Ottmar Hitzfeld spricht über psychische Probleme als Trainer von Bayern München: "Nahm jahrelang Tabletten"

Von Stefan Petri
Ottmar Hitzfeld hatte zum Ende seiner Zeit bei Bayern große psychische Probleme.
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Ottmar Hitzfeld, der langjährige Erfolgstrainer des FC Bayern München, hat im Interview mit der Zeit verraten, dass er als Trainer jahrelang unter psychischen Problemen litt. Hilfe verschaffte ihm dabei der Arzt von Sebastian Deisler.

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"Wenn ich mit den Bayern ein Spiel gewonnen hatte, konnte ich mich nicht freuen. Das Adrenalin kam nicht. Ich hab bloß gesagt: Gut, dass wir nicht verloren haben", sagte Hitzfeld, der die Bayern von 1998 bis 2004 trainiert hatte, bevor er eine Auszeit nahm.

Er habe als Trainer "funktionieren" wollen und "nicht darüber gesprochen, sondern meinen Job gemacht", erklärte der 72-Jährige. "Bis ich irgendwann im Auto saß und Platzangst hatte." Erst danach habe er sich von Depressionsforscher Florian Holsboer behandeln lassen: "Der hatte schon Sebastian Deisler behandelt, daher kannte ich ihn", sagte Hitzfeld. "Zum Verein hätte ich ja nicht gehen können. Wir haben geredet, ich habe Tabletten bekommen. Über drei Jahre habe ich die genommen, die haben mir sehr geholfen."

Trotz großer Erfolge hörte Hitzfeld nach sechs Jahren bei den Bayern auf, nach eigener Aussage stand er zu diesem Zeitpunkt kurz vor einem Burnout. Dann kam er im Februar 2007 als Nachfolger von Felix Magath noch einmal nach München. "Als mich Uli Hoeneß anrief, sagte ich nur unter der Bedingung zu, dass ich nur für vier Monate zurückkomme", erinnerte er sich. "Soziale Kontakte kosten Kraft, sogar telefonieren war zu anstrengend."

Hitzefeld: "Dachte, ich kann nie wieder Trainer sein"

Am Ende blieb er bis 2008 bei den Bayern und übernahm danach die Nationalmannschaft der Schweiz: "Eine Zeit lang dachte ich, ich kann nie wieder Trainer sein. Aber es ging. Und irgendwann kam die Freude zurück. Als Schweizer Nationaltrainer hatte ich weniger Spiele. Das ging auch, denn Spiele, die zehren."

Seine beste Entscheidung sei es gewesen, "mit 65 Jahren aufzuhören. Wusste ich damals natürlich nicht. Aber jetzt weiß ich es." In seiner Trainer-Karriere gewann Hitzfeld mit Borussia Dortmund (1997) und Bayern München (2001) die Champions League, dazu siebenmal die Deutsche Meisterschaft und dreimal den DFB-Pokal.

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