Gleich drei Innenverteidiger standen bei der Gala des FC Bayern München gegen Borussia Dortmund im Fokus - aber nur einer wegen seiner sportlichen Leistung.
Während Mats Hummels seine Arbeitskleidung (rotes Trikot, rote Hose, rote Stutzen, weiße Schuhe) angezogen hatte, trugen die anderen beiden Trainingsanzug und schauten ihm beim Arbeiten zu: Jerome Boateng im Trainingsanzug des FC Bayern von der Bank, Lucas Hernandez im Trainingsanzug von Dolce & Gabbana von der Tribüne. Ganz genau werden sie hingeschaut haben, denn beide erwarten ein Duell mit diesem Hummels.
In Level 1 geht es für Hummels gegen Boateng - aller Voraussicht nach wird trotz jeweils laufenden Vertrags bis 2021 nämlich nur einer von beiden auch in der kommenden Saison dem Kader des FC Bayern angehören. Stammspieler Niklas Süle ist unumstritten und wegen der Transfers der beiden französischen Weltmeister Benjamin Pavard sowie eben Hernandez bleibt wohl nur mehr ein Kaderplatz.
Sollte dieser an Hummels gehen, wonach es aktuell stark aussieht, wartet Level 2 auf ihn: das Duell um einen Startplatz, bei dem Hummels unter anderem dem 80 Millionen Euro teuren Hernandez gegenüberstehen wird.
"Ich finde es eine gute Sache, wenn man sich gegenseitig zur Höchstleistung pushen muss. Ich mag Konkurrenzkämpfe", sagte Hummels nach dem Spiel gegen Dortmund. Sollte er so spielen wie gegen den BVB, hat er gute Chancen, auch dieses Level zu bestehen.
Hummels spielte gegen den BVB wieder wie Hummels
Der Hummels vom Samstag war nämlich nicht der Hummels, der sich zuletzt im öffentlichen Bild eingebrannt hatte. Der Hummels, der bei der WM im Sommer gegen Südkorea die riesige Kopfballchance zum 1:0 vergab. Der mit Deutschland in der Vorrunde scheiterte. Der seine Unantastbarkeit beim FC Bayern verlor. Der Hummels also, der im Alter von 30 Jahren als Auslaufmodel gilt und von Bundestrainer Joachim Löw aus der Nationalmannschaft geworfen wurde.
Am Samstag spielte Hummels wieder wie Hummels. Er verteidigte souverän und hatte sogar noch Kraft übrig, vorne für Gefahr zu sorgen. Viermal kam er insgesamt zum Abschluss, per Kopf erzielte er das so wichtige 1:0. "Das war der feste Plan", sagte Hummels, und gleichzeitig sein erstes Saisontor - damit traf er auch in der elften Bundesligasaison in Folge mindestens einmal. Hinten bestritt Hummels unterdessen viele Zweikämpfe und gewann starke 70 Prozent davon.
Weil er sowohl hinten als auch vorne so aktiv war, lief er viel. Fast elf Kilometer und somit am viertmeisten seiner Mannschaft und knapp einen Kilometer mehr als sein Nebenmann Niklas Süle. Wie dieser die Leistung von Hummels erachte? "Super! Mats hat ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht."
Hummels fühlt sich missverstanden
Das Problem bei Hummels in dieser Saison sind die Formschwankungen. Von sehr-super bis überhaupt-gar-nicht-super war schon alles dabei. Fehler im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Hertha BSC, überragende Vorstellung beim Achtelfinalhinspiel der Champions League beim FC Liverpool, zwei Fehler beim Rückspiel, ein unnötig verschuldeter Elfmeter im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Heidenheim und nun eben die Gala gegen Dortmund. Ja was denn nun?
Bei den wichtigsten Statistiken - etwa der Pass- und Zweikampfquote - liegt Hummels über die gesamte bisherige Saison gesehen etwa in seinem Karriereschnitt. Im Vergleich zur vergangenen Saison hat er sich sogar leicht verbessert. Die teils massive öffentliche Kritik kann er daher nicht nachvollziehen, Hummels fühlt sich missverstanden.
"Ich muss deutlich sagen, dass da vieles anders gesehen wird, als ich es sehe", sagte Hummels deutlich. "Seit der WM ist alles etwas komisch, da werden viele gute Sachen nicht gesehen und auf den schlechten rumgehackt. Wir sind alle 30 und spielen deutlich besser, als wir gemacht werden." Er meinte damit sich und die beiden anderen Nationalmannschaft-Aussortierten, Thomas Müller und Boateng.
Hummels: "Ein stilles Wasser und dann um elf ins Bett"
Es war eine Bewerbungsrede für eine Zukunft im Verein, die seine zuvor gezeigte Leistung rechtfertigte. Sein Rivale Boateng bekam dagegen keine Chance dazu, weil er 90 Minuten lang im Trainingsanzug des FC Bayern auf der Bank saß. Später am Abend tauschte er ihn für seine sogenannte BOA-Party noch gegen eine sogenannte Cut-Away-Weste aus Kalbsleder von Louis Vuitton aus, wie Modeexperten recherchierten.
Berichten zufolge erschien Boateng als einer der letzten, erst um 1.37 Uhr bei der Eventlocation, dem Münchner Nobelklub P1. Hielt sich Hummels an seine eigenen Worte, dann war er zu diesem Zeitpunkt schon längst wieder weg. "Ich habe gehört, das Wasser soll da sehr lecker schmecken", sagte er direkt nach Abpfiff des Spiels. "Also ein stilles Wasser und dann um elf ins Bett."