Rafinha schlenderte durch den Mixed-Zone-Bereich, der normalerweise für die gegnerische Mannschaft vorgesehen ist. Das macht der kleine Brasilianer beinahe immer. Vor allem, wenn er zuvor ein Dasein als Bankdrücker fristen musste. An diesem späten Samstagnachmittag fehlte allerdings das sonst so freundliche Grinsen, das er traditionell in Richtung der Journalisten richtet.
Kein Wunder. Rafinha hatte beim 1:0-Erfolg der Bayern erneut keine einzige Sekunde mitspielen dürfen, fror stattdessen 90 Minuten lang auf der Bank in der klirrend kalten Februarluft in der Allianz Arena. Nur mit dem Unterschied, dass er seinem Ärger nach dem Spiel diesmal mächtig Luft verschaffte.
Rafinha: "Natürlich bin ich enttäuscht"
"Ich mache meine Arbeit und trainiere gut. Aber der Trainer setzt nicht auf mich", sagte der 33-Jährige im Gespräch mit einer Handvoll Journalisten. Er ergänzte: "Ich weiß nicht, woran das liegt. Ich habe keine Probleme gemacht. Aber natürlich bin ich enttäuscht."
Besonders mit Hinblick auf das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Liverpool, in dem Rafinha eigentlich als Ersatz für den gelbgesperrten Joshua Kimmich vorgesehen ist, würde dem Außenverteidiger Spielpraxis guttun. Darauf angesprochen monierte er: "Wenn du keine Minuten bekommst, ist es schwer, sich darauf vorzubereiten. Heute hätte ich zum Beispiel ein paar Minuten spielen können."
"Ich habe unter allen Trainern hier bei Bayern gespielt. Egal, ob unter Guardiola, Heynckes oder Ancelotti", erklärte Rafinha weiter und spekulierte gleichzeitig über die Gründe, warum Coach Niko Kovac ihm vor allem in der Rückrunde keine große Beachtung schenkt: "Seit ich im Januar gesagt habe, dass ich weggehe, spiele ich nicht mehr. Ich habe hier nie Theater gemacht und werde auch kein Theater machen, aber das ist schon sehr traurig."
Gegenüber der Bild-Zeitung wurde er sogar noch deutlicher: "In letzter Zeit ist der Trainer nicht korrekt zu mir. Ich bringe meine Leistung im Training. Es fällt mir schwer, mich zu motivieren."
FC Bayern: Hasan Salihamidzic zeigt sich diplomatisch
Nachdem Rafinha von dannen gezogen war, trat FCB-Sportdirektor Hasan Salihamidzic in der Mixed-Zone auf. Selbstverständlich richtete sich auch eine Frage zu Rafinhas Reservistendasein und dessen wenige Augenblicke zuvor geäußerte Kritik an den Bosnier. Dieser blieb diesbezüglich - zumindest nach außen - diplomatisch. "Ich verstehe, dass er unzufrieden ist", sagte Brazzo und schob nach: "Auch bei ihm werden die Spiele wieder kommen. In einer solchen Phase muss man mal den Mund abputzen und gut trainieren."
Salihamidzic bekräftigte, dass er immer im Büro und "für alle Gespräche offen" sei. Gesprächsbedarf herrscht jedenfalls ausreichend.