Sandro Wagner vom FC Bayern im Interview: "Der BVB ist keine Übermannschaft"

Übt sich nicht in Understatement: Sandro Wagner.
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Vier Tage nach der bitteren 2:3-Pleite des FC Bayern München bei Tabellenführer Borussia Dortmund hat sich Sandro Wagner gewohnt selbstbewusst zu den Chancen des kriselnden Rekordmeisters im Kampf um den Titel geäußert.

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Man sei nach wie vor "die beste Mannschaft Deutschlands", sagte der Angreifer in einem Mixed-Zone-Interview am Rande einer Tischkicker-Veranstaltung des Klubsponsors Paulaner und versicherte, den BVB noch einzuholen. Sein Dasein als Reservist stellte der 30-Jährige hintenan.

Frage: Herr Wagner, wie bewerten Sie Ihre persönliche Situation beim FC Bayern?

Antwort: Meine persönliche Situation ist wurscht. Wir haben gerade andere Probleme als über Einzelschicksale zu sprechen. Wir müssen schauen, dass wir schnell wieder in die Erfolgsspur kommen. Da muss jeder seine persönlichen Interessen hintenanstellen.

Frage: Sie stehen nach der Niederlage in Dortmund auf Platz fünf. Wie fühlt sich das an?

Antwort: Es ist brutal, wenn man auf die Tabelle schaut. Das kann nicht der Anspruch sein von Bayern München. Auch nicht von uns persönlich. Ich sehe das auch anders: Wir müssen dieses Jahr Deutscher Meister werden. Alles andere wäre eine riesige Enttäuschung. Wir haben mit Abstand die beste Mannschaft in Deutschland, auch wenn Dortmund jetzt ein paar gute Spiele gemacht hat. In meinen Augen sind wir ganz klar besser. Es muss von jedem einzelnen Spieler das Ziel sein, Meister zu werden. Wir dürfen nicht von einem Übergangs- oder einem Umbruchsjahr sprechen, das ist Quatsch.

Sandro Wagner über James Rodriguez: "Unser bester Spieler"

Frage: Wie will die Mannschaft das angehen?

Antwort: Wir müssen mehrere Hebel ansetzen. Als Spieler versuche ich das umzusetzen, was uns der Trainer sagt. Das müssen alle. Jeder Einzelne muss schauen, dass er seine Leistung bringt. Wir haben einfach zu viele von den 18, 19 Spielern, die gerade fit sind, aber nicht auf ihr Leistungsniveau kommen.

Frage: Mit James Rodriguez fällt ein weiterer Spieler wegen eines Außenbandrisses im Knie wochenlang aus. Wie bitter ist das?

Antwort: James ist ein ganz wichtiger Spieler, in meinen Augen sogar unser bester. Er ist ein kreativer Kopf, den wir so nicht zweimal in der Mannschaft haben. Den haben wir in der Bundesliga übrigens sonst auch nicht. Von daher ist es doppelt bitter, dass er uns fehlt. Aber bald kommen Kingsley (Coman, Anm. d. Red.) und Thiago zurück. Wir haben viele Spieler, die den Anspruch haben, zu spielen und performen müssen, wenn der ein oder andere Kollege nicht zur Verfügung steht.

Sandro Wagner über BVB: "Wir werden Meister - ganz sicher"

Frage: Uli Hoeneß hat zuletzt gesagt, die Welt des FC Bayern würde im Falle einer ausbleibenden Meisterschaft auch nicht untergehen. Sind solche Aussagen der Bosse nicht genau das, was Sie nicht wollen?

Antwort: Das muss jeder für sich selber entscheiden. Wenn unsere Bosse das so sehen, ist das ihr gutes Recht. Jeder hat seine eigene Meinung. Ich als Spieler will Deutscher Meister werden und ich denke, meine Kollegen wollen das auch. Da sagt keiner: "Es ist nicht schlimm, wenn wir dieses Jahr nicht Meister werden." Und ich bin mir auch sicher, dass wir Meister werden. Es sind sieben Punkte Rückstand. Vier, wenn wir Dortmund in der Rückrunde in unserer Arena schlagen. Und das müssen wir.

Frage: Für wie stark halten Sie den BVB?

Antwort: Dortmund ist nicht so stabil, wenn man sich die Spiele anschaut, zum Beispiel das Heimspiel gegen Hertha, gegen Augsburg oder auch gegen uns. Wenn wir das sauber zu Ende spielen in der ersten Halbzeit, gehen wir mit einem 2:0 oder 3:0 in die Pause. Dann kommen die auch nicht mehr zurück, auch wenn sie mit ihren Mopeds Konter fahren. Das Spiel darfst du nicht hergeben. Ich bin nicht der Meinung, dass Dortmund eine Übermannschaft ist. Von daher bin ich mir auch sicher, dass wir Meister werden. Ganz, ganz sicher.

Sandro Wagner über FCB-Maulwurf: "Da schüttelt man ab und zu den Kopf"

Frage: Warum halten sich andere Spieler im Vergleich zu Ihnen und vielleicht noch Joshua Kimmich zurück?

Antwort: Das weiß ich nicht. Aber das muss man akzeptieren. Ich finde nur, dass es unser Anspruch sein muss, Meister zu werden. Es bringt auch nichts, das anders zu formulieren oder ein bisschen zu umschreiben. Das ist Schmarrn. Das konnte ich machen, als ich bei Hoffenheim war. Aber bei Bayern München ist das Ziel ganz klar, Meister zu werden. Es sieht aktuell natürlich nicht ganz gut aus, aber es ist auch mal eine andere Situation. In den letzten Jahren sind wir immer mit Vorsprung in die Winterpause gegangen, zum Teil mit 20 Punkten. Jetzt sind wir gerade einmal sieben hinten dran. Das ist eine riesige Herausforderung, der wir uns stellen müssen.

Frage: Man hat das Gefühl, dass in dieser Saison viele Interna nach außen dringen. Wie sehr sprechen die Spieler untereinander darüber? Wird auch mal Tacheles geredet?

Antwort: Dieses Jahr ist schon ein bisschen mehr los. Ich bin ja erst letzte Saison in der Rückrunde dazugekommen, da war es wesentlicher entspannter. Beziehungsweise: Wir waren fokussiert, aber ein verschworener Haufen. Da gab es eigentlich keine Sachen, die nach außen gedrungen sind. Es ist schon überraschend, was so alles die letzten Wochen zum Sportlichen dazugekommen ist. Da schüttelt man ab und zu echt den Kopf, was man so liest. Das ist natürlich nicht hilfreich. Nichtsdestotrotz sind wir alle erwachsen. Damit muss man klar kommen und das sind auch keine Ausreden für unsere Leistungen. Wir dürfen uns nicht von Nebengeräuschen ablenken lassen. Wir müssen uns auf dem Platz auf unsere Aufgaben konzentrieren und die Spiele gewinnen.

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