Wie Hasan Salihamidzic allein vor dem Bosnienkrieg flüchtete: Auf eine Limonade und eine Profikarriere nach Deutschland

Hasan Salihamidzic wechselte im Januar 1993 in die Nachwuchsabteilung des Hamburger SV und setzte sich später sowohl bei der Reserve als auch bei der Profimannschaft durch. 1998 wechselte er zum FC Bayern München.
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Feiern in Lübeck, trainieren in Hamburg

Mit dem Geld holte sich Salihamidzic am Hamburger Hauptbahnhof jedenfalls eine Limonade, dann zog er bei den Halilhodzics ein und begann sein Probetraining bei der U19 des HSV, für die damals schon Sven Wittfot spielte. "Man hat sofort gesehen, dass Brazzo ein richtig guter Fußballer und sehr fit ist", sagt er im Gespräch mit SPOX und Goal. "Dass er davor lange Zeit nur individuell trainiert hat, merkte man ihm nicht an."

Ohne Probleme bestand Salihamidzic das Probetraining und war ab Januar 1993 Spieler des HSV. Im darauffolgenden Sommer übersiedelte er von Halilhodzics Wohnung ins vereinseigene Internat. "Aufgrund der Sprachbarriere war er zunächst zurückhaltend. Trotzdem versuchte er sich ganz schnell zu integrieren. Er ist ein geselliger Mensch, der auch bei unseren privaten Treffen immer dabei war", erinnert sich Wittfot, der damals im nahen Lübeck wohnte. "Nach den Spielen kam Brazzo mit anderen Mitspielern oft zu mir zu Besuch und dann sind wir gemeinsam in Lübeck feiern gegangen."

Schnell lernte Salihamidzic Deutsch und so konnte er mit seinen Mitspielern bald auch über seine Vergangenheit sprechen. "Natürlich hat er von seiner Reise berichtet", sagt Wittfot. "Er hat erzählt, dass er sich allein gefühlt hat und dass er gerne bei seiner Familie geblieben wäre. Niemals hat er aber darüber gesprochen, was dieser Krieg für ihn bedeutet und wie er ihn vor Ort erlebt hat."

Die Vorgänge in seiner Heimat hemmten Salihamidzic offenbar nicht, sie motivierten ihn nur noch weiter. "Er ist nie traurig in der Ecke gesessen", sagt Wittfot. Stattdessen hat er trainiert und trainiert und trainiert. "Er war sehr, sehr ehrgeizig und bei jedem Training vom Beginn bis zum Ende konzentriert bei der Sache. Danach hat er ab und an noch Lauf- und Freistoßübungen gemacht."

Hasan Salihamidzic 2005 bei einem Länderspiel mit Bosnien und Herzegowina gegen Serbien und Montenegro.
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Hasan Salihamidzic 2005 bei einem Länderspiel mit Bosnien und Herzegowina gegen Serbien und Montenegro.

Magath machte Salihamidzic zum Bundesligaspieler

Salihamidzics harte Arbeit lohnte sich: Nach eineinhalb Jahren in der U19 holte ihn Trainer Felix Magath, mit dem er später auch beim FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg zusammenarbeiten sollte, zu den Amateuren und machte ihn direkt zum Stammspieler. "Magath hat frühzeitig erkannt, dass es Brazzo wirklich weit bringen kann", sagt Wittfot. "In Sachen Ehrgeiz hat es gepasst zwischen den beiden." Schuften und schuften lassen.

1995 wurde Magath zum Trainer der Profimannschaft befördert, wenig später zog er den damals 19-jährigen Salihamidzic hoch und beorderte ihn bei den letzten acht Saisonspielen in die Startelf. Salihamidzic dankte es mit insgesamt sieben Scorerpunkten, hatte somit großen Anteil an der erfolgreichen Qualifikation für den UEFA Cup.

Für Salihamidzic war das damals nicht der einzige Grund zur Freude. Kurz davor hatten die Belagerung von Sarajevo und der Bosnienkrieg ihr Ende gefunden, auch in seiner Heimat wurde somit wieder Fußball gespielt. Im Oktober 1996 stieg das erste Länderspiel einer bosnischen Nationalmannschaft, bei der 1:4-Niederlage gegen Kroatien erzielte Salihamidzic das Premierentor.

Er war nun angekommen im Profifußball, wechselte zwei Jahre später zum FC Bayern und gewann dort in seiner dritten Saison die Champions League - weniger als neun Jahre nachdem er alleine in den Bus nach Deutschland gestiegen war.

Hasan Salihamidzics Karrierestationen

ZeitraumKlubPflichtspieleToreAssists
1994 bis 1996Hamburger SV II6161
1996 bis 1998Hamburger SV872114
1998 bis 2007FC Bayern München3654753
2007 bis 2011Juventus Turin7388
2011 bis 2012VfL Wolfsburg164-
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