FC Bayern - Kommentar zu David Alaba: Bloß nicht den gleichen Fehler wie bei Toni Kroos machen!

Die Zukunft von David Alaba ist ungewiss.
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Es ist verständlich, dass der FC Bayern seine Gehaltskosten im Blick haben möchte. Doch David Alaba sitzt bei den Verhandlungen am längeren Hebel. Der FC Bayern braucht Alaba mehr als er den FC Bayern. Karl-Heinz Rummenigge hat dem Klub darum mit seiner Ansage keinen Gefallen getan. Ein Kommentar.

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Die Einsicht kam fünf Jahre später. "Ein Verein muss manchmal harte Entscheidungen treffen - und das war eine sehr harte. Vielleicht die falsche, keine Frage", sagte Uli Hoeneß 2019 im Dokumentarfilm "Kroos" über den Verkauf von Toni Kroos für damals schon recht bescheiden anmutende 25 Millionen Euro Ablöse an Real Madrid vier Tage nach dem WM-Triumph 2014.

In diesem Sommer steht den Bayern bei David Alaba eine ähnlich harte Entscheidung bevor, und wieder drohen sie eine falsche Entscheidung zu treffen.

So verständlich es generell ist, dass der Klub seine Gehaltskosten im Blick haben möchte und Vertragsverhandlungen manchmal eben etwas zäher sein können, so hat Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sich und dem Klub mit seiner klaren Ansage in Richtung Alaba und dessen Beratern bei der Vorstellung Leroy Sanes keinen Gefallen getan.

Wie damals Kroos hat auch Alaba bei den Verhandlungen nichts zu verlieren. Der Spieler sitzt, auch nach Rummenigges Ansage, am längeren Hebel.

David Alaba hat nur wenige andere Traumvereine

Sollten sich die Parteien jetzt nicht einigen, könnte er auch seinen Vertrag erfüllen und sich dann eben 2021 gegen ein üppiges Handgeld einem anderen Klub anschließen.

Alaba hat ja schon deutlich gemacht, dass er sich ein Karriereende in München vorstellen könnte, die Zahl der anderen Vereine, bei denen er schwach werden könnte, ist begrenzt. Jedoch dürften seine absoluten Wunschziele Real Madrid und FC Barcelona ihm in diesem Sommer kein Angebot machen (können). Ob Manchester City mit Alabas altem Förderer Pep Guardiola zu seinen Sehnsuchtszielen gehört, ist fraglich.

Niemand kann das Eigengewächs zwingen, sich in diesem Sommer verkaufen zu lassen. Zumal ja auch Rummenigge festgestellt hat, dass sich die Ablösesummen auf dem Transfermarkt coronabedingt "bemerklich" nach unten bewegt haben, wovon Bayern ja durchaus schon profitiert hat.

Die Zukunft von Alaba und Thiago ist offen.
© imago images / Laci Perenyi
Die Zukunft von Alaba und Thiago ist offen.

David Alaba ist das "Herzstück" in Bayerns Mannschaft

Sportlich würde ein Verkauf Alabas in diesem Sommer ohnehin überhaupt keinen Sinn ergeben. Trainer Hansi Flick, der Alaba wieder zum Innenverteidiger umfunktionierte wie ehedem schon Pep Guardiola, hat den 28-Jährigen schon als "das Herzstück" seiner Mannschaft bezeichnet.

Neben Keeper Manuel Neuer, Mittelfeld-Ehrgeizling Joshua Kimmich, Metronom Thiago und Torjäger Robert Lewandowski gehört Alaba zu den tragenden - und eigentlich fast unverzichtbaren - Korsettstangen von Flicks FC Bayern. Den Kampf um Thiago haben die Münchner fast verloren, den um Alaba sollten die Verantwortlichen tunlichst gewinnen, wenn sie ihrem Trainer nicht das Leben unnötig schwer machen wollen.

Das unterscheidet die Fälle Kroos und Alaba ein wenig. Vermutlich spielweisenbedingt war Kroos, ähnlich wie Thiago, in der Öffentlichkeit und bei Bayerns Bossen unverständlicherweise nie über alle Zweifel erhaben. Kroos galt 2014 als verzichtbar, Rummenigge soll ihm, wie Kroos' Kumpel Stefan Reinartz einmal dem Bleacher Report sagte, sogar gesagt haben: "Wir zahlen dir nicht mehr als zehn Millionen Euro, denn du bist kein Weltklassespieler."

David Alaba: Adäquater Ersatz dürfte noch teurer werden

Alabas Weltklasse bezweifelt dagegen keiner. Doch selbst wenn es bei ihm nun sogar gut und gerne um die doppelte Summe gehen mag, wenn er zu Bayerns Top-Verdiener Robert Lewandowski aufschließen möchte: Ein vielseitiger Verteidiger auf Alabas Niveau, der zudem die Werte des Klubs verinnerlicht hat und die richtige Mentalität mitbringt, dürfte am Ende des Tages inklusive aller Nebengeräusche eher noch teurer sein als eine Vertragsverlängerung Alabas zu Bezügen in ähnlichen Dimensionen wie Lewandowski.

Bayern braucht Alaba momentan mehr, als Alaba die Bayern braucht. Das weiß Alaba, das weiß Trainer Hansi Flick, das weiß vermutlich auch Rummenigge. Zu wünschen wäre es ihm jedenfalls.

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