Ein völlig ungefährdeter 5:0-Kantersieg in Stuttgart bedeutet die vorzeitige Herbstmeisterschaft für den deutschen Rekordmeister. Doch nach dem Spiel galt besonders Roca die volle Aufmerksamkeit von Nagelsmann, der den "unglaublich glücklichen" Spanier mit einer innigen Umarmung herzte.
"Ich habe Marc heute in der Kabine gelobt. Das mache ich selten, Spieler vor der Mannschaft zu loben. Aber heute hat er das extrem verdient", sagte Nagelsmann auf der abschließenden Pressekonferenz.
Der 25-Jährige hatte nach den Ausfällen von Joshua Kimmich (Lungenprobleme nach Corona-Erkrankung), Leon Goretzka (Patellasehne) und Corentin Tolisso (Oberschenkel) erstmals in dieser Spielzeit in der Startelf gestanden. Und Roca, der zu Beginn der Saison mit einem Außenbandriss ausgefallen war, machte seine Sache gut.
Er brachte 45 seiner 49 Pässe an den Mann, spulte auf dem schlechten Rasen über zehn Kilometer ab und gewann drei seiner vier Zweikämpfe am Boden. Vor dem 2:0 eroberte er obendrein den Ball und leitete somit den zweiten der drei Treffer von Serge Gnabry ein. Kein spielerisches Feuerwerk, aber gerade angesichts seiner fehlenden Spielpraxis ein starker Auftritt.
Nagelsmann: Roca? "Da bin ich selbstkritisch genug"
Vor den 75 Minuten in Stuttgart hatte er lediglich 78 Minuten auf dem Platz gestanden. "Das ist nichts", sagte Nagelsmann und fügte hinzu: "Wir wissen, dass er die fußballerischen Qualitäten hat. Aber die Art und Weise, wie er gekämpft und Gas gegeben hat, hatte extrem großen Impact auf das Spiel. Inhaltlich war es eine herausragende Leistung. Er hatte immer einen guten Anschluss und sehr gute defensive Verteidigungsaktionen."
Schon vor der Partie betonte Nagelsmann, dass Roca sich seinen Platz in der ersten Elf nach den drei Kurz-Einsätzen gegen Dynamo Kiew, FC Barcelona (beide Champions League) und Mainz 05 "verdient" habe. Er "liebe solche Spieler, die selbstlos sind und dem Trainer zeigen, dass es offensichtlich ein Fehler war, sie nahezu nie zu bringen."
Diesbezüglich sei er "selbstkritisch", gab der Bayern-Coach zu. "Heute hat er mir gezeigt, dass es ein Fehler war, ihn so selten zu bringen. Er hat es sehr gut gemacht", schwärmte er von Roca, der sowohl "menschlich" als auch "charakterlich" überzeugen würde: Er habe ein "Riesen-Herz".
Nagelsmann: "Roca ist kein Mäuschen"
Neben der Tatsache, dass Roca im "Training immer Gas gibt und will", sei der Spanier auch jemand, der "dir auch zeigt, dass er sauer ist", ergänzte Nagelsmann. Roca habe einen "starken Charakter. Er ist kein Mäuschen, das sich sich wegduckt. Er sagt seine Meinung und hat den Anspruch, öfter zu spielen und tut das auch kund", erklärte Nagelsmann und schob nach: "Das ist auch gut so."
Nachdem Marcel Sabitzer im Sommer Nagelsmann aus Leipzig gefolgt war und Rocas Spielzeiten im Vergleich zu seiner ersten Saison noch weiter abgebaut hatten, war er schon mit einem Abschied im Winter in Verbindung gebracht worden.
Der überzeugende Auftritt beim VfB könnte die Bayern-Verantwortlichen zumindest ins Grübeln gebracht haben. Außerdem stellte Roca, der 2020 für neun Millionen Euro von Espanyol Barcelona an die Isar gewechselt war, zuletzt selbst klar, dass sein Weg in München noch nicht beendet sei.
"Man könnte meinen, dass meine bisherigen Leistungen ein Misserfolg waren. Ich sehe das nicht so. Es war eine Herausforderung, und ich bin stolz darauf. Ich habe mich als Fußballer sehr verbessert", sagte er Anfang Dezember gegenüber der spanischen El Mundo und führte aus: "Ich wünschte, ich könnte hier erfolgreich sein. Aber im Leben weiß man nie." Nun könnte sich das Blatt gewendet haben.
Marc Roca: Leistungsdaten in dieser Saison
Wettbewerb | Spiele | Tore | Assists | Einsatzminuten |
Bundesliga | 2 | - | - | 100 |
Champions League | 2 | - | - | 53 |