Fast drei Jahre ist es mittlerweile her, dass der Laden "Hansi Flick Sport und Freizeit" in Bammental, einem 6.500-Einwohner-Städtchen zwischen Heidelberg und Sinsheim, zugesperrt hat. Wie die Zeit vergeht! Aber die Erinnerungen, die kann auch die Zeit nicht rauben. "Wenn ich an unseren alten Läden vorbeifahre, bin ich schon wehmütig und denke mir: 'Och, da war doch mal was'", erzählt Flicks ältere Tochter Kathrin im Gespräch mit SPOX und Goal. Und wie da mal was war!
Wo sich jetzt eine Postfiliale befindet und ein Ärztehaus entsteht, war einst das "erweiterte Zuhause" der Familie Flick. "Nach der Schule bin ich immer als erstes zum Laden gegangen. Dort haben wir uns alle getroffen und sind dann gemeinsam zum Essen nach Hause weitergezogen. Am Nachmittag haben es sich meine Eltern aufgeteilt, wer mich und meine kleine Schwester betreut", erzählt Kathrin Flick. Sie war sechs Jahre alt, als ihre Eltern Silke und Hans-Dieter, den alle nur Hansi nennen, 1995 in den Einzelhandel einstiegen.
Hansi Flicks Weg vom Profifußball in den Einzelhandel
Hansi Flick wuchs in Neckargemünd-Mückenloch auf, mit dem Auto eine Viertelstunde von Bammental entfernt. Beim BSC Mückenloch und der SpVgg Neckargemünd lernte er das Fußballspielen, ehe er zum großen SV Sandhausen wechselte. Und dann entdeckte ihn 1985 tatsächlich der noch viel größere FC Bayern München. Fünf Jahre verbrachte Flick dort und gewann fast genauso viele Meistertitel. Es folgte ein Wechsel zum 1. FC Köln und die Sportinvalidität mit nur 28 Jahren. Was nun?
Die Familie zog zurück in die Heimat und ließ sich in Bammental nieder. Flick spielte noch einige Jahre für den FC Victoria Bammental und trainierte ihn später auch. Gleichzeitig baute er mit seiner Ehefrau "Hansi Flick Sport und Freizeit" auf. "Meine Eltern haben damals ihre ganzen Ersparnisse reingesteckt", erzählt Tochter Kathrin. "Am Anfang haben sie auch alles selbst gemacht: Sie haben vorkalkuliert, die Waren bestellt und sind dann auch beide hinter der Kasse gestanden." Vor allem der Kundenkontakt hätte ihrem Vater "total Spaß" gemacht.
Ein Sportgeschäft als Treffpunkt
Für Kathrin Flick war der Laden stets mehr als ein Laden und das ging nicht nur ihr so, sondern vielen Bammentalern. "Er galt als Treffpunkt für Familie, Freunde, Leute vom Sportverein, Postboten. Es war ein bisschen wie beim Friseur, wo man auch immer jeden trifft", sagt sie. "Man konnte sich einfach mal hinsetzen und ein Wasser oder einen Kaffee trinken. Es ging nicht nur um das Kaufen, sondern auch um das Gesellschaftliche."
Eine ruhige Unterhaltung war hier möglich genau wie großer Trubel. Dann, wenn Fußballer der TSG Hoffenheim oder Handballer der Rhein-Neckar Löwen für Autogrammstunden vorbeischauten und die Kinder der umliegenden Ortschaften den Laden stürmten. Viele davon trugen bei ihren eigenen Spielen am Wochenende den Schriftzug "Hansi Flick Sport und Freizeit" auf der Brust. Der Laden stattete etliche lokale Amateurklubs aus und bekam als Gegenzug Werbeflächen auf den Trikots.
Ob die ganzen Trikots jetzt im richtigen Zuhause an der Wand hängen? Ein paar hätte sie natürlich schon aufgehoben, versichert Kathrin Flick. Aber wo die sind, das weiß sie nicht so genau. An der Wand hängen sie jedenfalls nicht. Nein, die liegen sicherlich in irgendwelchen Kisten. Als Erinnerung an eine Zeit, die sie und ihre Schwester Hannah auch bald selbst aktiv mitgestalteten.