Am Mittwoch verbreitete der FC Bayern München über seine sozialen Netzwerke ein Trainingsvideo, in dem Jamal Musiala als Keeper gefragt war. Julian Nagelsmann und seine Co-Trainer feuerten einen Schuss nach dem anderen auf das vom 18-Jährigen gehütete Tor. Ein Hinweis, dass Musiala demnächst seine Chance als Vertreter von Manuel Neuer bekommt, weil es im offensiven Mittelfeld aktuell nur zu so wenig Spielzeit reicht?
Gegen Benfica Lissabon hatte der dauerspielende Stammzehner Thomas Müller eine Pause bekommen. Statt Musiala zu seinem fünften Startelfeinsatz der Saison zu verhelfen, vertraute Nagelsmann auf seine drei Flügelstürmer Kingsley Coman, Serge Gnabry und Leroy Sane. Falsch war diese Entscheidung selbstredend nicht, alle drei überzeugten beim 5:2-Sieg und damit einhergehenden Einzug ins Achtelfinale der Champions League.
"Man neigt als Mensch immer dazu, das Negative zu suchen", sagte Nagelsmann bei der Pressekonferenz nach dem Spiel angesprochen auf Musiala. "Warum spielt er nicht? Die Frage ist ja: Warum spielt vielleicht ein anderer? Leroy, Serge und King sind aktuell einfach sehr, sehr gut drauf. Sie haben es verdient, zu spielen." Einem Bericht des kicker zufolge reichte das Musiala aber nicht als Erklärung, er soll wegen der schwindenden Spielzeit ein Gespräch mit Nagelsmann gesucht haben.
Jamal Musiala: Weniger Minuten, weniger Scorerpunkte
Musiala erlebt mit seinen 18 Jahren gerade den ersten kleinen Durchhänger seiner noch jungen Profikarriere. Das Debüt mit 17, die Reise zum Champions-League-Finalturnier samt Titelgewinn 2020, immer mehr Spielminuten in der vergangenen Saison, die Berufung in den deutschen EM-Kader, die Wahl zum Bayern-Spieler des Monats August. Und dann? Seitdem ist er etwas aus dem Fokus verschwunden, was aber nicht nur an schwindender Spielzeit liegt.
Musialas Einsatzminuten sind im Vergleich zum Saisonbeginn zwar etwas zurückgegangen, seine Ausbeute aber noch deutlich mehr. Verzeichnete er in den ersten sechs Pflichtspielen der Saison bei 244 Einsatzminuten noch sieben Scorerpunkte, folgte seitdem in elf Spielen bei 267 Minuten trotz anhaltender Torflut des FC Bayern nur ein einziger. Der leichte Rückgang an Spielminuten hängt unterdessen auch mit der Rückkehr Comans zusammen, der weite Teile der ersten Saisonphase wegen Blessuren und einer Herz-Operation verpasst hatte.
In der gesamt Saison kommt Musiala auf eine prozentuale Einsatzzeit von 33,4 Prozent und ist damit der am 14. häufigsten eingesetzte Spieler des Kaders. "Das ist nicht üppig. Das ist aber für einen 18-Jährigen bei Bayern München nicht so schlecht", erklärte Nagelsmann und zog das "so" ganz lange in die Länge. "Wenn er jetzt 35 Prozent hat und wir sind im letzten Saisondrittel, dann ist es scheiße von mir. Dann würden wir ihn am Ende zu wenig fördern."
FC Bayern: Die Einsatzzeiten der offensiven Mittelfeldspieler
Spieler | Minuten (von 1530) | Spielzeit (%) | Tore | Assists |
Thomas Müller | 1278 | 83,5 | 6 | 11 |
Leroy Sane | 1131 | 73,9 | 8 | 9 |
Serge Gnabry | 980 | 64,1 | 8 | 4 |
Jamal Musiala | 511 | 33,4 | 4 | 4 |
Kingsley Coman | 406 | 26,5 | 2 | 1 |
Nagelsmann über Musiala: "Wird einer der besten Spieler"
Damit gab Nagelsmann dem bis 2026 gebundenen Musiala gewissermaßen eine Aussicht auf Besserung, auf die er sich bei der künftigen Bewertung seiner Situation berufen kann. "Scheiße" will Nagelsmann nämlich natürlich nicht sein. Generell schien es dem Trainer ein Anliegen zu sein, seinem wohl größten Nachwuchstalent das unumstößliche Vertrauen auszusprechen. Irgendwann wird auch er ein Hochprozentiger!
"Keiner zweifelt an seinen herausragenden Qualitäten, ich erst recht nicht", betonte Nagelsmann. "Das wird einer der herausragenden Spieler für Deutschland und Bayern München. Da bin ich mir ganz sicher. Er wird einer der besten Spieler, die es gibt."
Begeistert zeigte sich Nagelsmann von Musialas Fähigkeiten "mit Ball im offensiven Dribbling, in anderen Bereichen hat er aber noch was zu tun". Konkreter wurde der Trainer nicht, bescheinigte Musiala aber: "Er macht nichts schlechter als vor ein paar Wochen." Gesteigert hat er sich bei den neuen Trainingsinhalten aber womöglich in Sachen Torwart-Fähigkeiten.