Bayern-Vorstand Oliver Kahn hat klargestellt, dass ein Transfer der Kategorie Erling Halaand für den FCB derzeit unrealistisch sei. Stattdessen solle der Fokus mehr denn je auf die Entwicklung eigener Talente gelegt werden, um den Auswirkungen der Corona-Pandemie entgegenzutreten.
"Sorry, wer davon spricht, hat die Situation noch immer nicht begriffen", sagte Kahn der Sport Bild bezüglich eines Wechsels des BVB-Stürmers nach München. "Ein Paket, das wie man hört mehr als 100 Millionen Euro kostet, ist aktuell für den FC Bayern nicht denkbar." Zudem sei der Klub in Person von Robert Lewandwowsski im Angriff bestens aufgestellt: "Allein deshalb müssen wir uns heute keine Gedanken über Haaland machen. Er kann dieses Niveau noch einige Jahre halten."
Seit Januar 2020 gehört Kahn dem Vorstand des deutschen Rekordmeisters an, bei seinem Amtsantritt habe er eine "andere finanzielle Situation" vorgefunden. "In den kommenden Jahren wird es darauf ankommen, sehr klug auf dem Transfermarkt zu agieren. Es wird sehr stark darum gehen, Gelegenheiten schnell zu nutzen. Das wird eine Herkulesaufgabe werden."
Als Paradebeispiel für die zukünftige Ausrichtung des FC Bayern, dem eigenen Nachwuchs eine "größere Rolle" einzuräumen, nennt der ehemalige Weltklassetorhüter den Werdegang von Youngster Jamal Musiala: "So ein Weg erfordert eine optimale Verzahnung unseres Campus mit dem Profibereich. Dabei kommt dem Trainer eine große Bedeutung zu."
Diesbezüglich wird auch der künftige Trainer Julian Nagelsmann entscheidend sein, von dem Kahn absolut überzeugt ist: "Julian Nagelsmann ist vom Charakter her ein Mensch, der Herausforderungen liebt. Beim FC Bayern zählen vor allem Titel. Das ist die Herausforderung, mit der jeder Trainer beim FC Bayern zurechtkommen muss." Dass Kahn beim Wechsel des RB-Coaches die finalen Gespräche übernahm, sei "der geplante und abgesprochene Verlauf der Dinge. Bei Entscheidungen, die über 2021 hinausgehen, stehe ich bereits in der Verantwortung". Ab 2022 beerbt er Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandsvorsitzender.
Nagelsmann-Ablöse: "Weiß nicht, ob das realistisch ist"
Der Behauptung von Leipzig-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, dass für die Verpflichtung von Nagelsmann über 23 Millionen Euro fällig werden, entgegnete Kahn: "Damit wir überhaupt halbwegs in die Nähe der kolportierten Summen kämen, müssten wir bis 2026 fünfmal die Champions League gewinnen. Ich weiß nicht, ob das realistisch ist. Der garantierte Betrag ist deutlich darunter."
Für Wirbel sorgte im vergangenen Monat die Ankündigung von Hansi Flick, den FC Bayern zum Saisonende verlassen zu wollen. Kahn hatte die Hoffnung an eine gemeinsame Zukunft bis zu Flicks öffentlicher Verkündung nach dem Spiel gegen Wolfsburg nicht aufgegeben, aber: "Klar habe ich gemerkt, dass viele Dinge in ihm vorgehen. Unsere Gespräche waren immer tiefgehend, sehr gut. Aber ich habe gespürt: Das könnte schwierig werden."
Alles deutet nun darauf hin, dass Flick beim DFB auf Nationaltrainer Joachim Löw folgt, ein Job, für den er laut Kahn "prädestiniert" ist. "Ich wüsste nicht, warum er diese Gelegenheit verstreichen lassen sollte." Als einer der Hauptgründe für die Trennung vom FC Bayern gilt das schlechte Verhältnis zwischen Flick und Hasan Salihamidzic, in dieser Thematik stützte Kahn jedoch seinen Sportvorstand: "Für mich wären diese Unstimmigkeiten lösbar gewesen, wir hätten das hinbekommen. Für die Öffentlichkeit war es einfach, Hasan den Schwarzen Peter zuzuschieben. So einfach ist diese Geschichte aber nicht gewesen."
Bezüglich der Arbeit von Salihamidzic, der "einen großen Anteil an den Titeln" habe, sei ein "falscher Eindruck entstanden", die vornehmlich im Internet zu lesenden Kommentare gingen "viel zu weit und tief unter die Gürtellinie. Das können wir nicht akzeptieren: Diffamierungen, Anfeindungen, heftige und persönliche Attacken. Das geht so nicht, weder bei Hasan noch bei allen anderen, die so etwas erfahren haben. Wir dürfen als Gesellschaft nicht zulassen, dass so mit Menschen umgegangen wird."