Thiagos Optionen in der Premier League
Eine generell sicherlich nicht ganz so uninteressante Option wäre es, sich dem wohl besten Klub der vergangenen zwei Jahre anzuschließen und das ist der FC Liverpool. Laut spanischen Medien besteht Interesse, laut englischen nicht und Rummenigge sagt: "Mit Liverpool haben wir noch keinen Kontakt gehabt." Wirklich Sinn machen würde ein Liverpool-Transfer für Thiago kaum.
Einerseits hat Liverpool mit Fabinho, Georginio Wijnaldum, Naby Keita, Jordan Henderson, Alex Oxlade-Chamberlain und James Milner sowie dem einen oder anderen Talent aktuell reichlich Fußballer, die die drei Mittelfeld-Positionen im meist praktizierten 4-3-3-System besetzen können. Andererseits steht Thiago für eine andere Spielweise als das aktuelle Liverpool: Guardiolas dominanter Pass-Fußball passt besser zu ihm als Jürgen Klopps dynamischer Power-Fußball.
Und damit zu Guardiola, der rund eine Autostunde östlich in Manchester arbeitet und natürlich wie in Barcelona und München auch dort dominanten Pass-Fußball spielen lässt. Guardiola kann nie genügend Mittelfeldspieler haben, am liebsten würde er elf Vertretern dieser Spezies in die Startelf beordern.
Hinzu kommt, dass City im Mittelfeld ohnehin eher Bedarf hat als Liverpool, weil mit David Silva der jahrelange Regisseur den Klub in diesem Sommer verlassen wird. Glaubt man aber Guardiola, soll ihn das 20-jährige Eigengewächs Phil Foden ersetzen. "Als David verkündet hat, dass es sein letztes Jahr ist, habe ich den Verantwortlichen gesagt, dass wir Phil haben. Also müssen wir nicht investieren", erklärte er vor einiger Zeit.
Gegen City spricht aus Thiagos Sicht aber vor allem der drohende zweijährige Champions-League-Ausschluss. Der Klub hat Einspruch eingelegt, eine endgültige Entscheidung steht noch aus. Dass Thiago auf regelmäßige Einsätze (und eine realistische Aussicht auf den Titelgewinn) in der Champions League verzichtet, ist kaum vorstellbar.
Und deswegen sind die in dieser Saison strauchelnden Premier-League-Top-Klubs FC Arsenal, Tottenham Hotspur und Manchester United wohl keine realistischen Ziele. Der FC Chelsea, der sechste Vertreter der großen Sechs, setzt unter Trainer Frank Lampard unterdessen auf eine Verjüngungs- und Beschleunigungskur und schielt wohl eher auf einen Kai Havertz als auf einen Thiago.
Thiagos Optionen in der Primera Division
Zu Barcelona würde Thiago natürlich bestens passen, dort wurde er schließlich ausgebildet. Aber gibt es aktuell auch Bedarf für eine Heimkehr? Obwohl die Vorstellung durchaus Charme hätte und Thiago neulich davon gesprochen hat, irgendwann nach Katalonien zurückkehren zu wollen: aktuell eher nicht.
Mit Sergio Busquets und Frenkie De Jong stehen zwei berühmte Mittelfeldspieler im Kader und werden es noch länger tun. Mit Ivan Rakitic und Arturo Vidal zwei weitere, deren Zukunft jedoch unklar ist. Außerdem hat Barcelona mit Miralem Pjanic von Juventus Turin in diesem Sommer noch einen weiteren berühmten Mittelfeldspieler verpflichtet und Philippe Coutinho wird wohl oder übel bald auch wieder auftauchen.
Bleiben die beiden Top-Klubs aus Madrid, die für einen in Katalonien sozialisierten Fußballer schon allein deshalb eigentlich nicht in Frage kommen sollten, weil sie aus Madrid kommen. Das Atletico von Trainer Diego Simeone würde auch fußballerisch kaum passen, Real dagegen schon eher.
Das seit Jahren identische Mittelfeld bestehend aus Luka Modric, Toni Kroos und Casemiro könnte tatsächlich mal einen neuen Impuls vertragen. Ob der immer so friedfertig wirkende Thiago sich die wohl unausweichlichen Anfeindungen aber antun möchte, erscheint jedoch fraglich.