Es geht Schlag auf Schlag: Am Sonntagabend tauchten erste Berichte auf, wonach der FC Bayern Gespräche mit Julian Nagelsmann und RB Leipzig aufgenommen habe, um den verheißungsvollen Trainer-Youngster von den Roten Bullen nach München zu lotsen, nach Informationen von SPOX und Goal möchte der aus dem oberbayrischen Landsberg am Lech stammende Nagelsmann ab kommender Saison die Nachfolge von FCB-Coach Hansi Flick antreten.
Wie die Bild am Montagnachmittag berichtete, habe er sich mit seinem möglichen künftigen Arbeitgeber sogar schon auf ein Engagement geeinigt, mit einer Übereinkunft der beiden beteiligten Vereine wird nach SPOX und Goal-Infos zeitnah, also noch in der laufenden Woche gerechnet.Laut Mitteldeutscher Zeitung sei der Deal nach geheimen Verhandlungen in den vergangenen Tagen "beschlossene Sache" und könnte bis Dienstag fixiert werden.
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge fordern die Sachsen für Nagelsmann, in dessen noch bis 2023 gültigen Vertrag keine Ausstiegsklausel verankert ist, eine Ablösesumme von 20 bis 30 Millionen Euro. Nach Informationen der Funke-Mediengruppe unter Berufung auf Leipziger Kreise sollen sich beide Klubs schon auf eine Ablöse von "etwas über 20 Millionen Euro" geeinigt haben. Es wäre bereits das zweite Mal, dass Nagelsmann einem Klub mehrere Millionen Euro wert ist. Leipzig hatte 2018 rund fünf Millionen Euro an die TSG Hoffenheim überwiesen, um Nagelsmann aus dem Kraichgau loszueisen.
Noch vor wenigen Wochen hatte der umworbene Übungsleiter sich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung einigermaßen unkonkret über seine Pläne geäußert und angedeutet, nicht jedes seiner Arbeitspapiere bis zum Lebensende zwingend zu erfüllen, aber auf gar keinen Fall "auf den Putz hauen" zu wollen, sollte ein möglicher Wechselwunsch bei RB für Unmut sorgen. Vielmehr müsse es stets einen Konsens geben.
FC Bayern: Nagelsmann bald teuerster Coach der Welt?
Wird der Konsens erreicht, der sich hauptsächlich um die kolportierte Ablöse dreht, würde Nagelsmann zum "teuersten" Trainer der Fußballgeschichte avancieren und den bisherigen Rekordhalter Andre Villas-Boas (wechselte 2011 für 15 Millionen Euro vom FC Porto zum FC Chelsea) an der Spitze ablösen.
Nagelsmann ist in vielerlei Hinsicht der logische Erbe für den abwanderungswilligen Flick, den es womöglich nach der Europameisterschaft als Bundestrainer zum DFB zieht. Der 33-Jährige verfügt über sämtliche Eigenschaften, die beim deutschen Rekordmeister gewünscht sind: eine prägnante, erfolgsversprechende Spielidee, enormen Ehrgeiz sowie großes Entwicklungspotenzial. Dass er es schon in Kinder- und Jugendtagen mit dem Klassenprimus aus dem Süden hielt, dürfte dem Ganzen zusätzlich zuträglich sein.
Während sich in der bayrischen Landeshauptstadt bezüglich der Zukunft auf der Trainerbank mit Nagelsmann eine Lösung anbahnt, steht dessen aktueller Klub vor einem größeren Umbruch. Der designierte Vizemeister gab am Montag offiziell bekannt, dass der ursprünglich bis 2022 laufende Vertrag von Sportdirektor Markus Krösche in beidseitigem Einvernehmen zum Saisonende aufgelöst werde, sich die Wege aber bereits mit sofortiger Wirkung trennen.
Auf Krösche, der immer wieder mit Abwanderungsgedanken in Verbindung gebracht wurde und nun als Favorit auf die Nachfolge von Fredi Bobic in Frankfurt gilt, folgen interimsweise Kaderplaner Christopher Vivell und Medienchef Florian Scholz. Wer die Sportdirektor-Geschicke ab der kommenden Spielzeit übernimmt, ist noch offen.
RB Leipzig: Marsch könnte Nagelsmann beerben
Weiter fortgeschritten scheint die Suche nach einem neuen Trainer zu sein. Der 47-jährige US-Amerikaner Jesse Marsch kennt das Red-Bull-Universum, an dessen Spitze aus sportlicher Sicht die Leipziger stehen, bereits seit mehreren Jahren. 2015 heuerte Marsch bei den New York Red Bulls an, in der Spielzeit 2018/19 fungierte er als Co-Trainer von Ralf Rangnick, der Leipzig für eine Saison als Übergangstrainer betreute, im Anschluss zog es Marsch nach Salzburg, wo er seither sowohl die österreichische Meisterschaft als auch den nationalen Pokal gewann.
Jüngst mit den Gerüchten um seine Person konfrontiert, signalisierte Marsch generelle Bereitschaft für einen Wechsel zum Partnerklub: "Natürlich verstehe ich diesen Verein sehr gut, natürlich ist Leipzig eine Top-Idee", sagte Marsch im Gespräch mit Sky und schob nach: "Julian Nagelsmann macht einen super Job, es gibt keinen Grund für Leipzig, jetzt einen neuen Trainer zu holen. Aber wenn ich die Möglichkeit als Trainer in Leipzig haben kann, dann ist es eine super Idee für mich."
Dass sich besagte Möglichkeit offensichtlich bereits schneller als gedacht eröffnet, dürfte Marsch nicht ungelegen kommen. "Natürlich ist der nächste Schritt für einen Salzburg-Trainer mit Erfolg, in Deutschland zu sein", erklärte Marsch. Nagelsmanns nächster Schritt führt hingegen zurück in den Dunstkreis seines Geburtsortes, in die Stadt, in der er bereits zu aktiven Zeiten in der Jugend von 1860 kickte und später für ein Jahr als Co-Trainer der Löwen-U17 arbeitete.
"Natürlich will ich irgendwann ins oberste europäische Regal, weil ich Titel gewinnen und mich beweisen will", sagte Nagelsmann Anfang des Monats im SZ-Interview. Er ergänzte: "Ich war relativ jung, als ich Bundesligatrainer wurde. Sollte ich mal einen Weltverein coachen, dann werde ich wahrscheinlich auch noch relativ jung sein." Eine Prognose, die nun einzutreten scheint.
FC Bayern: Die vergangenen Trainer im Überblick
Trainer | Zeitraum | Spiele | Punkteschnitt |
Hansi Flick | 3.11.19 - 30.6.21 | 83 | 2,54 |
Niko Kovac | 1.7.18 - 3.11.19 | 65 | 2,26 |
Jupp Heynckes | 9.10.17 - 3.11.19 | 41 | 2,49 |
Carlo Ancelotti | 1.7.16 - 28.9.17 | 60 | 2,28 |
Pep Guardiola | 1.7.13 - 30.6.16 | 161 | 2,41 |