Für gewöhnlich dürfen Fernsehreporter nach einem Bundesliga-Spiel drei Fragen stellen. Eigentlich viel zu wenige, um in Bezug auf Gegner und Taktik in die Tiefe zu gehen. Das scheint aber gar nicht mehr von Interesse zu sein, wenn Hansi Flick vor die Kamera tritt.
Lieber werden ihm die Fragen gestellt, die ihm seit Monaten gestellt werden. Muss Thomas Müller nicht endlich mal wieder zur Nationalmannschaft? Sollte Joachim Löw auch über Jerome Boateng nachdenken? Und natürlich: Werden Sie nach der EM selbst Bundestrainer, Herr Flick?
Immer und immer wieder muss sich der Coach des FC Bayern vor allem mit letzterer Frage auseinandersetzen. So auch nach dem meisterschaftsvorentscheidenden 1:0-Sieg bei RB Leipzig am Samstag, als der selbst als Bundestrainer-Kandidat gehandelte Lothar Matthäus seinen Ex-Mitspieler eine Minute lang zu dem Thema Löw-Nachfolge löcherte.
Hansi Flick: Kein "Ich-bleibe-definitiv"-Bekenntnis
Dass Flick dabei wie in den Wochen zuvor kein klares "Ich-bleibe-definitiv"-Bekenntnis in Manier von Jürgen Klopp abgeben wollte, stieß im Sky-Studio auf reichlich Unverständnis. Die Bayern-Fans würden das zu gerne wissen, begründete Matthäus sein Gestochere - und lag damit gewiss nicht falsch.
Doch es ist vollkommen nachvollziehbar, dass sich Flick die Option DFB offen hält. Der Job des Bundestrainers hat nicht nur sportlich seinen Reiz, sondern würde dem mittlerweile mehrfachen Großvater auch die Möglichkeit eröffnen, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen, anstatt alle drei Tage durch die Bundesrepublik oder Europa zu reisen.
Und mit den Münchnern hat der frühere Assistent von Löw nun einmal schon alles abgeräumt, was es auf Vereinsebene abzuräumen gibt. Wer würde in dieser Situation nicht ins Zögern geraten? Und damit vielleicht auch die Gelegenheit nutzen herauszufinden, wie sehr er in München wirklich geschätzt wird?
FC Bayern: Die Flick-Debatte kommt sieben Wochen zu früh
Nicht auszuschließen, dass es Flick nach den jüngsten Meinungsverschiedenheiten mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic auch darum geht, seinen Verbleib in München an gewisse Bedingungen zu knüpfen. Mehr Macht und Mitspracherecht in Sachen Kaderplanung und Transfers zum Beispiel. Es ist kein Geheimnis, dass sich der 56-Jährige zuletzt an solchen Themen gestört hat. Themen, die sich aber nicht mitten in der Prime-Time der Saison besprechen und klären lassen. Und deshalb kommt die Diskussion um Flicks Zukunft zu früh.
Wenn alles gut für den FCB läuft, steht bis zum Saisonende in sieben Wochen fast alle drei Tage ein Spiel an. Kaum denkbar, dass Flick in dieser Phase eine finale Entscheidung fällt und diese dann auch noch mit der Öffentlichkeit teilt. Dafür ist er zu sehr Profi, zu sehr auf das Ziel Doublesieg fokussiert. Unabhängig davon weiß er auch, dass nicht nur sein Wort in dieser Angelegenheit zählt.
Karl-Heinz Rummenigge hat erst kürzlich auf den bis 2023 datierten Vertrag des Trainers verwiesen und klar gestellt, ihm keineswegs vorher eine Freigabe erteilen zu wollen. Der Vorstandsvorsitzende des Rekordmeisters ist nicht dafür bekannt, von seinem Standpunkt abzurücken. Vielleicht sollten Hansi Flick in den kommenden Wochen zur Abwechslung mal andere Fragen gestellt werden.
FC Bayern: Die nächsten fünf Spiele im Überblick
Gegner | Wettbewerb | Datum | Uhrzeit |
Paris Saint-Germain (H) | Champions League | 7. April | 21.00 Uhr |
Union Berlin (H) | Bundesliga | 10. April | 15.30 Uhr |
Paris Saint-Germain (A) | Champions League | 13. April | 21.00 Uhr |
VfL Wolfsburg (A) | Bundesliga | 17. April | 15.30 Uhr |
Bayer Leverkusen (H) | Bundesliga | 20. April | 20.30 Uhr |