FC Bayern München - Nagelsmann nach Pleite gegen Gladbach: "Upamecano wird kein Lautsprecher werden"

Julian Nagelsmanns bisherige Testspiel-Bilanz als Bayern-Trainer: Niederlage, Unentschieden, Niederlage.
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Niederlage, Unentschieden, Niederlage: Die Testspiel-Bilanz von Julian Nagelsmann beim FC Bayern fällt alles andere als zufriedenstellend aus. Der neue Trainer der Münchner bleibt nach dem 0:2 (0:0) seiner personell weiterhin angeschlagenen und verjüngten Truppe gegen Borussia Mönchengladbach aber weiterhin optimistisch, was die neue Saison angeht. Die Pressekonferenz mit dem 34-Jährigen zum Nachlesen.

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Herr Nagelsmann, wie fällt Ihr Fazit zum dritten Testspiel aus?

Julian Nagelsmann: Unser Hauptaugenmerk lag darauf, besser und höher zu verteidigen als in den ersten beiden Testspielen. Das war grundsätzlich gut, wir hatten in der ersten Halbzeit auch zwei gute Chancen. Was uns so ein bisschen gefehlt hat, war die Torgefahr aus dem Spiel heraus, wir waren nicht ganz so aktiv im letzten Drittel, um uns mehr Chancen herauszuspielen. In der ersten Halbzeit waren wir insgesamt aber die bessere Mannschaft und hatten auch zu Beginn der zweiten Halbzeit ein, zwei gute Umschaltmomente. In den letzten 30 Minuten waren dann zwei sehr junge Mannschaften auf dem Platz, da war die Struktur nicht mehr so gegeben, da ging es uns darum, die jüngeren Spieler und auch Serge (Gnabry) ein bisschen Spielzeit sammeln zu lassen.

Sie haben mal gesagt, 14 bis 15 gesunde Spieler würden Ihnen reichen. Kommen kleinere Kader immer mehr in Mode?

Nagelsmann: Das ist keine Statistik, die ich selbst entwickelt habe. Es ist nun einmal so, dass bei den meisten Klubs 14 Spieler 90 Prozent der Spielminuten absolvieren. Das soll nicht heißen, dass man nur 14 Spieler braucht. Man kann auch mehr haben. Dann muss man aber mehr Entscheidungen treffen. Vor allem welche, die nicht jeder Spieler begrüßt, weil nicht jeder spielen kann. Am Ende ist es auch eine Frage des Fitnesszustandes. Wenn die 14 Spieler in der Lage sind, alle drei Tage zu spielen, wird sich diese Statistik nicht großartig ändern. Bei Verletzten schon, weil dann automatisch diejenigen zum Einsatz kommen, die sonst nicht so viele Minuten kriegen.

Eric Maxim Choupo-Moting (l.) war auch gegen Gladbach einer der wenigen erfahrenen Bayern-Spieler auf dem Platz.
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Eric Maxim Choupo-Moting (l.) war auch gegen Gladbach einer der wenigen erfahrenen Bayern-Spieler auf dem Platz.

FC Bayern: Upamecano laut Nagelsmann "kein Lautsprecher"

Dayot Upamecano und Tanguy Nianzou haben heute erneut das Innenverteidiger-Duo gebildet. Planen Sie auch mit Blick auf den Pflichtspiel-Start von Anfang an mit den beiden Franzosen?

Nagelsmann: Die beiden sind seit Tag eins der Vorbereitung dabei. Niki (Süle) und Benji (Pavard) sind erst zurückgekommen, Lucas (Hernandez) ist verletzt. Dazu haben wir mit Chris (Richards) einen, der verliehen war, wegen einer Verletzung bisher aber noch nicht wirklich reingekommen ist und noch etwas Zeit braucht. Upa und Tanguy haben eine gute Entwicklung genommen und sich beide gesteigert. Eine Entscheidung, wer spielen wird, ist aber noch nicht gefallen. Wir haben ein paar Optionen und werden die nächsten neun, zehn Tage abwarten und schauen, wer sich am meisten aufdrängt.

Hat Upamecano das Zeug, sofort zum neuen Abwehrchef zu werden?

Nagelsmann: Ich bin eher ein großer Freund von Ketten oder Pärchen, die gemeinsam führen. Die klassische Rolle des Abwehrchefs ist nicht mehr so in Mode. Heutzutage müssen alle sprechen und coachen. Upa ist kein Lautsprecher und wird es auch nicht werden. Er ist durch seine Art und Weise trotzdem ein Führungsspieler. Einer, der vorangeht, weil er verteidigen will, weil er Wucht und Tempo an den Tag legt. Heute hat er auch sehr gute Spieleröffnungsbälle gespielt. Er wird sich schrittweise zu einer noch größeren Führungsperson entwickeln. Er muss auch erst einmal ankommen und alle Mitspieler kennen lernen. Dann wird er auch lauter. Das war in Leipzig genauso. Ingesamt ist er aber ein ruhiger Spieler, der nicht ständig jeden Mitspieler coacht.

