Abschied von Uli Hoeneß: So geht es weiter beim FC Bayern

Uli Hoeneß könnte seinen Platz im Aufsichtsrat vielleicht doch noch etwas länger behalten.
© getty

Uli Hoeneß hört beim FC Bayern auf - oder doch nicht? Auf eine offizielle Bestätigung der Bild-Meldung, dass der 67-Jährige im November nicht mehr als Präsident kandidieren wird, müssen Fans und Öffentlichkeit vermutlich noch etwas warten.

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"Am 29. August werde ich dem Aufsichtsrat meine Entscheidung mitteilen, vorher gibt es von mir keine offizielle Erklärung", sagte Hoeneß am Dienstag dem kicker, der laut "interner Kreise" ebenfalls fest von einem Rückzug vom Präsidentenamt ausgeht.

Allerdings wolle Hoeneß im Gegensatz zum Bild-Bericht weiterhin im Aufsichtsrat bleiben, der den Vorstand bestellt und kontrolliert. Dies deckt sich mit den Informationen von SPOX und Goal. Demnach soll Hoeneß Vertrauten schon vor einiger Zeit seinen Abschied von der Vereinsspitze mitgeteilt, sich gleichzeitig aber gegen ein abruptes Ende nach 40 Jahren bei Bayern entschieden haben.

Hoeneß will reibungslosen Übergang gewährleisten

Der langjährige Manager sieht sich in der Pflicht, einen geregelten Übergang in der Führung zu gewährleisten. Als einflussreiches Mitglied des Kontrollgremiums der AG könnte er sowohl seinen Wunsch-Nachfolger Herbert Hainer einarbeiten als auch dem künftigen Vorstand Oliver Kahn mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Der frühere Bayern-Kapitän wird im Januar seinen neuen Job antreten und soll nach seiner Einarbeitungszeit unter Karl-Heinz Rummenigge im Laufe des Jahres 2021 dessen Posten als Vorstandsvorsitzender übernehmen. Da Rummenigge danach komplett aufhören will, würde ein Ausscheiden von Hoeneß schon im November eine riesige Lücke hinterlassen, beide stehen zusammen seit 28 Jahren an der Klubspitze.

Hainer soll neuer Bayern-Präsident werden

Daher ist davon auszugehen, dass Hoeneß spätestens Ende August seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern im November ankündigen und Hainer als neuen Präsidenten vorschlagen wird. Der 65-Jährige war von 2001 bis 2016 Vorsitzender von adidas, das mit 8,33 Prozent Anteilseigner der Roten ist.

Seit dieser Zeit sitzt der Bruder des ehemaligen Profis Wolfgang Hainer (drei Bundesligaspiele für 1860 München) im Aufsichtsrat, dessen Vorsitzender er bereits von März bis September 2014 nach Hoeneß' Rückzug wegen seiner Haftstrafe war. Seitdem ist er Stellvertreter.

Angeblich Job als DFB-Präsident abgelehnt

Allerdings bezweifeln einige Beobachter, ob Hainer tatsächlich den arbeitsintensiven Job als Bayern-Präsident übernehmen will. Nach seinem freiwilligen Abschied bei adidas hatte er sich auf einen Gutshof in Österreich zurückgezogen und zuletzt mit Verweis auf sein Privatleben angeblich auch das Angebot abgelehnt, neuer DFB-Präsident zu werden.

Als FCB-Boss müsste er zwar nicht täglich wie Hoeneß an der Säbener Straße präsent sein, aber doch sehr häufig zur Verfügung stehen. Neben dem Profi-, Frauen- und Jugend-Fußball wäre er auch mitverantwortlich für die Basketball-Mannschaft, aktueller deutscher Meister, sowie die anderen Abteilungen im Handball, Tischtennis, Schach und Kegeln.

Hainer würde daher von einem Verbleib von Hoeneß als Ratgeber an seiner Seite im Aufsichtsrat profitieren, wodurch der Patron ebenfalls den sanften Übergang der Macht organisieren könnte. Das Verhältnis der beiden Metzgersöhne gilt als ohnehin sehr eng. "Wir beide haben so viel gemeinsam durchgestanden, dass klar ist: Unsere Freundschaft hält, uns treibt nichts mehr auseinander", sagte Hoeneß der FAZ im vergangenen Herbst über Hainer. Schon jetzt ist der gebürtige Niederbayer an wesentlichen Entscheidungen beteiligt, unter anderem bei den Verhandlungen mit Oliver Kahn.

Hoeneß hatte Entscheidung immer offen gelassen

Mit Kahn und Hainer würde Hoeneß seine Favoriten auf den beiden entscheidenden Posten beim FC Bayern platzieren. Vielleicht ein Grund, warum er sich nun offenbar zum Aufhören entschieden hat. Auch wenn kaum einer damit rechnete, hatte Hoeneß diese Option seit der letzten Wahl immer offen gelassen.

"Ich habe mal gesagt: 'Das war's noch nicht!' Aber der Tag ist nicht mehr fern, an dem ich sage: 'Das war's!' Und zwar, weil ich a) loslassen kann und b) der Zeitpunkt bald passen wird", sagte er im März dem Vereinsmagazin. Dabei bestätigte er auch, dass die massive Kritik an seiner Person auf der Mitgliederversammlung ihn nach wie vor sehr beschäftigten.

Zudem soll er seiner Familie schon länger einen Rückzug und mehr Zeit fürs Privatleben zugesagt haben. Vermutlich will Hoeneß auch mehr Rücksicht auf seine Gesundheit nehmen, nachdem er 2014 während seiner Haftzeit am Herzen operiert worden war.

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