"Die Spannung des Sports entsteht durch die Unvorhersehbarkeit des Ergebnisses. Von dieser Emotion lebt der Sport, deswegen kommen die Zuschauer", sagte Kahn in der GQ. Doch "diese Spannung ist in den letzten Jahren, zumindest was den Titelkampf anbelangt, deshalb verloren gegangen, weil der FC Bayern oft mit relativ vielen Punkten Vorsprung Meister geworden ist."
Dass die Meisterschaft zuletzt nur über den FC Bayern ging, nötigt Kahn allerdings auch größten Respekt ab: "Achtmal in Folge Meister zu werden, ist schon eine unglaubliche Leistung der Mannschaft", meinte der 51-Jährige.
"Ich bin aber nicht so blauäugig, davon auszugehen, dass das immer so bleibt", sagte Kahn, der deutlich macht: "Wir machen uns natürlich auch Gedanken, wie man einen Wettbewerb lebendig erhält."
Was seine neue Rolle als Funktionär angeht, so seien nun andere Werte gefragt als zu seiner Zeit als Spieler: "Man braucht viel mehr Geduld, muss Ziele korrigieren, anpassen, flexibel bleiben, und versuchen, andere Wege zu gehen", sagte der ehemalige Kapitän des deutschen Rekordmeisters und der Nationalmannschaft.
Oliver Kahn: "Die Spieler fragen gerne nach dem Warum"
In einer Fußballmannschaft könne es "auch mal rustikal zugehen. Und da wird sich die Meinung gesagt, und dann geht's auf dem Platz richtig zur Sache. Damit wäre ich vorsichtig in der heutigen Unternehmenswelt", betonte Kahn. Diese erfordere "Empathie, Einfühlungsvermögen in Menschen und viel Zeit, um zuzuhören", ergänzte Kahn, der den Posten des Vorstandsvorsitzenden bei den Münchnern Ende 2021 von Karl-Heinz Rummenigge übernehmen soll. Aktuell ist er einfaches Vorstandsmitglied.
Als Profi habe er "einiges" für seine heutige Rolle gelernt, meinte Kahn, "vor allem, mit schwierigen Spielern und mit Konflikten umzugehen. Vieles davon konnte ich in der Unternehmerwelt auch nutzen, anderes hat überhaupt nicht funktioniert."
Der aktuellen Profi-Generation müsse man sich mit viel Verständnis nähern, sagte er: "So wie ich die Spieler bei uns kennengelernt habe, fragen sie gerne nach dem Warum - und das muss man ihnen erklären. (...) Sie erwarten einen ehrlichen Umgang, und es ist besser, einem Spieler die Wahrheit zu sagen, als ihn in der Schwebe zu lassen."