Cajkovskis Nachfolger wurde Branko Zebec, so etwas wie das Gegenteil von Cajkovski. "Bei ihm endete unsere Jugend", soll Beckenbauer mal gesagt haben.
Ohlhauser: Ja, der Branko hat härter trainieren lassen und unter ihm sind wir viel, viel mehr gelaufen. Unter Tschick wurde einfach gespielt, unter Branko war System dabei. Er hat sich mehr Gedanken gemacht und es gab auch erstmals richtige Saisonvorbereitungen.
Gab es damals schon Trainingslager?
Ohlhauser: Nicht im Ausland, aber wir waren oft in der Sportschule in München, haben dort geschlafen und trainiert. Vor unseren Heimspielen sind freitags mit dem Bus zum Hotel Bachmair am Tegernsee gefahren und haben dort übernachtet.
Ohlhauser: "Sepp Maier war ein Spaßvogel"
Wer war Ihr Zimmerpartner?
Ohlhauser: Sepp Maier. Ich habe mich meistens ausgeruht und geschlafen, er hat Tennis gespielt. Mit Sepp war es immer lustig. Er war ein Spaßvogel.
Maier, Beckenbauer und Müller wurden im Laufe der 1960er Jahre Nationalspieler und immer prominenter. Hat sich das auf deren Verhalten ausgewirkt?
Ohlhauser: Nein, die hatten gar keine Starallüren, das hat sich bis heute nicht geändert. Zum 50-jährigen Jubiläum unseres Doublegewinns von 1969 gab es diesen Frühling eine Zusammenkunft. Da kam auch der Franz und er war genauso, wie ich ihn vor fast 60 Jahren kennengelernt habe. Wir hatten immer eine gute Kameradschaft in der Mannschaft.
Beckenbauer war einer der ersten Fußballer, die einen Werbevertrag bekamen: Knorr-Suppe. Hatten Sie auch Angebote?
Ohlhauser: Nein, das hatte bei uns nur der Franz. Natürlich bekam er deswegen ein paar Sprüche zu hören.
Es war die Zeit, als die Kommerzialisierung des Fußballs langsam begann. Anfang der Saison 1969/70 reiste die Mannschaft zwischen zwei Bundesligaspielen zu Freundschaftsspielen nach Marokko. Steckten da Sponsoren dahinter?
Ohlhauser: Genaues weiß ich nicht mehr, aber das hing glaube ich mit Franz zusammen. Der hatte Kontakt zu König Hasan II und war bei irgendeiner Hochzeit von ihm oder einer seiner Töchter eingeladen. Dann haben wir dort eben gespielt.
Ohlhauser erklärt seinen Wechsel nach Zürich
Die Strapazen scheinen der Mannschaft nichts ausgemacht zu haben. In der vorangegangenen Meistersaison 1968/69 waren insgesamt nur 13 Spieler zum Einsatz gekommen. Gab es gar keine Verschleißerscheinungen?
Ohlhauser: Nein, natürlich nicht! In der Saison 1968/69 durfte erstmals während eines Spiels auswechselt werden, aber diese Möglichkeit haben wir bis zu einem Auswärtsspiel in Köln am 13. Spieltag nicht genutzt.
1970 verließen Sie den FC Bayern mit 29 Jahren. Was gab den Ausschlag?
Ohlhauser: Zu der Zeit kamen mit Paul Breitner, Uli Hoeneß und Rainer Zobel einige talentierte Offensivspieler aus der Jugendabteilung hoch. Als ich die spielen sah, konnte ich mir ausrechnen, was wohl passieren wird. Und auch meine damalige Lieblingsposition Libero war bekanntlich nicht frei. Gleichzeitig bekam ich ein gutes Angebot von den Grasshoppers Zürich. Da war es der logische Schritt, das anzunehmen.
Lieblingsposition Libero? Sie waren doch Stürmer.
Ohlhauser: Wenn Franz gefehlt hat, habe ich Libero gespielt. Sie können gerne in den Zeitungen nachblättern und schauen, ob ich gut war.
Wie kam es, dass Sie als Stürmer auch hinten spielten?
Ohlhauser: Zu Regionalliga-Zeiten hatten wir ein Auswärtsspiel beim VfR Mannheim, Trainer war damals noch der Tschick. Zur Halbzeit stand es 0:3, zwei Tore hatte der Mannheimer Mittelstürmer Rudolf Bast gemacht. Das hat mich wahnsinnig geärgert, weil ich so nahe an meiner Heimat nicht verlieren wollte. Als wir nach der Pause wieder rausgegangen sind, habe ich zu unserem Mittelläufer Ostner Heinz gesagt: "Du spielst jetzt irgendwo und ich spiele gegen den Bast." In der zweiten Halbzeit haben wir kein Tor kassiert und Tschick hat gemerkt: "Aha, der kann auch hinten spielen."
Rainer Ohlhausers Erfolge mit dem FC Bayern München
Titel | Jahr |
Bundesligaaufstieg | 1965 |
Bundesliga | 1969 |
DFB-Pokal | 1966, 1967, 1969 |
Europapokal der Pokalsieger | 1967 |