Marc Roca kam mit einem Jahr Verspätung
Um die ganzen Vorstellungsrunden etwas zu bündeln, saß neben Costa und Salihamidzic übrigens auch noch Marc Roca am Rednerpult. An ihm hatte der FC Bayern schon ein Jahr zuvor Interesse, damals war die von Espanyol Barcelona geforderte Ablösesumme von 40 Millionen Euro aber zu hoch. Nun unterschrieb Roca für neun Millionen, was zumindest kleine Rückschlüsse auf seine Entwicklung im zurückliegenden Jahr samt Abstieg mit Espanyol zuließ.
Ebenfalls im Mittelfeld angesiedelt war das portugiesische Talent Tiago Dantas, per einjähriger Leihe von Benfica Lissabon verpflichtet. Er galt zwar als Flicks ausgewiesener Lieblingsspieler, eigene Vorstellungs-Pressekonferenz bekam er jedoch keine. Eingeplant war Dantas hauptsächlich für die Reserve und spielberechtigt eh erst ab Januar.
Angelo Stiller und Adrian Fein verließen den Klub
Ob Roca und Dantas wissen, was sie Angelo Stiller mit ihrer Ankunft angetan haben? Einen "Schlag ins Gesicht" nannte das damals 19-jährige Münchner Eigengewächs die Verpflichtung des Duos später und sagte im Interview mit SPOX und GOAL: "Im Endeffekt war für mich damit klar, dass mein Weg bei Bayern nach dieser Saison zu Ende ist."
Stiller ließ seinen Vertrag im darauffolgenden Sommer auslaufen und wechselte ablösefrei zur TSG Hoffenheim, wo er mittlerweile Stammspieler ist. Beim FC Bayern vermisste er Vertrauen in seine Fähigkeiten, die Verpflichtungen von Roca und Dantas gaben ihm den letzten Wink. Sein Mittelfeld-Kollege Adrian Fein flüchtete umgehend per Leihe zur PSV Eindhoven, ebenfalls ein gebürtiger Münchner aus der eigenen Nachwuchsabteilung. Michael Cuisance wurde an Olympique Marseille verliehen.
Aber auch andere Eigengewächse litten unter der Ankunft der eher durchschnittlichen Spieler aus aller Welt: Chris Richards bekam mit Sarr einen neuen Rivalen rechts hinten, Joshua Zirkzee wurde mit dem ablösefreien Choupo-Moting ein weiterer Stürmer vorgesetzt. Beide Talente waren bald weg und entwickelten sich in der Ferne gut. Richards in Hoffenheim - jedoch in der Innenverteidigung -, Zirkzee nach einer missratenen Leihe bei Parma Calcio zuletzt beim RSC Anderlecht.
Nur Eric Maxim Choupo-Moting erfüllte die Erwartungen
Zirkzees Rivale Choupo-Moting rechtfertigte immerhin als einziger Vertreter des Quintetts seine Verpflichtung. Er etablierte sich nicht nur als verlässlicher Vertreter von Robert Lewandowski, sondern sorgte mit seiner positiven, offenen Art außerdem für gute Laune. Der Rest? Eher überflüssig. Für eine Kaderverbreiterung hätten auch die Eigengewächse sorgen können. Sinnvoller gewesen wären wohl weniger, dafür aber qualitativ hochwertigere Neuzugänge.
Die nur geliehenen Costa und Dantas verließen den Klub im darauffolgenden Sommer, ohne sportlich auch nur in irgendeiner Form weitergeholfen zu haben. Der Brasilianer kickt mittlerweile bei Los Angeles Galaxy in den USA, der Portugiese stieg zuletzt mit CD Tondela ab - und hat bei seinem Stammklub Benfica Lissabon künftig wohl kaum Chancen auf Spielpraxis.
Roca sah bei seinem Champions-League-Debüt die Rote Karte, verschoss beim Aus im DFB-Pokal gegen Holstein Kiel den entscheidenden Elfmeter und stand ansonsten häufig wegen seines taktischen Verhaltens in der Kritik. Genau wie Sarr verkam er mit seinem langen, verhältnismäßig gutdotierten Vertrag zum Ladenhüter ohne Perspektive.
Das Kapitel Roca wurde nun immerhin beendet, bei seinem Wechsel zu Leeds United für zwölf Millionen Euro erzielte der FC Bayern erstaunlicherweise sogar ein Transferplus. Irgendwohin weg aus München soll schnellstmöglich auch der noch bis 2024 gebundene Sarr - bisher ist aber kein Abnehmer in Sicht, der seine Gehaltsvorstellungen erfüllen möchte.
Sarr, Roca, Dantas, Costa und Choupo-Moting beim FC Bayern
Spieler | Zeitraum | Spiele | Minuten | Tore | Assists |
Bouna Sarr | seit 2020 | 27 | 1084 | 1 | 3 |
Marc Roca | 2020 bis 2022 | 24 | 974 | - | - |
Tiago Dantas | 2020 bis 2021 | 2 | 69 | - | - |
Douglas Costa | 2020 bis 2021 | 20 | 663 | 1 | 3 |
Eric Maxim Choupo-Moting | seit 2020 | 57 | 1787 | 17 | 6 |