Joshua Kimmich hat Bedenken gegen eine Corona-Impfung geäußert und deswegen bislang auf eine Spritze verzichtet. SPD-Politiker und Virologe Karl Lauterbach hat dem Bayern-Profi daher ein Aufklärungsgespräch angeboten.
"Wenn er das möchte, würde ich ihm direkt ein solches anbieten", sagte Lauterbach dem Münchner Merkur: "Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es mehr Grund zur Sorge vor Langzeitschäden bei einer Infektion mit Corona als durch eine Impfung", ergänzte der 58-Jährige, der auf seine Erfahrungen als Virologe und Arzt verwies.
"Ich denke, ich kenne mich mit Langfristwirkungen beim Impfen gut aus. Ich bin selbst Impfarzt und habe viele dieser Gespräche geführt. Auch mit Sportlern. Von mir aus also jederzei", sagte Lauterbach.
Kimmich hatte am Samstag nach dem 4:0-Heimsieg des deutschen Rekordmeisters über die TSG 1899 Hoffenheim bei Sky erklärt, warum er sich noch nicht gegen das Corona-Virus hat impfen lassen. "Ich habe für mich persönlich noch ein paar Bedenken, was fehlende Langzeitstudien angeht", begründete der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler seine Haltung: "Trotzdem bin ich mir meiner Verantwortung bewusst, halte mich an die Hygienemaßnahmen und es ist auch so, dass die nicht geimpften Spieler im Verein alle zwei bis drei Tage getestet werden."
Jene Haltung hatte Lauterbach am Sonntagmorgen bei Sport1 im Doppelpass zwar kritisiert, aber auch davor gewarnt Druck auszuüben. "Das wäre nämlich falsch, denn wir haben keine Impfpflicht, es ist Joshua Kimmichs eigene Entscheidung", hatte Lauterbach gesagt.
imago images"Kimmich hat sich in eine sehr schwierige Lage manövriert"
Gegenüber dem Münchner Merkur hinterfragte der SPD-Politiker jedoch Kimmichs Gedankengang - auch, weil sich der Bayern-Profi gemeinsam mit Teamkollege Leon Goretzka mit der Initiative "We kick Corona" engagiert.
"Joshua Kimmich hat sich in eine sehr schwierige Lage manövriert. Er macht viel für die Corona-Bekämpfung, spendet Geld, hat eine Vorbildfunktion, aber das ist in anderer Hinsicht nicht vereinbar mit der Nicht-Impfung. Das hat er aus meiner Sicht nicht ausreichen bedacht", kritisierte Lauterbach.
Ein Treffen zwischen Lauterbach und einem Bayern-Teammitglied wäre keine Novum, schließlich hatte sich der Virologe bereits Anfang des Jahres mit dem damaligen Bayern-Trainer Hansi Flick ausgetauscht, nachdem dieser Lauterbach bei einer Pressekonferenz in einer Brandrede als "sogenannten Experten" bezeichnet hatte, der sich aufgrund seiner Fußball-kritischen Einstellung in Zeiten der Pandemie für zu wichtig nehme.
Lauterbach berichtete in der Folge von einem "spannenden und konstruktiven Gespräch mit gegenseitiger Wertschätzung" und erklärte, dass jeglicher Streit beigelegt worden sei.