noch vor einem Jahr eigentlich absurd war. Doch Thiago könnte bei der Kaderreduzierung zum größten Härtefall werden.