Weil er angeblich über einen Abschied von Manchester City im kommenden Sommer nachdenkt, wird Pep Guardiola mit einer Rückkehr zum FC Bayern München in Verbindung gebracht. Wie viel ist an den von englischen und deutschen Medien geschürten Spekulationen um den katalanischen Trainer dran?
SPOX und Goal haben sich bei drei spanischen Sportjournalisten erkundigt, die Guardiolas Trainer-Werdegang seit dessen Anfängen beim FC Barcelona begleiten. Ihre Meinung ist eindeutig: Ein Comeback des 48-Jährigen an der Säbener Straße ist unwahrscheinlich.
Juanma Romero arbeitet als freier Journalist in Deutschland. In seinem Podcast "Guardiolato" informiert er die spanischen Fußballfans über die Geschehnisse und Besonderheiten in der Bundesliga und diskutiert über die Vorkommnisse beim FC Barcelona. Guardiola kennt er seit dessen Zeit beim FC Bayern persönlich.
"Bayern? Pep hätte sicher Angst, es nicht mehr so zu genießen"
"Pep hat eine besondere Verbindung zum FC Bayern, weil es sein erster Klub im Ausland war, der ihm die Möglichkeit gab, sich fernab des gewohnten Lebens in Spanien als Trainer und als Mensch zu entwickeln. Auch die Stadt München haben er und seine Familie positiv in Erinnerung, sie kehren immer wieder gerne dorthin zurück. Die Bayern-Fans sollten sich aber keine zu großen Hoffnungen auf eine Rückkehr machen. Ich glaube, dass Pep vor einer zweiten Ära beim FC Bayern Angst hätte. Angst davor, es nicht so gut zu machen wie beim ersten Mal. Angst davor, es nicht so zu genießen wie beim ersten Mal. Selbiges gilt für den FC Barcelona, zu dem er wohl nur zurückkehren würde, wenn sein einstiger Förderer Joan Laporta wieder Präsident wäre und ihn explizit darum beten würde. Und auch das kann ich mir nicht vor 2023 vorstellen. Mein Gefühl sagt mir, dass Pep seinen Vertrag bei Manchester City erfüllt und sogar noch ein sechstes Jahr dranhängt, bis er anschließend die Nationalmannschaft von Katar bei der WM 2022 übernimmt. Er wollte schon immer eine Nationalmannschaft trainieren und mit Katar hätte er nichts zu verlieren. Danach könnte ich mir unter Umständen vorstellen, dass er wieder bei Barca arbeitet. Vielleicht ja sogar in einer anderen, etwas zurückgezogeneren Funktion. Zum Beispiel als Sportlicher Leiter, um seinen früheren Schüler Xavi zu unterstützen, den viele im Klub als Trainer der Zukunft sehen."
Damia Lopez ist als Sportreporter für den in Barcelona ansässigen Radiosender RAC1 tätig. Er besuchte schon Spiele von Guardiola, als dieser noch die B-Mannschaft von Barca betreute.
"Guardiola ist der Typ Mensch, der Neues ausprobieren möchte"
"Nicht viele bei Barca haben Pep damals zugetraut, seine Heimat zu verlassen und nach München zu gehen. Man muss mit allem rechnen, das 'Universum Guardiola' ist kaum zu durchschauen. Dennoch bin ich mir sicher, dass er nicht zu einem Klub zurückkehrt, bei dem er schon einmal tätig war. Das würde nicht seinem Naturell entsprechen. Er ist mehr der Typ Mensch, der nach neuen Herausforderungen strebt, der neue Dinge ausprobieren möchte. Ich halte auch eine Rückkehr zu Barca in naher Zukunft für unwahrscheinlich. Eher kann man davon ausgehen, dass er nach seinem Abschied aus Manchester, wann auch immer dieser vonstatten geht, eine Nationalmannschaft übernimmt. Außerdem fehlt ihm in seiner Vita noch eine Vereinsstation in Italien, wo er ja schon zu seiner Zeit als Profi war."
Ignasi Oliva berichtet als Goal-Korrespondent täglich über den FC Barcelona und ist bestens in Katalonien vernetzt. Auch zum Guardiola-Clan pflegt er Kontakte.
"Italien gefällt Guardiola und wäre der nächste logische Schritt"
"Einige Zeitungen müssen nun einmal ihre Seiten füllen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es Peps letzte Saison in Manchester ist, bezweifle aber, dass er zu einem Ex-Klub zurückkehrt. Selbst bei Barca sehe ich ihn in den nächsten Jahren nicht. Der nächste logische Schritt wäre Italien. Das Land gefällt ihm, er hat gute Erinnerungen an seine Zeit als Spieler bei der Roma und Brescia. Für ihn wäre es auch eine große Herausforderung, nach der Bundesliga und der Premier League seine Ideen vom Fußball auch in einer dritten ausländischen Topliga zu verbreiten. Juventus wäre aber wohl der einzige mögliche Abnehmer, weil sich wohl kein anderer Klub sein Gehalt leisten dürfte. Ich würde aber auch nicht ausschließen, dass er nach seinem Abschied aus Manchester erst einmal ein Sabbatjahr einlegt wie vor seinem Wechsel nach München und alle Optionen in Ruhe prüft."