FC Bayern: Nagelsmann nimmt Zirkzee und Cuisance in Schutz

Wie haben Ihnen die ersten 30 Minuten von Serge Gnabry gefallen?

Nagelsmann: Es war für ihn nicht so leicht, weil er mit den meisten seiner Mitspieler noch nicht so oft zusammengespielt hat und die Abläufe erst jetzt wieder kommen, wenn wir den kompletten Kader beisammen haben. Insgesamt war es aber okay und wertvoll für ihn, heute 30 Minuten dabei zu sein.

Welchen Eindruck macht Gnabry generell nach der auch für ihn persönlich weniger erfolgreichen EM? Müssen Sie ihn aufbauen?

Nagelsmann: Er macht einen normalen und gelösten Eindruck. Ich kenne ihn ja schon ein bisschen länger und er ist derselbe herzliche Typ, der er schon immer war. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass er aufgrund der Europameisterschaft geknickt war. Ich glaube auch nicht, dass es notwendig ist, die Spieler aufzubauen. Das Turnier ist jetzt ja schon ein bisschen her und die Spieler waren im Urlaub, um auf andere Gedanken zu kommen.

Wie bewerten Sie die bisherigen Testspiel-Leistungen von Michael Cuisance und Joshua Zirkzee? Kommt von den beiden zu wenig, wenn man bedenkt, dass es für sie um ihre Zukunft geht?

Nagelsmann: Ich würde das jetzt nicht zu hoch hängen. Es sind immer noch zwei junge Kerle, die es zuletzt auch bei ihren Leihstationen nicht leicht hatten, weil sie verletzungsbedingt oder aus anderen Gründen nicht so viele Minuten gekriegt haben. Auf ihnen lastet auch ein gewisser Druck, weil es für sie eben darum geht, mehr Einsatzzeiten und eine bessere Ausgangsposition im Kader zu bekommen. Das muss man als junger Spieler erstmal verarbeiten. Bei Josh kommt dann noch das Thema vom Wochenende hinzu. Auch wenn er vielleicht nicht immer so wirkt: Er ist erst 20. Und für so jemanden ist es nicht einfach, mit so etwas umzugehen. Sportlich wissen wir, dass die Jungs gewisse Entwicklungspotenziale haben, die es täglich im Training rauszukitzeln gilt.

Nagelsmann: EM-Rückkehrer bekommen gegen Neapel 45 Minuten

Am Samstag steht das letzte Testspiel gegen Neapel an. Wie planen Sie mit den zurückgekehrten EM-Urlaubern?

Nagelsmann: Stand jetzt ist geplant, dass alle fitten und gesunden Spieler, die zu Beginn der Woche zurückgekehrt sind, 45 Minuten bekommen, um vor dem ersten Pflichtspiel in Bremen ein bisschen in den Rhythmus zu gelangen.

Wie lange wird es Ihrer Einschätzung nach dauern, bis die später in die Vorbereitung eingestiegenen Spieler auf Betriebstemperatur sein werden?

Nagelsmann: Grundsätzlich übernehme ich eine funktionierende Mannschaft, die in der vergangenen Saison Meister geworden ist und im Jahr davor alles gewonnen hat. Klar, ein paar Spieler haben den Verein verlassen und es ist nicht mehr alles so wie in den Jahren zuvor, aber es sind viele Spieler dabei, die sich blind verstehen und die Abläufe kennen. Ich habe auch oft betont, dass ich ein paar neue Dinge reinbringen möchte, aber nicht auf Teufel komm raus in den ersten Spielen. Wir haben wenig Zeit und werden uns auch über den Liga- beziehungsweise Pflichtspielbetrieb weiterentwickeln müssen, mithilfe von vielen Nachbesprechungen. Es kann also schon sein, dass das eine oder andere Spiel zu Saisonbeginn nicht mega flüssig läuft. Da sind wir aber nicht der einzige Klub. Auch Gladbach hat an die zehn Nationalspieler und wird - wie einige andere Bundesligisten - auch noch ein bisschen Zeit brauchen, um sich zu finden. Das ist normal. Wenn ihr (Journalisten) vier Wochen im Urlaub wart, findet ihr auch nicht gleich das L auf der Tastatur.

Beunruhigt es Sie, noch immer kein Spiel als Trainer des FC Bayern gewonnen zu haben?

Nagelsmann: Mir ist bewusst, dass es in Pflichtspielen mehr zählt, aber ich bin schon jemand, der lieber gewinnt als verliert. Das gilt auch für Testspiele und dementsprechend hätte mir schon erhofft, ein Spiel zu gewinnen. Noch ist die Vorbereitung aber nicht vorbei.

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